Der biologische Weinbau gewinnt auch in der Steiermark zunehmend an Bedeutung. Pilzwiderstandsfähige Sorten (PIWI) rücken dabei verstärkt ins Rampenlicht.
Aktuelle Zahlen zeigen auch im steirischen Weinbau, wie in fast jeder anderen landwirtschaftlichen Sparte, eine steigende Anzahl an biologisch wirtschaftenden Betrieben. Während 2011 nur 5,5 Prozent der Weinbauflächen bio-zertifiziert waren, sind es 2018 bereits knapp 13 Prozent.
Werner Luttenberger, Direktor des steirischen Weinbauverbandes dazu: „Diese Entwicklung hatte ihren Anfang bei kleineren Betrieben, doch auch größere haben mittlerweile ihren Zugang zu nachhaltigen Produktionssystemen gefunden. Die Qualitätslatte liegt hier mittlerweile genauso hoch wie im konventionellen Bereich, der Bio-Zertifikatslehrgang ist immer voll besetzt und gerade die Fachschule Silberberg zeigt seit vielen Jahren, dass biologische Weine in der Steiermark gut machbar sind.“
Herbizide
Viele Weinbauern verwirklichen aber auch schon Teile der biologischen Produktion. Speziell der Einsatz von Herbiziden wird von vielen Betrieben kritisch hinterfragt. Dies rührt daher, dass gerade die Bedeutung des Bodens im Begriff „Terroir“ stark zum Ausdruck kommt und jeder Eingriff in dieses System komplexe Auswirkungen haben kann. Johann Dreisiebner, Obmann des steirischen Weinbauverbandes: „Wir bemühen uns dieses Thema in einem großen LEADER-Projekt, gemeinsam mit 140 steirischen Obst- und Weinbauern, professionell zu bearbeiten. Die Herbizid-freie Unterstockbearbeitung stellt viele Betriebe vor Herausforderungen, die wir gemeinsam mit Experten auch lösen möchten.“
Kobatl-Hof
Landtagsabgeordneter Anton Gangl setzt seit mehreren Jahren auf seinem Obst- und Weinbaubetrieb auf biologische Produktion und PIWI-Sorten. „Wir hatten vor einigen Jahren bereits Teile unserer Flächen verpachtet, da wir durch das vorherrschende Preisdumping in ein Fahrwasser gelangt sind, welches jeglicher moralischen und ökologischen Vernunft zuwider geht. Gemeinsam haben wir mit unserem Sohn Michael dann diesen Weg beschritten und bewirtschaften nun wieder alle Flächen selbst, sogar die wenigen Hektar Acker“, so Gangl.
Harmonische Weine
Am Weingut Winkler-Hermaden in Kapfenstein setzt man seit 2008 auf biologische Produktion. Auf mehr als 40 Hektar werden international nachgefragte Weine vieler klassischer Sorten wie Sauvignon Blanc, Zweigelt oder Traminer nach ökologischen Richtlinien hergestellt. Der Anteil an PIWI-Sorten beträgt derzeit sieben Prozent, Ausweitungen sind aber auch hier in Planung. „Souvignir Gris und Muscaris werden nun auch ins Qualitätssortenregister aufgenommen. Derzeit ist es ja noch nicht möglich mit PIWI-Sorten offiziell Qualitätsweine herzustellen“, meint Betriebsleiter Christof Winkler-Hermaden. Nach nun bereits zehn Jahren Erfahrung mit biologischem Weinbau zieht er ein klares Resümee: „Ich finde diese Art der Produktion nicht viel schwieriger als die konventionelle. Wenn man die Unterstockbearbeitung im Griff hat, kann man mit normalen Erträgen rechnen und wird mit komplexeren und harmonischeren Weinen belohnt.“
Ausnahmewinzer
Gottfried Lamprecht, vom Herrenhof Lamprecht in Markt Hartmannsdorf, hat vor zwölf mit den eigenen Bio-Weingärten begonnen. Hier wirtschaftet er zusätzlich noch mit selbst auferlegten Richtlinien. So wird beispielsweise mit strengen Ertragsbeschränkungen, Spontangärung und Holzfässern, produziert aus dem eigenen Wald, gearbeitet. Seine Zielstrebigkeit im Bio-Weinbau hat sich jetzt bezahlt gemacht. Der heimische Restaurantführer Gault Millau testete kürzlich insgesamt 300 österreichische Weingüter und kürte Gottfried Lamprecht zum „Ausnahmewinzer des Jahres“. Wir gratulieren!
Beitragsbild: Weingartenbegrünung beim Biohof Gangl. (Foto: Gangl)