Die Präsidentin des Landesschulrates, Elisabeth Meixner, will der Landwirtschaft in unseren Schulen noch mehr Bedeutung geben. Rückenwind kommt aus einer Studie.
Die dieser Tage präsentierten Ergebnisse einer vom renommierten Emnid-Institut durchgeführten repräsentativen Untersuchung sorgen nicht nur im benachbarten Deutschland zu Schulbeginn für viel Gesprächsstoff: Eine klare Mehrheit ist der Meinung, dass – wie es heißt – „die Landwirtschaft im Unterricht zu kurz kommt.“ 59 Prozent der Befragten sind überzeugt davon, dass im Unterricht derzeit kein realistisches Bild der Landwirtschaft
vermittelt wird. Wobei auffällt, dass Eltern von Schulkindern diese Ansicht sogar noch stärker vertreten.“ Mehr noch: Sage und schreibe 68 Prozent vertreten die Ansicht, dass Agrar-Themen an den Schulen unbedingt Pflichtstoff werden sollten, also Lehrpläne entsprechende Unterrichtsstunden vorzuschreiben hätten. Auftraggeber der Studie war der vom Deutschen Bauernverband getragene Verein IMA, der sich seit mittlerweile bereits 50 Jahren bemüht, den Dialog zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern zu intensivieren. IMA stellt auch allen Schultypen und Schulstufen speziell gestaltetes Informationsmaterial über die Landwirtschaft zur Verfügung und hat auf diese Weise bereits mit fast 70.000 Lehrerinnen und Lehrern erfolgreich zusammengearbeitet. Geschäftsführer Patrik Simon sagt, trotz all dieser geleisteten Informationsarbeit, „dass der Unterricht kein wirklichkeitsgetreues Bild der Landwirtschaft vermittelt und daher dringender Korrekturbedarf besteht.“ Insgesamt beklagt man, dass Gesellschaft und Öffentlichkeit eine viel zu große Distanz zur Landwirtschaft hätten. Diese gleiche oft schon einer Entfremdung. Fachleute können sich vorstellen, dass in Österreich – wie so oft in solchen Themenbereichen – ein durchaus ähnliches Stimmungsbild vorherrscht. Die Präsidentin des Landesschulrates für Steiermark, Elisabeth Meixner, sieht zwar die Situation nicht so brisant, weil die Lehrerinnen und Lehrer „gerade in diesen Themenbereichen sehr engagiert sind“ – aber auch sie wünscht sich unbedingt „noch mehr Landwirtschaft in der Schule“.
Wichtiges Thema
Als Pflichtfach? Dieser Idee kann die Präsidentin wenig abgewinnen: „Für mich ist das ein pädagogisch ungemein wichtiges Thema. So wichtig, dass ein Pflichtfach dafür nicht ausreicht. Landwirtschaft kann und soll in möglichst vielen Unterrichtsgegenständen eine Rolle spielen.“ Nachsatz: „Es geht um das Verständnis für die Zusammenhänge in der Natur, die vielen interessanten Informationen rund um heimische Produkte, Fragen zur gesunden Ernährung, das Verständnis für Märkte und nicht zuletzt um die so bedeutsamen Aspekte der Nachhaltigkeit.“ Meixner hat dazu ganz konkrete Vorstellungen: „Wir sollten uns bemühen, viele und gute Brücken zu bauen. Und zwar nicht allein zu den Bauern, auch zu den Imkern, Jägern, Fischern und vielen anderen, die den Schulkindern wertvolles und vor allem lebensnahes, spannendes Fachwissen vermitteln können. Sie alle sind daher herzlich eingeladen, in Schulen ihre Erfahrungen und Ansichten weiterzugeben.“
Beziehung
Die Präsidentin des Landesschulrates hat eine ganz persönliche und sehr intensive Beziehung zum Thema Landwirtschaft. Sie stammt aus einer Bauernfamilie, ist die Zweitälteste von insgesamt neun Kindern. Über viele Wochen hindurch, so erzählt sie, wurde einst das Taschengeld mit dem Ernten von Johannisbeeren und Äpfeln aufgebessert. Heute noch ist sie dankbar dafür, dass sie in ihrer Kindheit „so viel über Natur, Tiere, Lebensmittel und manches mehr“ entdecken und lernen durfte. Auch das sparsame Leben in der Großfamilie hat Elisabeth Meixner bis heute geprägt: „Ich komme nach wie vor sehr gut nur mit dem aus, das rundherum wächst. Die Natur hat das klug eingerichtet, dass man auf diese Art immer all das kriegt, was man wirklich braucht.“
Die Studie
Eine repräsentative Emnid-Umfrage im Auftrag des vom Deutschen Bauernverband getragene Vereines IMA sorgt mit folgenden Ergebnissen für Aufsehen: 68 Prozent der Befragten halten es für wichtig, dass Agrar-Themen in den Schulen in Zukunft Pflichtstoff werden. 59 Prozent vertreten die Auffassung, dass im Unterricht derzeit kein realistisches Bild der Landwirtschaft vermittelt wird.
Ein Vorbild
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es ein ganz besonderes Konzept, um auch Schulkindern das bäuerliche Leben eindrucksvoll näher zu bringen. Der LandWert Hof in Stahlbrode ist ein regionales Hofprojekt, das unter anderem einen eigenen Schulbauernhof zu bieten hat. Dort bemüht man sich, Schülerinnen und Schülern alles Wissenswerte rund um gesunde Ernährung und die natürliche Herkunft von Lebensmitteln näherzubringen. All das geschieht zwanglos und spielerisch. Die jungen Gäste – sie wohnen in einem alten Gutshaus – können am Feld, im Garten, im Stall und anderswo mit eigenen Händen buchstäblich begreifen, wie gesundes und gut schmeckendes Essen seinen Weg aus der Natur auf unsere Teller findet.