Zu sehen gibt`s in den zahlreichen steirischen Bauern- und Heimatmuseen viel, zu verdienen gibt`s für die Betreiber aber wenig.
Abseits der vom Universalmuseum Joanneum geführten großen Museen wie zum Beispiel Österreichisches Freilichtmuseum Stübing oder Landwirtschaftsmuseum im Schloss Stainz gibt es landesweit noch Dutzende kleine Museen, die einen Einblick in den bäuerlichen Alltag von anno dazumal geben. Viele von ihnen sind eher als Sammlung von landwirtschaftlichen Geräten und Fahrzeugen sowie bäuerlichem Hausrat zu sehen, werden von ihren Betreibern aber trotzdem als „Bauernmuseum“ bezeichnet und beworben.
Alle Sammler haben eines gemeinsam. Sie wollen mit ihrer Schau eine Brücke vom Gestern in das Heute bauen und Dinge vor dem Vergessen-Werden und Zerstören bewahren. Oft sind sie selbst damit aufgewachsen oder haben damit gearbeitet.
Einst der Rinderstall
Böllerofen, Sauzange, Pulverhörndl, Futterkrippe, Sonntagsschlitten, Getreidewinde, Wurzenkramperl, Honigwabenpresse – wenn Franz Haberl aus St. Michael in der Obersteiermark durch sein Privatmuseum im alten Bauernhaus führt, merkt er immer wieder bewundernd an: „Die Menschen von früher waren bei allem so ideenreich und raffiniert.“ Haberl hat seine Sammlung schon vor 25 Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dagegen sind es bei Adi Strohmeier im weststeirischen Gundersdorf erst zehn Jahre, seit auf seinem Hof unzählige Exponate einen Einblick in die weststeirische Bauerngeschichte gewähren. Dort, wo noch 2009 rund 25 Rinder gestanden sind, findet man heute Pflüge, Dresch- sowie Futterschneidemaschinen und anderes mehr.
Ähnlich schaut`s bei der Familie Silberschneider in Eichberg-Trautenburg aus. „Der Großteil der gezeigten Exponate stammt vom eigenen Hof“, berichtet Fritz Silberschneider. „Es wurde nie etwas weggeworfen. Die alten Sachen haben mich schon als Bub fasziniert.“ Der ehemalige Rinderstall wird als Hauptausstellungsraum genutzt, in der Tenne parken heute Puch-Mopeds und Oldtimer-Traktoren.
Ein relativ neues und vielbesuchtes Museum ist der „Erinnerungshof“ von Robert und Elfi Hermann in St. Nikolai im Sausal. Aufgeteilt auf mehrere Objekte findet man hier sehr gut geordnete und thematisch getrennte Bereiche wie Landwirtschaft, Handwerk, Jagd, und sogar ein eigenes Lein- und Flachsmuseum. „Anfangs wussten wir nicht, wie ein Museum gestaltet werden soll und was es können muss“, beschreibt Robert Hammer die Startschwierigkeiten im Jahr 2013. In der Zwischenzeit hat er damit umzugehen gelernt, dass man die Ausstellungsräume nicht überladen darf – „auch wenn man noch einmal so viele Dinge herzeigen und ständig von Gemeindebewohnern oder Bekannten Nachschub erhalten könnte“.
Fast alle bäuerlichen Sammlungen in der Steiermark sind vom Idealismus der handelnden Personen getragen. Zu verdienen gibt`s dabei wenig bis gar nichts. Freiwillige Spenden oder der Regiebeitrag decken die Ausgaben nur zu einem Bruchteil ab. Ab und an erhalten die Betreiber Förderungen von ihren Gemeinden.
Werbung macht bekannt
Das Um und Auf jedes Museums ist sein Bekanntheitsgrad. Da ist es dienlich, wenn man mit regionalen Gastronomiebetrieben sowie mit den Gemeinden und Tourismusverbänden gut zusammenarbeitet und auch eine eigene Homepage hat.
Kritisch wird`s immer dann, wenn diese Privatmuseen wegen persönlicher Gründe (Alter, Krankheit, Todesfall) nicht mehr weitergeführt werden können. Manche Sammlungen verschwinden, andere finden neue Betreiber. So zum Beispiel das Lateinberger Bauernmuseum, das seit dem plötzlichen Tod des Gründers Johann Krampl von der Gemeinde – früher Pitschgau, jetzt Eibiswald – weitergeführt wird.
Bei einer Umfrage unter den steirischen Gemeinden hat NEUES LAND erfahren, dass es derzeit landesweit mindestens 70 sogenannte Bauern- oder Heimatmuseen gibt. Ob es all diese Sammlungen auch noch in zehn Jahren geben wird, bleibt offen.
Beitragsfoto: Fürbass