Diözese Graz-Seckau und ihre Seelsorgeräume

von Karl Brodschneider

Die Diözese Graz-Seckau steht vor einer großen organisatorischen Herausforderung. Es gilt, 51 Seelsorgeräume mit Leben zu erfüllen.

In der Diözese Graz-Seckau gibt es mit der Errichtung von sogenannten Seelsorgeräumen eine weitreichende organisatorische Veränderung. Im September ist es damit offiziell losgegangen. Sechs von 51 geplanten Seelsorgeräumen haben schon ihre Arbeit aufgenommen. Einer aus diesem Sextett ist der Seelsorgeraum Kaiserwald. Er besteht aus sechs Pfarren (Dobl, Lannach, Lieboch, Premstätten, Tobelbad, Wundschuh). Seine Leitung hat Pfarrer Claudiu Budau übernommen. „Unser Ziel ist es, dass die meisten Seelsorgeräume bis September 2021 starten“, gibt Generalvikar Erich Linhardt vor.

Generalvikar Linhardt

Erich Linhardt ist als Generalvikar für die Pfarren und Priester zuständig.

Warum Pfarren überhaupt zusammengefasst werden, erklärt Linhardt: „Für die Bevölkerung wird es klare Ansprechpersonen vor Ort geben. Die Feier der heiligen Messe kann durch die Zusammenschau der Priester im Seelsorgeraum in Zukunft sogar besser für alle Pfarren angeboten werden, obwohl die Zahl der Priester insgesamt zurückgehen wird.“ Damit nennt der Generalvikar wohl die Haupttriebfeder dieses Prozesses: „Derzeit versehen mehr als 300 Diözesanpriester und mehr als 100 Ordenspriester – die Pensionisten miteingerechnet – in der Diözese Graz-Seckau ihren Dienst.“ Binnen der nächsten zehn Jahre wird sich diese Zahl halbieren.

Mit dem Seelsorgeraum können Priester von bisher wichtigen Aufgaben freigespielt werden. Damit können sie sich besser der Seelsorge widmen . „Sie sind nicht mehr allein, sondern Teil eines Teams mit Spezialisten für Pastoral, Verwaltung und Organisation“, formuliert der Generalvikar.

Sorgen der Gläubigen

Von den Gläubigen kommen vorwiegend positive Rückmeldungen. „Natürlich gibt es da und dort Verunsicherungen“, gesteht Linhardt. „Sorgen bereiten manchen, dass ihr Pfarrer nun noch mehr belastet werden könnte oder dass sie niemanden mehr haben würden, der für sie zuständig ist oder dass es vielleicht keine heilige Messe mehr geben könnte.“ Dem hält er aber entgegen: „Auch die kleinste Pfarre und der abgelegenste Ort sollen nicht zu kurz kommen und gemeinsam vom gesamten Seelsorgeraum-Team in den Blick genommen werden.“

Heiligenkreuz am Waasen

Die Pfarre Heiligenkreuz am Waasen ist künftig ein Teil des neuen Seelsorgeraumes Kögelberg – Grazer Feld.

Linhardt hofft auch, dass in Zukunft viele Getaufte aktiv in der Pfarre mitarbeiten. Er nennt Beispiele: „Das kann die Leitung von Wortgottesdiensten ebenso sein wie jene eines Begräbnisses oder die Mitarbeit in der Seelsorge in Krankenhäusern und Pflegeheimen.“ Dazu merkt er an, dass seitens der Gläubigen schon jetzt ein großes Interesse an der Teilnehme von Kursen zur Leitung von Wortgottesdiensten besteht.

Acht Großregionen

Auffallend ist, dass es neben den 388 steirischen Pfarren und künftig 51 Seelsorgeräumen auch acht Großregionen gibt. Sie decken sich – bis auf Graz – mit den vom Land Steiermark festgeschriebenen Großregionen. „Unsere Aufteilung hat sich im Laufe der Entwicklung der kirchlichen Regionen so ergeben, das haben wir nicht vom Land abgeschaut“, lässt Linhardt wissen. Und mit Fusionen hätten die neuen Seelsorgeräume überhaupt nichts zu tun, betont der Generalvikar. Er sagt: „Bei den Gemeindefusionen wurden Gemeinden zusammengelegt. In den Seelsorgeräumen geht es nicht um die Fusion von Pfarren. Es geht darum, wie die einzelnen Pfarren in ihrer Eigenständigkeit gestärkt werden und ihr kirchliches Leben bestmöglich gestalten können.“

 

Beitragsfotos: Gollowitsch, Neuhold, Ambros

 

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