Bauernhöfe als soziale Zentren

von NEUES LAND

Immer mehr Bauernhöfe bieten in der Steiermark soziale Dienstleistungen an. Dafür gibt es auch ein eigenes Zertifizierungsmodell.

Was haben der Adelwöhrerhof der Familie Johann und Petra Steiner und der Klausnerhof von Katrin Horn und Florian Moosbrugger gemeinsam? Beide zählen zu den ersten steirischen Bauernhöfen, die mit dem „Green Care“-Zertifikat samt Hoftafel ausgezeichnet worden sind.

Der Adelwöhrerhof in St. Oswald bei Möderbrugg ist eine vom Land Steiermark anerkannte stationäre Pflegeeinrichtung für 14 ältere pflegebedürftige Personen direkt am Bauernhof. Schon seit dem Jahr 2002 bietet das Ehepaar Steiner dieses mit einem zusätzlichen Mehr an Lebensqualität verbundene Angebot erfolgreich an.

Der Klausnerhof am Gössenberg in der Gemeinde Aich ist ein anerkannter Gesundheitsplatz. Angeboten wird eine ganzheitliche Physiotherapie, womit Menschen mit Erkrankungen des Bewegungsapparates und der Atemwege sowie mit psychischen und physischen Problemen (Burnout, Depressionen, Allergien) geholfen wird. Zudem können hier Schüler die „Lebenswelt Bauernhof“ hautnah erfahren.

Bis vor wenigen Jahren mussten sich solche Betriebe noch als Einzelkämpfer durchschlagen, rechtliche Hürden allein meistern und selbst Kontakte zu den diversen Sozialträgern im Gesundheits-, Behinderten- und Jugendwohlfahrtsbereich herstellen. Seit 2013 gibt es für sie in der steirischen Landwirtschaftskammer eine Ansprechperson und seit 2015 den österreichweiten Verein „Green Care – Wo Menschen aufblühen“.

Mit „Green Care“ können Bäuerinnen und Bauern ihr Produkt- und Dienstleistungsangebot um die soziale Komponente erweitern. Pflegebedürftige Menschen, Personen mit Behinderung, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder arbeitsmarktfremde Personen können im Vergleich zu bisherigen Systemen oft viel sinnvoller und kostengünstiger in den Alltag am Bauernhof eingebunden werden und ermöglichen der Bauernfamilie ein zusätzliches Einkommen.

Die in der Landwirtschaftskammer für den Bereich „Green Care“ zuständige Mitarbeiterin Senta Bleikolm-Kargl stellt aber eindringlich klar: „Es kann vielleicht für einen Betrieb passen, aber es müssen alle dahinter stehen. Es geht um Menschen! Das muss jedem bewusst sein, wenn man einsteigen will.“

Green Care

Green Care macht landwirtschaftliche Betriebe zu Partnern von Sozial-, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen. Es handelt sich nicht um eine Konkurrenz zu bestehenden (sozialen) Einrichtungen, sondern um die Schaffung von qualitativ hochwertigen ergänzenden Angeboten. Vor allem in Norwegen und Holland wird Green Care bereits erfolgreich praktiziert.

 

Fotos: fotolia.com/drubig-photo, Perchthaler

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