Die Anzahl der Katholiken nimmt ab, der Kirchenbeitrag stagniert. Das hat gravierende Auswirkungen auf die Finanzen der Diözese.
Die Diözese Graz-Seckau schlägt den Sparkurs ein. Wirtschaftsdirektor Andreas Ehart vergleicht die Katholische Kirche Steiermark mit einem großen Öltanker, „der schon zehn Kilometer vor dem Hafen die Bremsung einleiten muss“. Tatsächlich ist jetzt noch kein Feuer am Dach zu sehen. „Aber wir müssen schon heute beginnen, uns auf die prognostizierten Entwicklungen einzustellen“, sagt Ehart.
Im Jahr 2010 gab es in der Steiermark noch 900.000 Katholiken. 2020 waren es nur mehr 800.000 und im Jahr 2030 wird der Anteil der Katholiken in der steirischen Bevölkerung voraussichtlich um weitere zehn Prozent auf 55 Prozent sinken und dann nur mehr 700.000 Personen betragen. Damit einher geht die deutliche Abnahme des Kirchenbeitrags, der für die Diözese Graz-Seckau die Haupteinnahmequelle darstellt. Vom derzeitigen Gesamtbudget in der Höhe von etwa 95 Millionen Euro stammen rund 73 Millionen Euro aus dem Kirchenbeitrag. „Wir rechnen damit, dass diese Einnahmequelle stagniert und sich auch in zehn Jahren in dieser Höhe bewegen wird“, sagt Ehart und betont: „Der Kaufkraftverlust ist dabei nicht berücksichtigt.“ Für die Praxis bedeutet das laut Ehart: „Wir müssen künftig durchschnittlich 1,5 Millionen Euro pro Jahr einsparen.“
Priestermangel
Damit muss Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl gleich an zwei Fronten Feuerwehrmann spielen. Aufgrund des akuten Priestermangels – zusammen mit den Altpriestern gibt es bei stark fallender Tendenz in der Diözese nur mehr 400 Seelenhirten – mussten die pfarrlichen Strukturen auf diese Situation angepasst werden. Die neuen Seelsorgeräume werden gerade umgesetzt. „Wenn man den Menschen reinen Wein einschenkt, ist zwar der Schock groß, aber das ist wichtig“, verteidigt er den Gang in die Offensive.
So viele Stellschrauben hat er gar nicht. 75 Prozent des Gesamtbudgets fließen in die Personalausgaben. Die Diözese ist Arbeitgeber von rund 1900 Personen, inklusive Kindergartenpersonal. Daher gibt es vor allem bei den Gebäuden das größte Einsparungspotential. In der Summe hat die Diözese Graz-Seckau rund 2000 Kirchen, Pfarrhöfe, Pfarrheime und sonstige Gebäude. Deren Erhaltung kostet viel Geld. Fes steht: Es wird künftig bei den Kirchensanierungen gespart werden. Das Jahresbudget dafür macht derzeit fünf Millionen Euro aus. „Derzeit liegt der Renovierungszyklus bei 40 Jahren, das könnte ausgedehnt werden“, deutet Ehart an. Und Bischof Krautwaschl ergänzt: „Solche Maßnahmen müssen künftig mit den pastoralen Plänen in den Seelsorgeräumen abgestimmt werden. Es geht sowieso nur mit den Verantwortlichen vor Ort.“
Während der Verkauf von sakralen Bauten absolut kein Thema ist, verhält sich das bei profanen Gebäuden schon anders. „Gibt es dafür noch einen pastoralen Bedarf?“, lautet dabei die erste Frage. Ist das nicht der Fall, wird geprüft, ob solche Gebäude anderswertig verwendet werden können oder verkauft werden sollen. Dazu Ehart: „Kommt ein Verkauf in Betracht, wird das lokal beurteilt und es werden individuelle Lösungen angestrebt. Gemeinden sind dabei keine bevorzugten Ansprechpartner.“
Kein Grundverkauf
Eines schließen der Bischof und Wirtschaftsdirektor aus. An den Verkauf von Kirchengrund wie Wald und landwirtschaftliche Flächen ist nicht gedacht. „Das hätte nur einen einmaligen Effekt und würde unserem Nachhaltigkeitsgedanken widersprechen“, sagen beide.
Was das Corona-Jahr 2020 betrifft, hat die Katholische Kirche Steiermark trotz staatlicher Unterstützung mit einem Minus von 0,65 Millionen Euro abgeschlossen. Finanziell viel stärker spürten die Pfarren die Pandemie. Die Einnahmen durch Spenden, Opfergelder und Pfarrfeste blieben fast völlig aus.
Digitalisierung
Ungewohnt deutlich reden Krautwaschl und Ehart den Pfarrkindergärten das Wort. „Wir sehen sie als hochqualitative Einrichtungen und beabsichtigen, sie in eine gemeinsame Trägerorganisation einzubinden“, sagt der Wirtschaftsdirektor. Er kündigt auch eine Digitalisierungsoffensive an: „Künftig wollen wir von der Verwaltung bis hin zur Seelsorge digitale Konzepte anbieten.“ Zudem macht er klar, dass man dem Bildungs-, Kunst- und Kulturzentrum Minoriten eine noch stärkere Bedeutung beimessen will. „Wir wollen, dass es eine Strahlkraft weit über Graz hinaus bekommt.“
Beitragsfotos: Sonntagsblatt/Neuhold, Brodschneider