Michael Karpf, Standortverantwortlicher der RWA Silo Lannach, über Spitzenerträge, Toxinbelastungen und Erntestress.
NEUES LAND: Die steirischen Körnermaisbauern haben derzeit Hochsaison, sie befinden sich mitten in der Ernte. Mit welchen Erträgen kann aufgrund der bisherigen Erntemengen heuer gerechnet werden?
Michael Karpf: Ja es stimmt, in diesen Tagen geht es auch bei uns so richtig los. Die ersten Erntemengen lassen Gutes hoffen: Wir haben Spitzenerträge von bis zu 18.000 Kilogramm Nassmais pro Hektar, der Durchschnitt liegt so bei rund 15.000 Kilogramm und einem Feuchtigkeitsgehalt zwischen 24 und 28 Prozent. Wir liegen somit etwas über dem Vorjahresniveau. Doch eines ist ganz klar zu erkennen, dass diese Spitzenerträge sicherlich nur auf schweren Lehmböden zu erreichen sind. Auf schottrigen Böden hat die Hitze im heurigen Sommer sicherlich für Einbußen gesorgt.
NL: Im Moment gibt es spannende klimatische Verhältnisse für den Mais. Für die nächsten zehn Tage ist beständig schönes Wetter angesagt. Welche wirtschaftlichen Auswirkungen haben diese optimalen Erntebedingungen für Landwirte und für die RWA?
Karpf: Derzeit ernten jene Landwirte, die auf ihren Flächen Wintergetreide anbauen oder eine Begrünung anlegen. Die anderen warten sicher noch ab und können dadurch ihre Trocknungskosten beim Mais wesentlich reduzieren. Das steigert die Wirtschaftlichkeit des Maisanbaues. Für uns ist diese Situation schon schwieriger, weil sich die gesamte Ernte voraussichtlich auf einen kürzeren Zeitraum zusammenschiebt.
NL: Die Anbaufläche von Mais hat sich in der Steiermark von gut 50.000 Hektar im Jahr 2015 auf über 57.000 Hektar im heurigen Jahr gesteigert. Kommen da neue Herausforderungen auf Sie zu?
Karpf: Von der Kapazität her spielen die höheren Mengen, wir merken das auch, absolut keine Rolle. Wir könnten noch mehr Mais übernehmen. Probleme ergeben sich, wie bereits vorher angesprochen, eher nur in der zeitlichen Konzentration der Anlieferung. Es sind doch jeden Tag eine Vielzahl an LKWs zu koordinieren, die den geernteten Mais zu uns bringen.
NL: In den vergangenen Jahren zeigten sich in vielen Maisbeständen Verpilzungen an Kolben und Körnern. Gibt es heuer Probleme mit überhöhten Toxingehalten im Erntegut?
Karpf: Glücklicherweise gibt es bis jetzt in der ganzen Steiermark noch kein Problem mit Toxinen im Mais. Unsere ersten, hauseigenen Untersuchungen haben dies bestätigt. Wir sind darüber auch sehr froh, da gerade beim Italienexport eine Toxinbelastung dramatische Folgen hätte. Die offiziellen Ergebnisse unserer Proben sind jedoch noch nicht im Haus.
NL: Nach ersten Expertenschätzungen liegt die Körnermaisernte 2017 weltweit unter den Erwartungen. Wie wird sich das auf die heimischen Produzentenpreise auswirken?
Karpf: Wir liegen derzeit einige Euro über dem Preisniveau des Vorjahres. Ob sich die derzeitigen Preise bis zum Ende der Erntesaison halten werden, kann ich natürlich nicht mit Sicherheit sagen.
NL: In den letzten Jahren hat der Maiswurzelbohrer vielen Bauern schwer zu schaffen gemacht, nun ist es offenbar ruhiger geworden um dieses brisante Thema. Können Sie uns ein genaues Stimmungsbild dazu geben?
Karpf: Auf einigen Versuchsflächen der Landwirtschaftskammer wurde heuer zwar ein erhöhter Käferdruck festgestellt, aber mir sind keine größeren Schäden bekannt.
Zur Person
Michael Karpf (28) ist seit November 2011 Händler der Raiffeisen Ware Austria (RWA) und seit 2015 Leiter am Standort Lannach. Rund 24.000 Tonnen Mais werden in den nächsten Wochen dort umgeschlagen. Nach der Pflichtschule absolvierte Karpf die Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein.