Die Hoffnungsschimmer: „Regional und saisonal“, aber auch Zeichen einer Rückbesinnung auf traditionelle Gasthaus-Qualitäten.
„Ein Dorf wird Wirt“ – mit dieser Schlagzeile hat es das bayerische 600-Seelen-Dorf Altenau nicht nur zu beachtlicher Berühmtheit, sondern auch zu Vorbildwirkung im In- und Ausland gebracht. Die Altenauer beschlossen eines Tages, die Tragödie mit der seit zehn Jahren leerstehenden „Alten Post“ in der Ortsmitte und elf heimatlosen Vereinen nicht länger untätig hinzunehmen. Man gründete im Juni 2012 eine Genossenschaft die es auf stattliche 180 Teilhaber brachte. Geschickt schaffte man es, allerlei öffentliche Gelder für die Wiederbelebung der gastlichen Stätte sprudeln zu lassen. Das mutige Vorhaben ließ die Dorfgemeinschaft so richtig aufblühen. Bis zu 50 Bewohner werkten manchmal gemeinsam auf der Baustelle und auch sonst zog man kräftig an einem Strang. Im August 2014 war dann tatsächlich der „Altenauer Dorfwirt“ samt Dorfsaal und einigen Gästezimmern fertig. Darauf hin fand sich ein tüchtiges Pächter-Ehepaar – Izabella & Florian Spiegelberger – das es schaffte, das Wirtshaus auch richtig in Schwung zu halten.
Regional und Saisonal
Doch nicht nur das lässt Hoffnung aufkommen! Es gibt auch in unseren Breiten neue Zuversicht für die Traditionsgaststätten, die sich aus neuen Trends und veränderten Denkmustern ergibt. Ein bedeutende Rolle spielt das Thema „regional und saisonal“. Damit werden nicht nur immer stärkere Brücken zwischen Gastronomie und Landwirtschaft gebaut, sondern auch ganz neue Anziehungskräfte freigesetzt. Wobei allerdings viele Wirte sagen, dass die Küche der Nähe und Frische bei Gästen aus der Ferne noch besser ankommt, als bei den Einheimischen. So ist es jedenfalls in der bereits in der ersten Folge unserer Serie zitierten Studie des Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS) in Zusammenarbeit mit der WK-Fachgruppe Gastronomie dokumentiert.
Im Rahmen dieser Untersuchung wurde auch eine besonders interessante Hoffnungsspur verfolgt. Man hat jene, mit leider nur zehn Prozent sehr kleine Gruppe der Betriebe, genauer unter die Lupe genommen, für die sich die wirtschaftliche Lage gegen den allgemeinen Trend erfreulicher Weise in letzter Zeit verbessert hat. Daraus haben sich vier sehr wesentliche Hinweise ergeben:
- Im Mittelpunkt des Erfolges steht die Persönlichkeit des Wirtes mit all seinem Talent und Engagement, aber oft auch mit seiner Gabe, selbst zu später Stunde noch zuhören zu können. Das fand bei 88 Prozent der Befragten Zustimmung.
- Ein richtiger Turbo für die Branche ist, wie schon gesagt, die verstärkte Nachfrage nach regionalen, saisonalen, aber auch ganz traditionellen Speiseangeboten. (64 Prozent)
- Ein angemessenes Preis- und Leistungsverhältnis ist und bleibt ein ganz entscheidender Faktor wenn es darum geht, Gäste zu erobern. (64 Prozent)
- Schließlich noch ein überraschender und erfreulicher Punkt: Die Traditionsbetriebe in der Gastronomie werden wieder häufiger als Kommunikationszentren und Treffpunkte wahrgenommen. (44 Prozent) Man besinnt sich also wieder der kostbaren, alten Qualitäten gastlicher Stätten.
Umfrage
Rückenwind kam auch von einer Befragung der Bevölkerung in Graz und in der Südoststeiermark. Über 70 Prozent der Menschen in Graz und 64 Prozent der Südoststeirer vertreten die Meinung, dass das gastronomische Angebot in ihrer Region sehr bzw. eher attraktiv ist. Aus Sicht der Gäste gibt es folgende wichtige Gründe, um am Markt bestehen zu können. Das sind die Qualität der Speisen (99 Prozent in Graz/100 Prozent in der Südoststeiermark), die freundliche Bedienung (98/98 Prozent) sowie das regionale Angebot (94/97 Prozent). An vierter Stelle findet sich die Zusammenarbeit mit Vereinen (60/80 Prozent).
Es gibt also gute Gründe, in Sachen Traditions-Gasthaus wieder den Optimismus auszupacken!
Beitragsbild: Altenauer Dorfwirt