Bereits jeder Fünfte leidet unter Lärm. Die Belastung nimmt ständig zu. Dabei sind nicht nur die Ohren, sondern der gesamte Körper betroffen.
In Europa macht bereits jedem Fünften gesundheitsschädlicher Lärm zur schaffen – am „Tag des Lärms“, jedes Jahr am letzten Mittwoch im April, wurde wieder darauf sensibilisiert. Vor allem zu viel Lärm für die Ohren bleibt laut der Europäischen Umweltagentur EEA ein weit verbreitetes Problem – auch in Österreich. Der Straßenverkehr stellt die Hauptquelle dar, gefolgt von Schienen- und Flugverkehr sowie Industrie. „Das Thema verlagert sich zudem zunehmend in den privaten Bereich“, sagt Andreas Grill, Hörakustikmeister und Hörtrainer bei Neuroth. Das reicht vom Musikhören über das Heimwerken bis zum Motorradfahren.
Ruhepause für die Ohren
Ruhepausen sind für die Ohren essenziell. Denn auch stundenlange Telefon- und Videokonferenzen im Homeoffice können sich auf das Gehör schlagen – genauso wie zu langes und lautes Musikhören über Kopfhörer. Musik über In-Ear-Kopfhörer erreicht oft Spitzen bis zu 110 Dezibel. Die kritische Grenze liegt ab einer gewissen Dauer bei 85 Dezibel. Laut WHO gefährdet mehr als eine Milliarde Jugendlicher und junger Erwachsener zwischen zwölf und 35 Jahren – das sind rund 50 Prozent – wegen zu lauter Musik ihr Gehör. Die Folge: Auch immer mehr Jüngere haben Hörprobleme. Experten empfehlen einen regelmäßigen Hörtest.
„Lärmschwerhörigkeit ist die zweithäufigste Art einer Hörminderung nach der Altersschwerhörigkeit und in Österreich die häufigste Berufskrankheit“, so Grill. Dabei knicken die feinen Haarzellen im Innenohr wie Streichhölzer und sterben ab. Es kommt zu einer dauerhaften Hörminderung. Das Hören wird dumpf, das Sprachverstehen schwierig. Oft geht ein Tinnitus – Ohrensausen beziehungsweise Ohrenpfeifen – damit einher.
Laut Schätzungen der Österreichischen Tinnitus Liga leiden etwa 800.000 bis eine Million Menschen in Österreich darunter. Ein Tinnitus ist oft die Folge einer Hörminderung oder einer zu hohen Lärmbelastung. Wenn man sich etwa dauerhaft in lauter Umgebung aufhält oder einer großen plötzlichen Lärmeinwirkung ausgesetzt ist“, so Grill. Laut Medizinern kann es viele weitere Ursachen geben, darunter zu viel Stress und Verspannungen.
Auswirkungen von Lärm
Auch die psychischen und körperlichen Auswirkungen von Lärm sind vielfach belegt. „Ab einer Lärmbelastung von rund 55 Dezibel fällt die Konzentration bereits immer schwerer. Ein Lärmpegel ab 85 Dezibel wird bei längerer Belastung zum Gesundheitsrisiko“, erklärt der Hörakustiker. Mögliche weitere Folgen: ein erhöhter Stresspegel, Bluthochdruck, Schlafstörungen oder ein erhöhtes Herzinfarktrisiko. Fazit: „Nicht nur die Ohren leiden unter Lärm, sondern der gesamte Körper“, sagt Grill.
„Laute“ Zahlen & Fakten:
- „Internationaler Tag gegen Lärm“ am 28.4.2021: Seit 1996 findet jedes Jahr am letzten Mittwoch im April der „International Noise Awareness Day“, der „Tag gegen Lärm“ (initiiert vom New Yorker „Center for Hearing and Communication“), statt. Damit soll auf Lärm als Umweltthema aufmerksam gemacht werden. Weltweit gibt es Aktionen, um das Bewusstsein für das eigene Gehör zu schärfen.
- Lärmschwerhörigkeit ist die zweithäufigste Art einer Hörminderung nach der Altersschwerhörigkeit.
- 85 Dezibel: Das ist jene Grenze, ab der Lärm für die Ohren ab einer gewissen Dauer gefährlich werden kann. Mögliche Folgen: Hörminderung, Schlaflosigkeit, hoher Blutdruck, etc.
- Hört man Musik mit einer Lautstärke von rund 105 Dezibel, liegt das für das Ohr maximal verträgliche Pensum bei lediglich 18 Minuten pro Woche.
- 120 Dezibel: Hier liegt auch die durchschnittliche Schmerzgrenze des menschlichen Ohrs.
Beitragsfoto: Neuroth