Ernte mit Freud und Leid

von Karlheinz Lind

Die steirischen Heidelbeer-Bauern beenden diese Woche die Haupternte. Fehlender Niederschlag wurde trotz Bewässerung zum Problem.

Als „Durchwachsen“ könnte man die diesjährige Ernte bei den steirischen Heidelbeeren bezeichnen. Wolfgang Barmüller, Beerenobstbauer aus Graschuh bei Stainz, erklärt auch warum: „Wir rechnen auf unseren 5,5 Hektar Anbaufläche mit einem Minus von rund 25 Prozent. Trotz Bewässerung haben sich die heißen Tage dieses Sommers und die fehlende Winterfeuchtigkeit leider negativ auf den Ertrag ausgewirkt.“

Günter Oswald übernimmt jährlich 160 Tonnen Heidelbeeren.
Foto: Obst Oswald

Nicht so am Betrieb von Magret und Peter Bauer in St. Georgen an der Stiefing, wo eine kleinere Fläche im Nebenerwerb bewirtschaftet wird. Magret Bauer dazu: „Natürlich haben wir wesentlich mehr Wasser gebraucht, aber ich schätze den Ertrag auf die Menge des Vorjahres.“ Leider war auch diese nicht überragend, da die Kulturen vom Spätfrost geschädigt wurden.

Hohe Nachfrage

Dass die steirische Heidelbeere beim Konsument sehr gut ankommt, bestätigt Alfred Griesbacher, Obstbauberater der Landwirtschafskammer: „Die Nachfrage an dieser schmackhaften und gesunden Beere ist in der Steiermark ständig wachsend. Leider kommt es jedoch zu keiner Ausweitung der Anbauflächen.“ Der Grund dafür ist auch gleich gefunden: Die Investitionskosten einer Neuanlage liegen je nach notwendiger Bodenvorbereitung und Technik zwischen 40.000 und 80.000 Euro pro Hektar. Denn ohne Hagelnetz, Vogelschutz und professioneller Bewässerung sei, so Griesbacher, eine wirtschaftliche Kulturführung nicht möglich. Das schreckt natürlich viele Interessierte ab.

Vermarkung

Dabei können aufgrund der Nachfrage gute Preise erzielt werden. Griesbacher: „Derzeit sind wir mit der Vermarktung zufrieden, teilweise gibt es sogar leicht steigende Tendenz bei den Erlösen.“ Neben dem Verkauf ab Hof und über Bauernläden spielt die Belieferung von Obstgroßhändlern eine wichtige Rolle. Die Firma Obst Oswald übernimmt zwischen 160 und 190 Tonnen

Alfred Griesbacher: Heidelbeer-Neuanlagen sind extrem teuer.
Foto: lk

Heidelbeeren pro Jahr und ist mit den steirischen Produzten äußerst zufrieden. Geschäftsführer Günter Oswald: „Die Ernte war heuer sicher etwas geringer als im Vorjahr, aber mit der Qualität sind wir sehr zufrieden.“ Auch er erkennt einen verstärkten Trend hin zur steirischen Beere: „Konsumenten schätzen die heimische Qualität, das zählt.“

Bedeutung

Die Kultur-Heidelbeere hat sich in den vergangenen Jahren in der Steiermark zu einer am Markt sehr gefragten Beerenfrucht entwickelt. Die anfängliche Skepsis der Konsumenten hat rasch abgenommen, wodurch sich die Nachfrage Jahr für Jahr stark erhöhte. Steiermarkweit wird derzeit auf knapp 80 Hektar Heidelbeeren kultiviert, das sind mehr als die Hälfe der in Österreich angebaut Heidelbeeren. Jährlich werden 440 Tonnen Kulturheidelbeeren allein in der Steiermark geerntet. Über 30 Betriebe beschäftigen sich intensiv mit dieser Produktionssparte.

 

Foto: fotolia.com/MNStudio

 

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