Werner Brugner, Direktor der LK Steiermark, über geänderte Arbeitsabläufe in der Beratung und die Fristverlängerung für Mehrfachanträge.
NEUES LAND: Herr Kammerdirektor Werner Brugner, wie hat sich der Arbeitsablauf in der Landeskammer und in den Bezirksbauernkammern in den letzten zweieinhalb Wochen verändert? Vor welchen großen innerbetrieblichen Herausforderungen ist man gestanden?
Werner Brugner: Die wichtigste Herausforderung ist darauf zu schauen, dass wir die Landwirte weiterhin gut mit unseren Diensten bedienen. Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind alle am Handy erreichbar, arbeiten aber viel im Home-Office. Für mich persönlich ist die schnelle Informationsweitergabe an die Landwirte eine große Herausforderung. Wir haben jetzt schon rund 20.000 Email-Adressen, die wir über Newsletter erreichen und wo wir brandaktuelle Mitteilungen wie zum Beispiel über die Regelungen und Details im Härtefallfonds sofort weiterleiten können. Eine ganz großartige Sache war, dass in der Zwischenzeit zwei Viehmärkte in Traboch und Greinbach reibungslos stattfinden konnten. Alle Tiere sind dabei verkauft und alle nur denkbaren Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden.
NL: Zu welchen Erkenntnissen sind Sie betriebsintern gekommen?
Brugner: Wir haben gesehen, dass wir an der Basis technisch sehr gut aufgestellt sind und ein hervorragendes IT-Team haben. Wir machen viele Dienstbesprechungen und Konferenzen über das Internet. Ich bin auch ständig über Telefon-Konferenzen und Skype mit Präsident Franz Titschenbacher, Vizepräsidentin Maria Pein und meinen Direktorenkollegen in den anderen Landeskammern in Kontakt – durchschnittlich vier- bis fünfmal am Tag.
Mehrfachanträge
NL: Jetzt ist für die Bauern auch die Zeit für die Abgabe der Mehrfachanträge. Wie wird das gehandhabt und gibt es eine Fristverlängerung?
Brugner: Die Übernahme ist derzeit ausgesetzt. Die Frist zur Abgabe wird verschoben. Es wird der 30. Juni angestrebt. Wir werden selbstverständlich dafür sorgen, dass die Landwirte alle zeitgerecht ihre Anträge abgeben können. Sollte jemand jetzt Interesse haben, den Antrag selbst, also online stellen zu wollen, so gibt es seitens des LFI dazu sogenannte Webinare. Das sind online-Seminare, in denen man sich darin schulen lassen kann. Für Fragen stehen unsere Mitarbeiter ohnehin immer telefonisch zur Verfügung.
NL: Welche Sparten in der Landwirtschaft sind vom Coronavirus und seinen Folgen zum jetzigen Zeitpunkt am schlimmsten betroffen?
Brugner: Dazu zählt sicher der Gartenbau, der extreme Schwierigkeiten hat. Zusätzlich jene Bereiche, die viele Saisonarbeitskräfte brauchen und wo die Arbeit jetzt so richtig losgeht. Das sind zum Beispiel der Gemüsebau, der Obst- und Weinbau. Existenzängste vernehme ich aber auch aus anderen Bereichen wie zum Beispiel von Urlaub am Bauernhof-Betrieben, die investiert und Kredite aufgenommen haben und jetzt leer dastehen. Der Forstbereich ist jetzt auch „Corona-bedingt“ in zusätzlicher Bedrängnis, in der Rindfleischvermarktung gibt es europaweit Probleme. Bei der Milch bestehen regional unterschiedliche Herausforderungen. In der Direktvermarktung gibt es Marktauswirkungen in jede Richtung, die Bauern bemühen sich extrem um alternative Absatzschienen.
Arbeitskräftevermittlung
NL: Die Landwirtschaftsammer ist auch bei der Online-Plattform Arbeitskräftevermittlung www.stmk.lko.at stark miteingebunden. Wie schaut es da aus?
Brugner: Es gibt sehr viele Interessenten, die sich melden. Wir kooperieren mit dem Maschinenring, der die Vermittlungstätigkeit durchführt. Diese Plattform läuft österreichweit. Auf unserer Website finden alle Bäuerinnen und Bauern die erforderlichen Informationen jederzeit in aktualisierter Form.
NL: Haben Sie für die Zeit nach der Coronavirus-Krise einen persönlichen Wunsch?
Brugner: Ja, schon! Dass die Menschen aus dieser Krise Lehren bezüglich Regionalität und Saisonalität ziehen. Jetzt gibt es diesbezüglich zwar große Beteuerungen, aber was wird sein, wenn wieder alles normal läuft?
Zur Person:
Werner Brugner arbeitet seit 1990 in der LK Steiermark. Zuerst war er in der Lehrlings- und Fachausbildungsstelle tätig, dann für die Organisation des Beratungsdienstes und ab 2001 für das Personal zuständig. Seit 2009 ist er Kammerdirektor. Werner Brugner ist verheiratet, Vater von drei Söhnen und unterstützt seine Frau in Bad Blumau bei der Führung des gemeinsamen kleinen Bauernhofs.
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