Meteorologe Friedrich Wölfelmaier von der ZAMG zieht im NEUES LAND-Interview eine spannende Zwischenbilanz des heurigen Winters.
NEUES LAND: Aus meteorologischer Sicht dauert der Winter ja noch bis Ende Februar. Kann man bereits jetzt schon eine vorläufige Bilanz ziehen?
Friedrich Wölfelmaier: Ja, auf jeden Fall. Der Winter ist aber noch nicht vorbei. Grundsätzlich umfasst der Betrachtungszeitraum für das Winterwetter die Monate Dezember, Jänner und Februar. Doch eines kann man schon sagen: Die Niederschläge im Süden der Steiermark liegen über dem Durchschnitt. So sind etwa am Schöckl bis jetzt 155 Millimeter Niederschlag (Wasserwert, Anmerkung der Redaktion) in Form von Schnee und Regen gefallen, in einem üblichen Winter sind es an dieser Messstation 82 Millimeter. Jetzt haben wir aber noch mehr als 14 Tage im Februar, die in unsere Durchschnittswerte einfließen.
NL: Wie sieht es in den anderen Teilen der Steiermark mit der Niederschlagsverteilung aus?
Wölfelmaier: Während wir in den südlichen Landesteilen bei rund 150 bis 180 Prozent des üblichen Niederschlages liegen, ist der Norden in diesem Winter eindeutig zu kurz gekommen. Gerade in den Randbereichen zu Ober- und Niederösterreich – also von Bad Aussee bis ins Salzatal – sind teilweise bis zu 60 Prozent weniger Regen und Schnee gefallen.
NL: Viele Menschen empfinden den heurigen Winter als besonders „streng“. Können Sie das bestätigen?
Wölfelmaier: Nein. Was jedoch markant auffällt, ist der häufige Schneefall in den südlichen Landesteilen. Es hat öfter bis in tiefe Lagen geschneit. Das haben wir schon seit Jahren nicht mehr gehabt. Im vergangen Winter ist der Schneefall in diesen zuvor genannten Regionen zur Gänze ausgefallen.
NL: Mehr Schnee bedeutet ja auch tiefere Temperaturen. Stimmt das?
Wölfelmaier: Es gab einige Kältewellen, wie etwa im Jänner im oberen Murtal. Da war es auch kälter als im Durchschnitt. Schaut man jedoch die Mittelwerte genau an, spiegelt sich diese Tatsache bezogen auf unser Bundesland nicht wider. Da liegen wir ziemlich genau im 30-jährigen Mittel. Trotzdem kommt uns der heurige Winter kälter vor. Da kommt das subjektive Empfinden ins Spiel. Gerade deshalb, weil die letzten Winter im Vergleich durchschnittlich um zwei bis drei Grad Celsius zu warm waren.
NL: Wie wird sich das Wetter in den nächsten Tagen entwickeln?
Wölfelmaier: Da erreicht uns arktischer Kaltluft, welche die Temperaturen stark sinken lassen werden. Gerade in den schneebedeckten Tälern der Obersteiermark, insbesondere im oberen Murtal, können die Temperaturen in der Nacht auf minus 15 bis 20 Grad Celsius sinken. Auch der Süden des Landes wird davon nicht verschont blieben. Hier ist mit Tiefsttemperaturen von minus 8 bis minus 15 Grad Celsius zu rechnen, je nach Schneelage. Auch tagsüber herrscht Dauerfrost.
NL: Und wie lange wird diese Kaltluftströmung unser Wetter dominieren?
Wölfelmaier: Über den Bergen wird es zum Beginn der nächsten Woche, also Montag oder Dienstag, deutlich milder. In den flacheren Regionen kann es ein bis zwei Tage länger dauern, bis die Temperaturen wieder ins Plus rutschen.
NL: Gibt es schon einen Blick ins Frühjahr?
Wölfelmaier: Es gibt sogenannte Saisonprognosen, wo Wettermodelle komplex berechnet werden. Damit kann man Tendenzen erkennen, ob es im Durchschnitt eher kälter oder wärmer wird. Die sind aber sehr unsicher.
Zur Person
- Friedrich Wölfelmaier (54) ist seit 2000 Meteorologe an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Graz.
- Wölfelmaier stammt aus Unzmarkt und hat in Graz und in Wien Meteorologie studiert.
- Bei wissenschaftlichen Arbeiten an verschiedenen Unis konnte er sein Fachwissen vertiefen.
- Hobbys: Wandern und Schitouren
Beitragsfoto: privat
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Das es Heuer so wird habe ich schon ohne viel Studium im Mai gewußt und auch allgemein öffentlich behauptet. 14 Tage nach den 1. Locktown war das Wetter wie vor 40 Jahren. Grund dafür sind die nicht vorhandenen Kondenzstreifen der Flugzeuge
die ihre Fluglinien größtenteils eingestellt haben, dadurch gabs auch einen schönen Winter mit Schnee und Kälte. Braucht und getraut sich keiner zuzugeben schädigt nur die oberen 10 Tausend.