Die Ausbildungsstätte der Tierärzte in Wien ist 250 Jahre alt und auf Spurensuche. Einige davon führen auch in die Steiermark.
Im Jahr 1765 ließ Maria Theresia die heute kurz „Vetmeduni“ genannte Veterinärmedizinische Universität gründen, um „für die Gesundheit von Mensch und Tier zu sorgen“. Tatsächlich stand damals das Wohl der Menschen im Mittelpunkt, denn ganz besonders ging es darum, die grassierenden Viehseuchen in den Griff zu bekommen. Über allem standen allerdings militärische Interessen – für die Kavallerie, deren Soldaten zu Pferde kämpften, waren gesunde und starke Tiere ein entscheidender Faktor. So war denn auch die Gründungszeit der Veterinärmedizinischen Universität, eine der drei ältesten Institutionen dieser Art weltweit, stark von den Einflüssen der Humanmedizin und des Militärs geprägt. Mit zum Teil kuriosen Konsequenzen: Fast ein Jahrhundert lang durften das Studium der Tiermedizin neben fertigen Humanmedizinern nur Militärschmiede absolvieren. Und das, obwohl sie häufig nicht einmal lesen und schreiben konnten.
Schon bald nach der Gründung der Universität war man bemüht, in der ganzen Habsburgermonarchie so genannte veterinärmedizinische Schulen errichten zu lassen. Auch um auf diese Weise den vielen Quacksalbern das Handwerk zu legen, die ein Monopol in Sachen Tiergesundheit hatten. Im Jahr 1781 wurde verfügt, dass an sämtlichen medizinisch-chirurgischen Fakultäten der Monarchie – so auch am damaligen Grazer Lyzeum, einem Vorläufer der Medizinischen Universität – ein Lehrstuhl für Viehseuchen- und Viehheilkunde eingerichtet wird. Dieser Lehrstuhl wurde durchwegs von Humanmedizinern besetzt, die ihrerseits auch wieder Humanmediziner unterrichteten. Die Professoren kamen alle aus Wien.
In Graz wurde ein solcher Lehrstuhl erstmals 1786 besetzt und bis Mitte des 19. Jahrhunderts ging man diesen Ausbildungsweg. 1842 wurde in der Zimmerplatzgasse in Graz eine eigene Hufbeschlags-, Tierheil- und Lehranstalt eröffnet, deren Direktor jeweils auch Professor für Veterinärpolizei und Seuchenlehre an der medizinisch-chirurgischen Fakultät der Uni Graz war.
Von Anfang an hatte man dort Stallungen für erkrankte Pferde zur Verfügung, manchmal nahm man in diese auch Hunde auf. Etwa ein Jahrzehnt später wurden die Stallungen erweitert, 1862 entstand ein eigener Raum als „Hundeklinik“. Nach einer wechselvollen Geschichte entwickelte sich aus diesem Zentrum der Veterinärmedizin letztlich das „Landestierspital“, das es schon seit Jahrzehnten nicht mehr gibt. Heute erinnert nur noch ein Einfahrtsportal am Rande eines Wohnblocks daran.
Aktuell zählt man an der „Vetmeduni“ 2300 Studierende, rund 160 davon aus der Steiermark. Die überwiegende Mehrheit ist übrigens weiblichen Geschlechts.
Eine Top-Uni
Die Veterinärmedizinische Universität Wien („Vetmeduni Vienna“) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Der Campus in Wien-Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen.
Die Feiern rund um das 250-Jahr-Jubiläum der Veterinärmedizinischen Universität Wien erreichen Ende dieser Woche ihren Höhepunkt. Mit einem Festakt am 19. Juni und einer tierischen Ballnacht im Wiener Rathaus am 20. Juni zelebriert die „Vetmeduni Vienna“ gemeinsam mit Festgästen internationaler Partneruniversitäten sowie zahlreichen Prominenten ihren Geburtstag.