Die steirischen Zuckerrübenbauern sind mit einer mehrfach schwierigen Situation konfrontiert.
Zucker macht in diesen Wochen gleich mehrfach Schlagzeilen. Eine Handelskette ruft zur großen Bremse auf und gleichzeitig gibt es ein massives Überangebot. All das betrifft die 50 steirischen Zuckerrübenbauern, die sich dieser Tage zu einem Krisengipfel trafen. Für sie drehte sich alles vor allem um die Frage, ob es zum befürchteten Preisverfall kommt. Die Ursache dafür sieht deren Obmann Christian Konrad vor allem im dramatischen Flächenanstieg im EU-Rübenanbau im Jahr 2017. Nach dem Quoten-Wegfall wurde der Rübenanbau in der EU im Vorjahr um 16 Prozent beziehungsweise 240.000 Hektar ausgeweitet. „Allein dieser Mehranbau – vor allem in Frankreich, Deutschland und in den Benelux-Staaten – entspricht dem Sechsfachen der gesamtösterreichischen Anbaufläche“, sagt Konrad. Die Steiermark ist mit insgesamt 280 Hektar ein relativ kleines Anbaugebiet, die meisten Rübenbauern gibt es in Niederösterreich.
Noch lässt sich nicht genau sagen, welche Auswirkungen die genannte Situation auf den heimischen Zuckerrübenpreis haben wird. Aber weil die Flächenausweitung ohne Rücksicht auf die Absatzmöglichkeiten von Weißzucker erfolgt ist, setzen europaweit jetzt schon ein aggressiver Preiskampf und Verdrängungswettbewerb ein. Im vorigen Sommer lag der Durchschnittspreis für Weißzucker in der EU noch bei 500 Euro je Tonne, im Spätherbst 2017 aber schon deutlich unter 400 Euro. Auch wenn das nicht eins zu eins auf den österreichischen Markt übertragen werden kann, rechnet Konrad mit einem Preisrückgang von bis zu 15 Prozent.
Diesbezüglich hat man sich mit der Agrana, dem österreichischen Zuckerverarbeiter, auf ein Preisableitungsmodell geeinigt, das vom jeweiligen Zuckerpreis abhängig ist. Zusätzlich haben sich die heimischen Rübenbauern darauf verständigt, keine Flächenausweitungen vorzunehmen, um die Marktsituation nicht zu verschärfen.
In der aktuellen Initiative einer großen österreichischen Handelskette im Kampf gegen zu viel Zucker sieht Konrad kein Problem. Im Durchschnitt verzehrt der Österreicher pro Jahr 33 Kilo Zucker. Das sind vier Kilo weniger als noch vor fünf Jahren. „Aber durch die ständige wachsende Gesamtbevölkerung in Österreich wird dieser Pro-Kopf-Rückgang wieder wettgemacht“, gibt sich Konrad betont gelassen.
Den heimischen Zuckermarkt zeichnet eine Besonderheit aus. „Der Wiener Zucker hat sich als Marke durchgesetzt. Auch unsere steirischen Rüben werden dazu verarbeitet“, macht Konrad klar und freut sich darüber, dass die Österreicher sehr vorbildlich darauf achten, beim Einkauf dem heimischen Zucker den Vorzug zu geben.
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