Braunviehkalbin Nelli: Sie ist die Beste der Welt

von Karlheinz Lind

Am 22. September wird Braunviehkalbin „Nelli“ in Traboch versteigert. Sie ist – genetisch gesehen – die Beste auf der Welt.

Josef Hohl vulgo Fraidl aus der Gemeinde Geistthal-Södingberg ist Braunviehzüchter aus Leidenschaft. Gemeinsam mit Gattin Monika, Sohn Bernhard und „der guten Seele des Hauses“, Oma Johanna, hält Josef Hohl 50 Rinder, davon 25 Milchkühe. Bereits seit den 1990er Jahren beschäftigt sich der gelernte Tischler intensiv mit der Braunviehzucht und das im Vollerwerb. „Einen weiteren, wichtigen Grundstein für unseren Zuchterfolg legten wir im Jahre 2007. Damals haben wir in Deutschland zahlreiche Elitetiere angekauft und in die Steiermark gebracht“, so Hohl.

Monika und Josef Hohl in ihrem Stall

Monika und Josef Hohl sind begeisterte Züchter. Foto: Lind

Organisiert von der Rinderzucht Steiermark haben die steirischen Züchter im deutschen Bundesland Baden-Württemberg Züchter gefunden, die diese Tiere auch verkaufen. Weiters verbesserte Hohl von Jahr zu Jahr durch den Einsatz bester Genetik in Kombination von Embryotransfer und einer weitgehenden Optimierung des Haltungs- und Fütterungsmanagements, das genetische Niveau seiner Herde. 13 Jahre und fünf Generationen später hat sich nun der Welterfolg für den Betrieb Hohl eingestellt. Somit steht mit Braunviehkalbin „Nelli“ die weltbeste, genomselektierte Braunviehkalbin am eigenen Hof.

Zuchtmethoden

Bereits seit dem Jahr 2013 nutzt Josef Hohl die Möglichkeit der genomischen Selektion. Dabei wird dem Kalb nach wenigen Lebenstagen eine Gewebeprobe entnommen. „Früher haben dies Mitarbeiter der Rinderzucht Steiermark erledigt, heute führen wir diese Entnahme selber durch“, so der Rinderzüchter. Versehen mit einer Stabilisierungsflüssigkeit schickt Hohl die Probe zur Untersuchung nach Tulln. Als vor rund elf Monaten das Ergebnis von Kalbin „Nelli“ zurückkam, staunte man am Hof von Josef Hohl sowie in der Rinderzucht Steiermark gleichermaßen. Mit einem geschätzten Gesamtzuchtwert von 135 und einem Milchwert von 133 stand man mit diesem besonderen Tier an der Weltspitze. „Dass sich diese Tatsache in den letzten elf Monaten nicht geändert hat, ist wirklich sehr verwunderlich“, so Hohl, werden doch täglich unzählige Proben weltweit genommen und untersucht.

Auch für Reinhard Pfleger, Geschäftsführer der Rinderzucht Steiermark ist diese Leistung einzigartig: „Sepp Hohl züchtet die Rasse Braunvieh mit großer Leidenschaft. Er vertraut auf die intensive Nutzung der genomischen Selektion. Dadurch konnte dieses züchterische Juwel in Geisthal in der Weststeiermark gefunden werden.“

Extremeinsatz

Josef Hohl bewirtschaftet 30 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche – ausschließlich Grünland – auf durchschnittlich 750 Metern Seehöhe . Und das unter äußerst schwierigen Bedingungen. Mit 280 Berghöfe-Katasterpunkten muss der Mähzeitpunkt gut gewählt sein. Sepp Hohl erklärt: „Die extrem steilen Flächen müssen gut abgetrocknet sein, um sie befahren zu können.“ Gemäht wird mit dem Mähtrac, eine eigene Rundballenpresse ist vorhanden.

Zuchterfolge

Dass sich der Einsatz der Familie Hohl lohnt, zeigen auch die Erfolge. „In den letzten zehn Jahren haben vier Stiere unseren Stall Richtung Genostar verlassen. Ein besonderer Stier ist in der Besamungsstation Gleisdorf noch im Einsatz, nämlich GS Fever“, so Hohl. Der aus der N-Linie stammende Zuchtstier – gleich wie Braunviehkalbin „Nelli“ – liefert Samen, die in ganz Europa begehrt sind. Zwei weitere Stiere stehen derzeit bereits wieder in der Aufzuchtstation in Kalsdorf. Somit kann Hohl zu recht stolz sein: „Als weststeirische Braunviehgenossenschaft führen wir die Spitze der europäischen Braunviehzucht an.“

 

Spitzengenetik

Die steirischen Brown-Swiss-Züchter haben den mit Abstand höchsten Anteil an Spitzengenetik in ihren Betrieben. Über 40 Prozent der genetisch besten weiblichen Brown-Swiss-Tiere Österreichs kommen aus der Steiermark. Für die steirischen Brown-Swiss-Züchter stand seit jeher die wirtschaftliche Kuh im Mittelpunkt der Zucht. Besonders hervorzuheben ist, dass mit dem genomischen Jungstier GS AUSTRIA vom Betrieb Harald Strommer aus Köflach und der Amorie-Tochter NELLI vom Betrieb Josef Hohl, Geistthal-Södingberg, die deutsch-österreichischen Zuchtwertlisten in ihren jeweiligen Bereichen anführen.

Beitragsfoto: Rinderzucht Stiermark

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