Provokation der Papierindustrie

von Karl Brodschneider

Landesrat Hans Seitinger empfindet die jüngste Wortmeldung der Papierindustrie als Provokation und ruft eindringlich zu einer fairen Marktgestaltung auf.

Seit längerem scheinen die Probleme für die Holzwirtschaft nicht aufzuhören. Borkenkäfer, Sturmschäden, Schneekatastrophen und jetzt der Corona-bedingte Wegfall des wichtigsten Exportmarktes Italien. Die Folge ist ein massiver Preisverfall. Für weiteren Druck auf den österreichischen Holzmarkt sorgen die nach wie vor starken Holzimporte – insbesondere aus Tschechien. Dafür erntet die Holzindustrie heftige Kritik der österreichischen Agrarpolitik. Das führt soweit, dass Niederösterreich sogar ein Importverbot für Holz prüfen lässt und der Chef des Branchenverbands der Papierindustrie Austropapier, Christian Skilich, dazu aufruft, gewisse Forstwirte zu boykottieren.

Fest steht, dass die Borkenkäfer-Situation, wie sie in Tschechien, aber auch in Niederösterreich und Oberösterreich herrscht, eine massive Gefährdung der Funktionen des Waldes bedeutet. „Wir müssen daher alles nur Denkbare unternehmen, um den gesunden Waldbestand aufrecht zu erhalten“, betont Landesrat Hans Seitinger. Und weiter: „Wenn die Holzernte- und Distributionskosten schon den Holzpreis auffressen, wird es langfristig keine nachhaltige Nutzung des wertvollen Rohstoffes Holz mehr geben.“

Miteinander

In der Steiermark ersucht Landesrat Seitinger die Papierindustrie, wieder auf den steirischen Weg des Miteinanders und einer fairen Marktgestaltung zurückzukehren. „Auch im Sinne des Klimaschutzes muss der Verarbeitung von regionalem Holz der Vorrang gegeben werden“, so Seitinger.

Er appelliert eindringlich auch an die Sägeindustrie, dass das historisch gute Einvernehmen zwischen den Forstwirten und der Sägeindustrie weiter aufrecht bleibt und dass die Importmengen und Preise an die heimischen Erfordernisse angepasst werden und nicht umgekehrt. Seitinger stellt klar: „Damit das Holzland Steiermark Zukunft hat, braucht es eine starke Partnerschaft zwischen der Forstwirtschaft, der Säge- und Papierindustrie!“

Nicht zu verstehen

Irritiert zeigt sich der Landesrat aber über die jüngste Wortmeldung der Papierindustrie, wonach sie nicht ausreichend mit frischem Rundholz versorgt sei. Für Seitinger ist das eine Provokation gegenüber der heimischen Forstwirtschaft. „Es ist nicht zu verstehen, wie die Verantwortlichen der Papierindustrie auf die Idee kommen, dass es nicht genügend heimisches Frischholz gibt“, hält der Landesrat fest. Tatsächlich wird in der Steiermark im Zusammenspiel von Waldverband und dem Land derzeit die Errichtung von Nasslagerplätzen für Rundholz forciert, um den Holzmarkt zu stabilisieren und den wertvollen Rohstoff mit möglichst geringem Qualitätsverlust längerfristig einlagern zu können.

Massive Kritik an der Papierindustrie kommt auch von Vertretern der steirischen Forstwirtschaft, insbesondere vom Obmann des Waldverbandes, Paul Lang. Davon, dass es nicht genügend Frischholz gebe, kann keine Rede sein. Wenn die Papierindustrie mehr Frischholz braucht, muss sie es nur sagen. Lang appelliert an die Industrie, gemeinsam mit der Forstwirtschaft dafür zu sorgen, dass die lagernden Holzmengen rasch in die Verarbeitung kommen, um eine Käferkatastrophe zu verhindern.

Ein langfristiger, aber effizienter Weg aus dem Preistief führt über die Steigerung der Nachfrage. In der Steiermark wird daher von Landesrat Seitinger und den Partnern in der Holzwirtschaft daran gearbeitet, die Einsatzbereiche von Holz auszuweiten. So geschehen etwa im Wohnbau, wo Seitinger in seiner Funktion als Wohnbaulandesrat die Holzbauquote von sechs auf rund 30 Prozent steigern konnte. Zur gestiegenen Attraktivität des natürlichen und klimaschonenden Baustoffs tragen auch das Institut für Holzbau an der TU Graz sowie zahlreiche Forschungsaktivitäten zu innovativen Verwendungsmöglichkeiten bei.

 

 

 

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