Legehennenhalter unter Druck

von Karlheinz Lind

Mit gemischten Gefühlen blicken die heimischen Legehennenhalter in die Zukunft. Enorme Preissteigerungen bei Futter und Energie werden nicht abgegolten.

Bei den steirischen Legehennenhaltern liegen derzeit die Nerven blank. Plus 52,1 Prozent bei Futter, plus 39 Prozent bei Energie, plus 22,2 Prozent bei Verpackungen – die Kosten sind in den vergangenen vier Monaten nahezu durch die Decke geschossen. „Für die Legehennenhalter ist die wirtschaftliche Situation nicht das Gelbe vom Ei – die dramatische Kostenexplosion bei den Betriebsmitteln ist nicht mehr tragbar. Für das bevorstehende Osterfest ist die Eierversorgung zwar gesichert – das ist die positive Nachricht. Doch der Zeit danach blickt die steirische Eierbranche mit gemischten Gefühlen entgegen“, sagte Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Maria Pein im Zuge einer Pressekonferenz in der Landwirtschaftskammer in Graz.

Gerechte Eierpreise

Dabei forderte Pein die Handelspartner und alle an der Wertschöpfungskette Beteiligten mit Nachdruck auf, den Bauern aufwandsgerechte Eierpreise zu zahlen. „Ein neuerliches Zögern könnte nämlich dazu führen, dass nach Ostern aufgrund des massiven Kostendrucks vermehrt die Ställe leer bleiben und die Versorgung leider ungewiss wird.“ Denn die Legehennenhalter bleiben nach wie vor auf einem erheblichen Teil der Mehrkosten sitzen.

Eine verlässliche regionale Lebensmittelversorgung ist jedoch auch als wichtiger Teil der Sicherheitspolitik eines Staates zu sehen. „Die heimischen Eierbauern wollen noch besser werden und den hohen Selbstversorgungsgrad von 90 Prozent weiter ausbauen. Dazu richten viele jetzt schon ihre Betriebe neu aus. Sie wollen gänzlich unabhängig vom Ausland werden, allen voran bei Strom, fossiler Energie und Soja-Importen“, erklärte Bernhard Monschein, Obmann der Legehennen-Halter in der Steiermark.

Heimischer Soja

Und genau der Unabhängigkeit von Soja-Importen hat sich Monschein verschrieben und 2016 in eine Aufbereitungsanlage – also in eine Toastanlage – von heimischen Soja investiert. Mittlerweile bezieht er von 100 Sojabohnen-Bauern im Umkreis von 50 Kilometern rund 5000 Tonnen Soja. Den zu Legehennen-Futter mit Sonnenstrom aufbereiteten Sojaschrot kaufen dann vorwiegend die lokalen Legehennen-Halter auf. Die vielen Vorteile: Soja kommt aus regionaler Kreislaufwirtschaft mit Fruchtfolge und wird als Futter mit Sonnenstrom vom Dach frisch aufbereitet, die Lieferung erfolgt verlässlich und ist importunabhängig. „Schon heuer können durch den ausgeweiteten Sojaanbau die österreichischen Legehennenhalter gänzlich mit heimischem, gentechnikfreiem Soja versorgt werden. Das ist lediglich etwas mehr als ein Fünftel der gesamten österreichweiten Sojaproduktion“, rechnet Monschein vor.

Erneuerbare Energieträger

Auch Legehennenhalter und Direktvermarkter Hans-Peter Schlegl aus Haselsdorf/Tobelbad ist für seinen Innovationsgeist bekannt. Für Lüftung, Licht, Futterzubereitung, Einfüttern, für die Eiersortieranlage, die Nudelproduktion sowie die EDV-gestützte Steuerung dieser Anlagen kommt der Strom bereits zu zwei Drittel von der derzeit 75 Quadratmeter großen Photovoltaik-Anlage, die am Dach angebracht ist. Eine Ausweitung dieser Anlage am Dach sowie die Nutzung der Hühnerweide für Photovoltaik ist in Planung.

 

Zum Thema

Haltungsformen der steirischen Betriebe:

  • Legehennenhaltung: 786
  • davon Bio: 119
  • Freiland: 484
  • Bodenhaltung: 182

Ei-Konsum:

  • Der Ei-Konsum pro Kopf beträgt rund 236 Stück pro Jahr.
  • Eine Henne legt pro Jahr durchschnittlich 275 Stück verkaufsfähige Eier.

Versorgungsgrad:

  • Österreich hat einen Selbstversorgungsgrad bei Eiern von 90 Prozent.
  • Durchschnittlich werden täglich 191.626 Stück Eier nach Österreich importiert.
  • Pro Jahr sind dies 70 Millionen Eier die in Form von Schaleneiern, Flüssigei und Eipulver nach Österreich kommen.

Beitragsfoto: LK/Danner

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