Josef Wumbauer, Bauernbund-Spitzenkandidat für den Bezirk Weiz, über Regionalität, wichtige Netzwerke und den Bodenverbrauch.
NEUES LAND: Sie stehen als Obmann an der Spitze der Bezirksbauernkammer Weiz. Was zeichnet den Bezirk aus?
Josef Wumbauer: Wir leben in einem Bezirk der besonderen Vielfalt. In dieser Tatsache liegt aber auch die große Herausforderung in der bäuerlichen Interessensvertretung. Es gibt ganz viele und unterschiedliche bäuerliche Anliegen zu berücksichtigen. So hat ein Landwirt in Sinabelkirchen ganz andere Herausforderungen zu bewältigen als jener in Fischbach.
NL: Oft tragen Landwirte ihre Sorgen auch zum Kammerobmann. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in unserer Zeit?
Wumbauer: Grundsätzlich hat sich in diesem Bereich wirklich viel verändert. Ein betroffener Landwirt wartet nicht mehr auf den nächsten Sprechtag, er nimmt sofort Kontakt mit mir auf. Hier ist es besonders wichtig, über ein gutes Netzwerk zu verfügen. Somit kann ich sofort auf die Beratung im eigenen Haus verweisen oder einen Kontakt mit den betroffenen Behörden wie etwa Sozialversicherung herstellen. Doch oft wollen die Landwirte auch nur, dass ihnen jemand zuhört. Und dabei darf auf die Ehrlichkeit nie vergessen werden. Wenn etwas unmöglich ist, muss man das als Kammerobmann auch sagen.
NL: In Zeiten der Corona-Krise stehen die Leistungen der heimischen Bauern im Bereich Lebensmittelproduktion wieder mehr im Mittelpunkt. Wird man dieses positive Image in die Zukunft mitnehmen können?
Wumbauer: In der ersten Zeit war es klar spürbar, dass Konsumenten großen Wert auf Versorgungssicherheit und Regionalität beim Lebensmitteleinkauf legen. Diese Entwicklung gilt es, langfristig zu erhalten und in die Zukunft mitzunehmen. Sonst wirken Weltmärkte noch stärker auf die heimische Landwirtschaft ein. Das sehen wir derzeit bei Billigimporte im Bereich von Schweinefleisch.
NL: Oft klagt man in der Agrarbranche über ein hohes Maß an Bürokratie. Wie sehen Sie die Situation, wie könnte Abhilfe geschaffen werden?
Wumbauer: Wir sehnen uns alle nach Bürokratieabbau. Aber dazu muss der Gesetzgeber die Zahl der Gesetze reduzieren.
Maschinenringe
NL: Sie sind auch Landesobmann vom Maschinenring Steiermark. Bringt diese Kombination Vorteile?
Wumbauer: Eigentlich komme ich aus der Maschinenring-Organisation, dort bin ich schon seit 22 Jahren tätig. Ich sehe die beiden Funktionen als sehr gute Kombination, da man Netzwerke aus beiden Bereichen gut verbinden kann.
NL: Sie sind selbst praktizierender Landwirt. Wo sehen Sie die heimische Landwirtschaft in zehn Jahren?
Wumbauer: Ich sehe positiv in die Zukunft. Gerade spezielle Marken wie etwa Almo oder das Weizer Berglamm sorgen für mehr Wertschöpfung auf den Betrieben. Große Sorgen bereiten mir jedoch die Verbauung von wertvollen und fruchtbaren Flächen. Der Bodenverbrauch muss gestoppt werden, da sonst die Lebensmittelproduktion in Gefahr ist. Dasselbe gilt auch für den Energiebereich. Photovoltaikanlagen sind auf Grenzertragsflächen wesentlich besser aufgehoben als auf wertvollen Acker- und Grünlandflächen.
NL: Sie stellen sich am 24. Jänner 2021 der Kammerwahl. Wofür wollen Sie besonders eintreten?
Wumbauer: Ich will gemeinsam mit meinem Team mit Verstand und Netzwerk vielen Bäuerinnen und Bauern helfen beziehungsweise sie unterstützen. Das ist uns in den letzten Jahren gut gelungen und das wollen wir weiterführen.
Zur Person
Seit 2003 ist Josef Wumbauer Obmann der Bezirksbauernkammer Weiz. Der Landwirtschaftsmeister bewirtschaftet mit Gattin Gerlinde einen land- und forstwirtschaftlichen Betrieb mit Mutterkühen und Mutterschafen in St. Kathrein a. O. Seit 2007 ist der zweifache Vater auch Landesobmann vom Maschinenring Steiermark. Hobby ist die Musik.