Erzeugerpreise bei Rindfleisch massiv gesunken

von Karlheinz Lind

Durch die Corona-Krise sind die Erzeugerpreise bei Rindfleisch um gut ein Drittel gesunken. Experten sehen eine ganze Branche in Gefahr.

Die steirischen Rindermäster haben schon bessere Zeiten erlebt. Bereits vor der Korona-Krise lagen die Erzeugerpreise in allen Kategorien um rund 10 bis 20 Cent unter dem Vorjahrsniveau. Der Ausfall des Außer-Haus-Verzehrs durch die Schließung sämtlicher Gastronomiebetriebe lösten in den letzten Wochen einen weiteren erheblichen Marktdruck aus. Die Erzeugerpreise bei Rindfleisch sind weiter gesunken.

Dramatische Lage

Franz Beck, Obmann der Erzeugergemeinschaft Steirisches Rind und selbst Rindermäster, schildert die Dramatik der Lager: „Es trifft nun eine Sparte, die bereits vorher massiv unter den niedrigen Preisen gelitten hat. Die ganze Branche der Rindermast ist höchst gefährdet.“

Die aktuelle Situation schlägt sich auf alle Kategorien in der Rindfleischproduktion nieder. Sowohl bei Stieren, Ochsen, Schlachtkälbern und insbesondere bei Kalbinnen und Schlachtkühen kämpfen die Produzenten. Die Absatzmöglichkeiten sind stark reduziert und drastischen Preisreduktionen sind die Folge. Das bestätigt auch Tierzuchtleiter Horst Jauschnegg: „Am Rindermarkt sind wir derzeit in einer äußerst schwierigen Situation. Durch die geschlossene Gastronomie kommt es zur Umlenkung der Warenströme.“

Stockender Absatz

Und genau dieser Ausfall der Systemgastronomie führte zu großen Mengeneinbußen. Denn zum Beispiel McDonald‘s Österreich nahm rund 45 Prozent der Vordervierteln der gesamten österreichischen Kuhschlachtungen ab. Und auch die Hinterviertel und somit die Edelteile seien derzeit im Lebensmitteleinzelhandel ganz schwer zu verkaufen. Beck: „Das ist ein Phänomen der Krise. Derzeit greifen viele Konsumenten zu günstigeren Fleischwaren wie etwa Schwein oder Geflügel, das Rindfleisch bleibt auf der Strecke.“ Zusätzlich erschwerend kommt hinzu, dass die Exportmärkte vor allem für Schlachtkalbinnen und Kühe nach Frankreich, Spanien, Deutschland, Italien und der Schweiz nahezu zum Erliegen gekommen sind. Auch Jungstierfleisch-Exporte nach Deutschland oder Italien sind davon betroffen.

Deshalb mahnt der EZG-Obmann: „Trotz der Krise müssen die betroffenen Landwirte Ruhe bewahren. Auf diese Situation waren wir einfach nicht vorbereitet.“ Mäster sollten derzeit auch nur Tiere liefert , die unbedingt geschlachtet werden müssen. Dazu zählen eben Stiere, mit dem Verkauf von Kühen sollte, so Beck, noch gewartet werden: „Der Markt ist überlastet, jedes Tier verschärft die Situation zusätzlich.“

Hilfe gefordert

Franz Beck sieht die aktuelle Situation aber auch als Wink mit dem Zaunpfahl: „Wir fordern von der Politik, dass wie in vielen anderen Sparten, auch in der Rinderwirtschaft die Verluste ausgeglichen werden.“ Weiters muss die heimische Rinderwirtschaft in Zukunft besser über die Gemeinsame Agrarpolitik abgesichert werden, damit diese Strukturen nicht für immer verloren gehen. Insgesamt hofft Beck, dass die Lage nicht zu lange andauert und nach der Krise die Konsumenten vermehrt zu heimischer Qualität greifen, nämlich zu steirischem Rindfleisch.

Beitragsfoto: agrarfoto.com

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