Rekordschnee und die Folgen

von Karlheinz Lind

Unter Lebensgefahr versorgen derzeit Jäger Wildtiere mit Futter. Die Schäden in der Forstwirtschaft halten sich noch in Grenzen.

Enorme Schneemassen haben auch in diesen Tagen weite Teile der Obersteiermark noch fest im Griff. Während unzählige Mitglieder von Einsatzorganisationen und Mitarbeiter in Gemeinden für abgeschaufelte Dächer beziehungsweise geräumte Straßen sorgen und die Folgen von abgegangenen Lawinen beseitigen sind auch die Jäger im Dauereinsatz. Trotz hoher Lawinenwarnstufen dringen sie zu den Fütterungen vor und beschicken diese. Wolfgang Rudorfer, seit 50 Jahren Berufsjäger in Donnersbachwald und Mitglied bei der Lawinenkommission, über das Schicksal von Wildtieren im Schneechaos: „Besonders Rehe könnten sich den hohen Schneemassen kaum noch fortbewegen. Dabei geschieht es immer wieder, dass die Tiere in Seitentälern oder Gräben weiter und weiter hangabwärts gelangen. Am Ende stehen sie im Bachbett aus dem es kein Entkommen mehr gibt, weil die Schneemassen links und rechts der Ufer wie zwei Wände stehen und jeden Versuch auszubrechen verhindern.“

Lebensgefahr

Der Jäger erklärt aber auch, wie schwierig derzeit die Betreuung der Winterfütterungen ist „Vor allem der Zugang zu den Fütterungen ist für die Jäger aufgrund der Lawinengefahr mit hohem Risiko verbunden“. Auch aus dem Ausseerland berichten Förster und Jäger, dass die Lage aufgrund der extrem hohen Schneelage derzeit sehr angespannt ist. Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau spricht den Jägern seinen Dank aus: „Selbst unter diesen Bedingungen scheuen unsere Jäger weder Kosten noch Mühen und begeben sich sogar in Lebensgefahr, um den Wildtieren das Überleben zu sichern.“

Geringere Auswirkungen haben die unglaublichen Schneemengen glücklicherweise auf die heimische Forstwirtschaft, bestätigt Landesforstdirektor Michael Luidold: „Es gibt zwar einzelne umgestürzte Bäume, aber derzeit noch keine flächigen größeren Schäden“. Tiefe Temperaturen und der Wind haben Schlimmeres verhindert, denn der Schnee konnte sich nicht in voller Höhe auf den Bäumen halten. Natürlich könnten Lawinen noch größere Schäden verursachen.

Einen positiven Effekt dieses Extrem-Ereignisses sieht Luidold für das Frühjahr: „Die Bäume werden zu Vegetationsbeginn sehr gut wasserversorgt sein. Dies macht besonders die Fichte resistenter gegen den Borkenkäfer.“

 

Schutzwald

Die Steiermark ist zu über 60 Prozent mit Wald bedeckt. Neben seiner wirtschaftlichen und ökologischen Bedeutung besitzt der Wald im Gebirgsland eine hohe Schutzfunktion für die Sicherung der Lebens- und Wirtschaftsräume. Und dieser sogenannte Schutzwald ist die effektivste und günstigste Schutzmaßnahme mit höchster Wirkung gegen Naturgefahren. Rund 400.000 Hektar beziehungsweise 38 Prozent sind steiermarkweit als Wald mit Schutzwirkung deklariert. Auf 50.000 Hektar erfüllt der Wald eine besonders effektive Schutzwirkung für Siedlungsgebiete und Infrastruktur wie etwa stark frequentierte Verkehrsstrecken. Neben dem technischen Schutzbau – in der Steiermark wurden seit 1990 bis dato über 2000 Schutzprojekte errichtet – vermindert der Schutzwald nicht nur die Lawinengefahr, er schützt auch vor Steinschlag.

Beitragsbild: Thomas Kranabitl

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