75 Jahre Zweite Republik

von Karl Brodschneider

Die Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Zweiten Republik stand im Zeichen der Coronakrise.

Die blutige Schlacht um Wien war erst wenige Tage zuvor zu Ende gegangen und im Großteil Österreichs sollte es bis zum 8. Mai 1945 noch schwere Kämpfe und unzählige Tote geben, da entstand bereits eine provisorische österreichische Staatsregierung. Sie bestand aus Vertretern der neugegründeten Parteien SPÖ und ÖVP sowie aus der KPÖ. Der Sozialdemokrat Karl Renner stand dieser Regierung vor und verkündete Ende April die Wiedererrichtung Österreichs.

Die ersten Wahlen

Ein wichtiger erster Schritt war damit getan. Aber es sollte noch eine Weile dauern, bis Renner und sein Kabinett auch von den westlichen Alliierten anerkannt wurden. Dabei spielte unter anderem eine Rolle, dass Karl Renner bei seinem Auftritt auf der Parlamentsrampe ausschließlich von sowjetischen Generälen und Offizieren umgeben war. Deswegen hielt man Renner und sein Team anfangs für eine sowjetische Marionettenregierung. Im November 1945 gab es bereits die ersten demokratischen Wahlen, aus der die ÖVP als Sieger hervorging. Sie stellte dann mit dem niederösterreichischen Bauernsohn Leopold Figl den Bundeskanzler. In weiterer Folge wurde Renner zum Präsidenten der wiedererstandenen Republik gewählt.

Bei einem am Montag stattgefundenen Staatsakt aus Anlass „75 Jahre Zweite Republik“ zog Bundeskanzler Sebastian Kurz immer wieder Vergleiche zwischen dem Wiederaufbau des Landes nach 1945 und dem Wiederhochfahren der Wirtschaft nach der derzeitigen Coronakrise. Die Geschichte der Zweiten Republik zeige, dass es immer wieder ein Auf und Ab gegeben habe, sagte Kurz und betonte: „Wir sind als Österreich und europäische Staatengemeinschaft gestärkt aus all diesen Krisen hervorgegangen und so wird es auch diesmal sein.“

Dankbar sein

Österreich habe die Coronakrise bisher gut gemeistert, gab sich der Bundeskanzler überzeugt. Von fast 1000 Neuinfizierten pro Tag im März sei Ende April die Zahl der Neuinfektionen auf weniger als 100 gesunken. Er betonte: „Wir müssen dankbar sein, dass uns eine Entwicklung wie in Italien, Spanien oder Frankreich erspart geblieben ist.“

Er könne nicht versprechen, dass von heute auf morgen wieder alles so sein werde, wie es einmal war. Allerdings versprach der Bundeskanzler in seiner Rede „Schritt für Schritt so viel Normalität wie möglich“. Damit aber die Infektionszahlen niedrig gehalten werden können, bedarf es der Eigenverantwortung aller Österreicherinnen und Österreicher. Das Abstand-Halten, das Tragen einer Schutzmaske und möglichst viel Hygiene sind, so Kurz, wichtiger denn je.

Den bereits vor der Coronakrise angekündigten Weg der Entlastung für kleinere und mittlere Gehälter werde Österreich fortsetzen, betonte der Bundeskanzler und stellte klar: „Wer hart arbeitet, soll auch mehr zum Leben haben!“ In diesem Zusammenhang nannte er beispielsweise das Pflegepersonal, die Supermarktmitarbeiterinnen und die Sicherheitskräfte. Gleichzeitig werde die Regierung auf nationaler und internationaler Ebene gegen alle Formen der Steuerflucht und ungerechte Steuermodelle großer Konzerne ankämpfen.

Fast pathetisch klangen seine Schlussworte: „Wir können mit Mut und Zuversicht auf das blicken, was wir noch erreichen können!“ Und er sprach von einem „Comeback für Österreich, an dem wir alle beteiligt sein werden“.

 

Beitragsfoto: APA/Roland Schlager

 

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