Wenn Trends den Tisch decken

von NEUES LAND

Eine große Studie hat sich mit der Ernährung im Jahr 2030 auseinandergesetzt. Sie wird von Apps, den Genen, Werten und Ideologien dominiert sein – und den Bauern neue Chancen anbieten.

Unter Beteiligung vieler Fachleute und mit großem Aufwand hat sich der Lebensmittelkonzern Nestlé mit den Ernährungstrends der Zukunft auseinandergesetzt. Konkret wollte man wissen, wie die Menschen in Deutschland (und damit wohl auch in Österreich) mit dem Thema Lebensmittel im Jahr 2030 umgehen werden. Lesen Sie hier die wichtigsten Entwicklungen, die nun nach Abschluss des großen Umfrageprojektes als realistisch angesehen werden.

Persönlich

Weil sich die Menschen auch in Zukunft noch stärker vernetzen werden, sollte sich auch unser Ernährungs- und Einkaufsverhalten dadurch stark verändern. Für die Mehrheit der Bevölkerung wird es, so meint man, künftig selbstverständlich sein, dass sie sich bei der Auswahl der Lebensmittel von Ernährungs-Apps unterstützen lassen, die auf das persönliche Gesundheitsprofil zugeschnitten sind. Eine wichtige Rolle dabei werden Gesundheitsarmbänder spielen, die uns bei der Kontrolle der Körperfunktionen helfen.

Zwei gesellschaftliche Veränderungen dürften diesen Trend, so sagen Experten und Meinungsforscher, noch verstärken: Zum einen wird der Erhalt der Gesundheit auch als zunehmend bedeutungsvoller Kostenfaktor unweigerlich zu Lebensstilen führen müssen, die sich an kluger Vorsorge orientieren. Zum anderen geht man davon aus, dass zukünftig jeder seine eigenen Gene analysieren lassen und erfahren kann, wie hoch das persönliche Risiko für unterschiedliche Erkrankungen ist. Das wird Konsumenten stärker in die Eigenverantwortung nehmen und auch ihre Ernährungsgewohnheiten prägen.

Neue Produkte

Auf diese Weise sollten auch neue Produkte und Dienstleistungen entstehen. Denkbar sind beispielsweise personalisierte Lebensmittel, die – ganz dem individuellen Bedarf angepasst – nicht nur der Gesunderhaltung, sondern allenfalls auch der Leistungssteigerung dienen. Essen dürfte, sagen die Experten voraus, als Thema immer ideologischer werden. Die Festlegung auf einen Ernährungsstil ist, sagen sie, in Zukunft vergleichbar mit der Zugehörigkeit zu einer politischen Partei. Die Anpassung daran wird alle Lebensmittelhersteller vor eine enorme Herausforderung stellen. Darüber hinaus ist diese Entwicklung mit der Konsequenz verbunden, dass das Essen mehr und mehr zum Sozialprestige beitragen wird. Jeder Zweite – so ergab die Umfrage – geht bereits davon aus, dass die Ernährung künftig zum Statussymbol und zum Ausdruck des persönlichen Lebensstils wird.

Werteorientierung

Einig ist man sich auch in der Überzeugung, dass Werteorientierung den Konsum verstärkt beeinflussen wird. Käufer interessieren sich nicht mehr nur für das Produkt im Regal, sondern auch für die dahinterstehenden Prozesse. Beispielsweise werden in Zukunft Verbraucher immer öfter wissen wollen, wie die Lieferketten aussehen und ob die Produktion ressourcenschonend erfolgt. Die Thematik geht, so sagen die Fachleute, weit über die derzeitige Bedeutung des Themas „Bio“ hinaus.

Durchaus positiv

Der Grazer Preisforscher Thomas Angerer, der vor geraumer Zeit gemeinsam mit der Zeitung NEUES LAND ein großes Umfrageprojekt zum Thema „Maßnahmen gegen den Preis“ getragen hat, sieht die genannten Zukunftsperspektiven der Ernährung aus Sicht bäuerlicher Produkte durchaus positiv: „Immer mehr Kunden achten darauf, wie das Produkt erzeugt wird und woher es kommt. Das Vertrauen in die heimische Landwirtschaft und Angebote, die diese Konsumententrends aufgreifen, sind daher eine große Chance jenseits des niedrigsten Preises.“ Angerer erinnert Produzenten in diesem Zusammenhang allerdings auch mit Nachdruck daran, dass es in Zukunft noch wichtiger wird, „die Produkte an die sich ändernden individuellen Ernährungsgewohnheiten und Kundenbedürfnisse anzupassen“.

Zur Studie

Weil sowohl der demografische Wandel als auch die Veränderungen in der Medizin, den Technologien und unserer Arbeitswelt Einfluss auf unsere Ernährung haben, lieferten 14 Vordenker aus unterschiedlichen Bereichen zunächst einmal die Basis für das große Umfrageprojekt. Die von ihnen skizzierten Zukunftsprognosen betrafen unter anderem Trends in der Architektur von Ballungsräumen (Entwicklung von Wohnungs- und Küchengrößen), die neuesten Meilensteine in der medizinischen Forschung (Entschlüsselung des Genoms) und auch wahrscheinliche Entwicklungen im Bereich der Arbeitswelten (zunehmende Flexibilisierung). Zuletzt stellten das alles auch noch ausgesuchte Konsumenten auf den Prüfstand, ehe letztlich 1.029 Menschen via Online-Fragebogen ihre Meinung zu den erarbeiteten Szenarien sagten. Für die Studie verantwortlich zeichneten Katja Popanda, die das Marktforschungsteam der Nestlé Deutschland AG leitet und Jens Krüger, der Mitglied der Geschäftsführung beim Meinungs- und Marktforschungsunternehmen TNS Emnid Deutschland ist.

 

Foto: Fotolia.com/stokkete,

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