Rund jeder Fünfte hört schlecht. Nicht immer ist ein Hörgerät nötig. In manchen Fällen kann bereits ein Hörtraining Abhilfe schaffen.
„Ein Jahr Pandemie hat deutliche Spuren bei unserem Gehör hinterlassen“, gibt Helmut Fuchs, Steirischer Landesinnungsmeister der Hörakustiker, zu bedenken „viele Menschen haben überhaupt erst durch das Maskentragen entdeckt, dass ihr Gehör nachlässt“. MNS- und FFP2-Masken dämpfen die für die Sprachverständlichkeit wichtigen höheren Frequenzen ab 1kHz aufwärts. 5 bis 10 dB an Lautstärke fallen durchschnittlich weg. Zehn Dezibel entsprechen laut Fuchs etwa einer Halbierung der Lautstärke.
Beschwerden
Auch Tinnitus-Beschwerden haben zugenommen. Das kann viele Ursachen haben – dazu gehört auch Stress. „Wenn die Symptome von Hörverlust begleitet werden, kann ein Hörgerät hilfreich sein. Sind Hintergrundgeräusche wieder klarer wahrnehmbar, maskieren sie zum Teil die störenden Tinnitus-Geräusche.“ Die Verwendung von Hörgeräten ist in den letzten zehn Jahren von 33 auf 42 Prozent gestiegen. Allerdings gilt: Je länger man zuwartet, umso schwerer fällt die Umstellung.
Auch die Gehörempfindlichkeit kann zunehmen, wenn man wie jetzt plötzlich viel allein ist. Lärmsituationen, die bisher gar nicht aufgefallen sind, werden plötzlich als unangenehm laut und überfordernd erlebt. „Prinzipiell ist das kein längerfristiges Problem – das Ohr passt sich an und wir gewöhnen uns im Normalfall wieder gut an lautere Situationen. Aber wir raten, sich und andere derzeit nicht zu überfordern“, so Fuchs.
Hörentwöhnung
Viele Menschen haben allerdings auch Probleme, ihre Gesprächspartner in lauterer Umgebung zu verstehen, obwohl ihre Ohren gut funktionieren. „In diesem Fall spricht man meist nicht von einer Hörminderung, sondern von einer Hörentwöhnung“, erklärt Tobias Mühlburger, Hörakustik-Meister und Hörtrainer von Neuroth. Hörentwöhnte Personen „vergessen“ bestimmte Laute und Tonfrequenzen, weil ihr Gehirn verlernt hat, Sprache richtig zu verarbeiten. Auf Basis eines persönlichen Hörprofils wird das Gehör in vier Modulen auf Geräuscherkennung, räumliches Hören, Lautstärkeregelung und Sprachdifferenzierung trainiert – einerseits in Form von Übungen zuhause, andererseits mit begleitenden Trainings im Neuroth-Fachinstitut.
Beitragsfoto: Neuroth