Trauer in der Arbeit

von NEUES LAND

Die Uni Graz untersucht, wie Unternehmen mit Verlust umgehen. Denn das Gefühl, allein auf sich gestellt zu sein, kann krank machen.

In Österreich sind über 300.000 Menschen auf dem Arbeitsmarkt aktiv und betreuen gleichzeitig kranke Angehörige. 90.000 Menschen versterben pro Jahr in Österreich. Damit sind viele mit Verlust, Sterben, Tod und Trauer und Trauererfahrungen konfrontiert – auch am Arbeitsplatz. „Wird der Trauer kein Raum gegeben und werden Mitarbeiter in ihren Sorgeaufgaben nicht unterstützt, hat das negative Auswirkungen auf ihre Arbeitszufriedenheit und -fähigkeit,“ weiß Klaus Wegleitner, Sorge- und Public-Health-Forscher an der Universität Graz.

Emotionaler Stress

Der Verlust kann den Berufsalltag gravierend beeinflussen, denn er bedeutet emotionalen Stress. Die Uni Graz wird beim Projekt „EU Co-Work: Developing Compassionate Workplaces in Europe“ Faktoren und Wirkungen eines unterstützenden Arbeitsumfeldes untersuchen. Die Uni Graz ermöglicht bereits ein gemeinsames Verabschieden im beruflichen Umfeld: Eine mit Karten gefüllte „Trauer-Box“ bietet Platz für Anteilnahme und Erinnerungen aller Art. Derartige Angebote sind rar, bestätigt der Vize-Leiter des Zentrums für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung: „Die Gesundheitsförderung ist in heimischen Betrieben und öffentlichen Institutionen gut ausgebildet. Verlust, Sterben, Tod und Trauer haben hingegen wenige im Blick.“

Forschung

Das Horizon-Forschungsvorhaben der Europäischen Kommission will das ändern. Dazu arbeiten unter der Leitung der Vrije Universiteit Brussel sieben weitere Institutionen in Belgien Griechenland, Großbritannien, Schweden und Österreich zusammen. „Wir wollen erforschen, inwieweit mitfühlende Arbeitswelten Leid lindern und Gesundheit fördern können, durch die Entwicklung konkreter Unterstützung in den Unternehmen“, so Wegleitner. Soziologe Markus Hadler ist mit dem Center for Social Research an Bord.

Drei Betriebe wird das Forschungsteam der Uni Graz mit dem Verein Sorgennetz intensiv begleiten. „Wir suchen noch Unternehmen aus unterschiedlichen Sparten“, ruft Wegleitner Firmen zur Teilnahme auf. Gemeinsam sollen Maßnahmen entwickelt, ausprobiert und evaluiert werden, „das können Gesprächsformate, Buddy-Systeme, Handlungsempfehlungen für Team- und Leitungskultur oder individuelle Betreuung sein“.

Infos: cirac.uni-graz.at

Beitragsfoto: kieferpix – stock.adobe.com

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