Viel Interessantes über die Honigbiene

von Karl Brodschneider

In der Galerie in der Kirchenmauer in Straden ist bis Oktober täglich von 10 bis 17 Uhr eine Ausstellung über die Honigbiene und ihre spannende Kulturgeschichte zu sehen.

Rund 80 Prozent der Kultur- und Wildpflanzen in Österreich werden von Bienen bestäubt. Die Erkenntnis über die Bedeutung der Honigbienen bei der Bestäubung verdanken wir den Forschungen von Christian Conrad Sprengel (1750-1816). Sein Werk „Das entdeckte Geheimnis der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen“ erschien 1793 in Berlin. Es fand aber erst viele Jahre später mit Charles Darwin wissenschaftliche Anerkennung.

Die Bienenforschung hat eine besondere Tradition an der Universität Graz erlangt. Karl von Frisch (1886-1982) erhielt 1973 den Nobelpreis für die Entdeckung der „Sprache“ der Bienen – den Bienentanz als Kommunikationsmodell für die Nahrungssuche. Heute ist ein Team von Wissenschaftlern auf den Schwerpunkt „Bienengesundheit“ spezialisiert. Neueste Forschungen sollen helfen, weltweit verbreitete Bienenkrankheiten wie die Amerikanische Faulbrut oder die Varroa-Milbe in den Griff zu bekommen.

Die Honigbiene und der Mensch

Die ersten Darstellungen von Bienen verdanken wir dem Streben der Menschen nach „Süßem“. Schon in der Steinzeit nutzte der Mensch Honig als Nahrungsmittel, wie es 9000 Jahre alte steinzeitliche Höhlenmalereien von der „Honigjagd“ zeigen. Der wild lebenden Bienenvölkern abgenommene Honig wurde auch als Köder bei der Bärenjagd eingesetzt.

Bei Ausgrabungen von Pharaonengräbern in Ägypten wurde Honig als Grabbeigabe auf goldenen Schmuckstücke gefunden. An diese Entdeckung hat sich jemand erinnert und sie mit einer Deutung als Bienen für das Abzeichen der ersten Königsfamilie des Frankenreiches, der Merowinger, gehalten. Daher trug Napoleon am Tag seiner Krönung zum Kaiser der Franzosen goldene Bienen auf seinem purpurnen Mantel. Bienen wurden auch auf den Wandtapeten und Vorhängen seines Palasts, der Gerichte und der kaiserlichen Behörden angebracht.

Anfänge der Bienenzucht

Bereits vor mehr als 1000 Jahren – in der Ostarrichi-Urkunde von 996  – wird die Bienenweide erstmals urkundlich genannt. Zu den beliebtesten Trachtpflanzen gehören Weide, Hasel und Roter Hartriegel. Es gehört zu den Sagenmotiven, dass bei Feindeinfällen zur Verteidigung von Burgen und Wehrkirchen heißes Wasser, Feuer und Bienenstöcke eingesetzt wurden.

Nicht ins Reich der Sagen gehören kaiserliche Verordnungen, nach Kriegen die Bienenzucht in den habsburgischen Erblanden wieder zu heben. Im Spätmittelalter zählte Radkersburg zu den wichtigsten Handelsstädten der Steiermark, gelegen an der Ungarnstraße und dem Wasserweg der Mur. Aus dem steirischen Oberland wurden Eisen, Salz und Holz in den Süden verfrachtet, umgekehrt Wein, Honig und Getreide auf dem Wasserweg mit Flößen und Plätten in die Obersteiermark.

Kaiserin Maria Theresia gründete 1769 im Wiener Augarten eine „Schule zur Förderung der Bienenzucht“, geleitet von Anton Jansa aus Krain und erklärte 1775 die Bienen mit Schutzpatent zu Haustieren. In der Herrschaft Weinburg zählte man 1822 neben Pferden, Ochsen und Kühen 346 Bienenstöcke. In der Steiermark erließ der Kreishauptmann 1817 eine Aufforderung an alle Bezirksobrigkeiten, Maßnahmen zu treffen, die infolge der Napoleonischen Kriege zurückgegangene Bienenzucht im Gleichenberger Bezirk wieder zu stärken.

Bis 1819 war ein leichter Anstieg bei der Anzahl der Bienenstöcke bzw. Honig und Wachs zu verzeichnen, wobei diese Zahlen aus Angst vor möglicher Besteuerung mit Vorsicht zu werten sind. Die Bienen- und Seidenraupenzucht wurde in der Folge von den von Erzherzog Johann gegründeten Landwirtschaftsgesellschaften gefördert. 1819 wurden die Filialen Feldbach und Radkersburg gegründet. In den Schulen wurde Wissen an bäuerliche Bienenhalter weitergegeben.

Ab 1833 vergab die Landwirtschaftsgesellschaft alljährlich Prämien an erfolgreiche Bienenzüchter. Mit der Verteilung von neuen Bienenstöcken versuchte man etwa neben den üblichen Strohkörben um 1860 die vom schlesischen Pfarrer Dr. Johann Dzierzon erfundene Bienenhaltung in Stöcken mit beweglichen Rahmen zu verbreiten. Die Erfindung der Honigschleuder durch Franz Edlen von Hruschka 1865 war eine große Erleichterung in der Honiggewinnung.

Licht und Süße

Das Handwerk der Lebzelter und Wachszieher zählt zu den ältesten Gewerben der Steiermark. Die Erstnennung erfolgte im 13. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem Kloster Admont. Die Lebzelter waren bürgerlicher Herkunft und überwiegend in Städten ansässig, eine Festlegung der Sprengel und der zu befahrenden Kirchtage hat sich nicht erhalten. In der Barockzeit kamen dazu noch die Wallfahrtsorte mit Maria Zell an der Spitze, wo die Tradition bis heute fortlebt. Die um 1900 über 100 steiermarkweit bestehenden Werkstätten gingen auf die Zuckerbäcker und Konditoreien über.

Zur Herstellung des Honigteiges wurde Roggenmehl verwendet, mit Hirschhornsalz oder Pottasche als Treibmittel. Im beigemengten Honig waren auch noch Wachsreste, die beim Backen für eine schaumartige Konsistenz sorgten. Honigkuchen, Honigtaferl, Honignudel und Honigschöberl waren regional unterschiedliche Bezeichnungen für die „Mehlspeis zum Umhängen“.

In den ältesten Grundbüchern ist in Hart bei Straden 34 der Vulgoname „Lebzelter“ überliefert. Aufgrund des Vorkommens außerhalb einer städtischen oder märktischen Siedlung ist in diesem Zusammenhang eher nicht an die Produktion, sondern eher an den Handel mit Lebkuchen zu denken.

Die Pfarre Straden hatte bis in die Zeit Kaiser Joseph II. mehr als 10.000 Einwohner und 11 Kirch- oder Markttage. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in der im Gemeinderat von Straden beschlossenen Marktordnung eine eigene Standgebühr für Lebzelter, Wachszieher und Gerber. Der Tarif war mit 3 Gulden der zweithöchste nach den Stoffhändlern – ein kleiner Hinweis darauf, welche Stände die höchsten Umsätze erzielten.

Die Pfarre Straden scheint von den Märkten Gnas und Mureck von der Lebzelterfamilie Civrani befahren worden zu sein. In Hart bei Straden könnte sich der Wohnsitz eines Bediensteten befunden haben, der für die Lebzelter diese Fahrten übernahm.

Bienenzuchtverein in Straden

Der 1901 gegründete Bienenzuchtverein gehört zu den ältesten Vereinen des Ortes. Die Statuten wurden am 14. Juli 1901 von Peter Käfer, k.k. Hofgärtner in Nägelsdorf 38, und Rudolf Spätauf, Gastwirt und Bäckermeister in Straden 11 eingereicht. Die beiden dürften bis zum Ersten Weltkrieg die Obmann- und Kassier-Funktion innegehabt haben. Peter Käfer war auch Pionier im Obstbau, brachte neue Sorten (z.B. Kronprinz Rudolf) in die Gegend und verstarb 1916, Rudolf Spätauf im Jahr 1929.

Gestalter von Straden

Bürgermeister Gerhard Konrad, Ausstellungsgestalterin Christa Schillinger und Imkervereinsobmann Alois Hütter sind stolz auf ihre Ausstellung.

Als Vereinszweck wird unter § 2 die „Hebung der Bienenzucht und die Verbreitung des rationellen Bienenzuchtbetriebes“ genannt. Als Mittel dazu sind praktische Demonstrationen, Vorträge und Kurse mit Wanderlehrern und die Bereitstellung von einschlägiger Literatur angeführt. Auch Ausflüge und Studienfahrten werden stattgefunden haben. Die alljährliche Versammlung wurde im Februar im Vereinslokal abgehalten.

Zu dieser Zeit war die Bienenzucht in Straden und Umgebung großteils sehr einfach und auf Eigenverbrauch ausgerichtet. In guten Jahren wurde der Honig von umherziehenden Händlern aufgekauft und an Lebzelter und Metsieder weiterverkauft. Für Umsatz sorgte auch der nahe gelegene Kurort Gleichenberg.

Imker im Vollerwerb

Einer der wenigen erwerbsmäßigen Imker in der Region Straden war Silvester Neubauer aus Puxa. Er begann mit der Gründung des Bienenzuchtvereines mit der Bienenhaltung und zwar nicht mehr in Körben, sondern in heute noch üblichen Beuten. Den geernteten Honig verkaufte er über die Imkergenossenschaft in Graz und konnte sich davon während des Ersten Weltkrieges ein Haus samt fünf Joch Grund in Puxa kaufen.

Ein weiterer Nebenverdienst von Silvester Neubauer war das Pressen von Mittelwänden für die zahlreichen Imker der näheren und weiteren Umgebung. Eine Ausnahme bildete die Imkerin Theresia Messner vulgo Schuster aus Stainz bei Straden. Als Witwe bildete die Bienenzucht eine wertvolle Einnahmequelle. Sie stellte selbst Mittelwände her. Ihre Wabenpresse ist in der Ausstellung zu sehen.

Schuldirektor und Imker

Heribert Paller, seit 1908 Lehrer an der Volksschule Straden und späterer Schuldirektor (1924-1938 bzw. 1945-1949) teilte nicht nur mit seinem Schwiegervater Rudolf Spätauf die Liebe zu den Bienen, sondern auch mit seinen Schülern. Bei der Bestäubung sind Landwirte und Imker aufeinander angewiesen. In Krusdorfberg (Krusdorf 42) beschäftigte sich Anton Hopfer vulgo Kaufmann mit der Imkerei in Strohkörben.

Im Zuge der Kriegshandlungen wurden 1945 mehr als 80 Prozent der Bienenvölker vernichtet. 1946 erfolgte die Umbildung des Zweigvereines Straden des Centralvereines für Bienenzucht in Österreich in „Bienenzuchtverein Straden und Umgebung“ mit dem Obmann Albert Ulbl, Schneidermeister in Straden 41. Sein Bienenhaus stand am Fuße des Saziani.

Seine Bienenstöcke wurden später von Josef Grinschgl übernommen. Von 1953 bis 1962 stand Alois Platzer aus Nägelsdorf 5 dem Verein vor.1962 übernahm Josef Neubauer, der Sohn von Silvester Neubauer, das Amt des Obmannes des Bienenzuchtvereines Straden, das er 21 Jahre bis 1983 ausübte. Er besuchte immer wieder Kurse und gab sein Wissen gerne an alle Imker weiter.

Sein Nachfolger war von 1983 bis 1988 Hermann Stöckler aus Karla 8. Seit 1988 ist der Tierarzt und ausgebildeter Fachtierarzt für Bienen Dr. Alois Hütter aus Marktl 4 Obmann des aus überwiegend Hobbyimkern bestehenden Bienenzuchtvereines Straden und Umgebung.

 

 

Beitragsfotos: Heisters, Lenz

 

 

 

 

 

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