Das Maibaumaufstellen zählt zum traditionellen Brauchtum in unserer Region. Doch woher kommt und was bedeutet es?
Jetzt dauert es nicht mehr lange und die Maibäume werden wieder landauf landab stolz in den Himmel ragen und die bunten Bänder daran fröhlich im Wind flattern. Denn am Vorabend des 1. Mai ist es wieder soweit: Der Maibaum wird aus dem Wald geholt, bis zum Wipfel entastet, dann werden unterschiedliche Muster in die Rinde des unteren Teils geschnitten und der obere Teil geschält. Schließlich hängt man ein oder drei Kränze unter den Wipfel und bunte Bänder daran. So beschreibt es der Autor Sepp Walter in seinem Buch „Steirische Bräuche im Lauf des Jahres“. In jedem Fall aber sind das Maibaumaufstellen und der Baum an sich in der Steiermark sehr populär, da es sich dabei um „uraltes Brauchtum“ und „Fruchtbarkeitszauber“ handelt, dem widerspricht Sepp Forcher in seinen Ausführungen in „Verschwundene Bräuche“ von Helga Maria Wolf. Dort erklärt er nämlich: „Diese Interpretation aus dem 19. beziehungsweise frühen 20. Jahrhundert ist eindeutig überholt.“ Und er lässt uns wissen, dass die älteste Aufzeichnung über einen Maibaum vom Zisterziensermönch Caesarius von Heisterbach stammt, der darüber in Aachen 1224 berichtete. Dass das Aufstellen und Schmücken des Maibaumes zunächst zu den Pflichten der Obrigkeiten gehörte, darüber sind sich die Experten einig. In Wien beispielsweise waren die Babenberger Herzöge pflichtgemäß die Brauchführer ihres Volkes.
Diebstahl & Sicherung
In unseren Tagen längst ruhig geworden ist es in der Nacht vom 30. April auf 1. Mai, der sogenannten „Philippi-Nacht“. Während einst zu diesem Zeitpunkt alles mitgenommen wurde, was rund um Haus und Hof nicht niet- und nagelfest war, um es schließlich am Dorfplatz unter dem Maibaum zu platzieren und die Besitzer damit zu blamieren, hat heute nur das „Maibaumstehlen“ die Jahre überdauert: Aus diesem Grund wird der Baum auch in den Nächten vor dem Aufstellen streng bewacht, gelingt der Diebstahl dennoch, muss der Baum freigekauft werden. Auch in den Folgenächten gilt es, den Maibaum zu schützen – durch Eisenbänder am Stamm zum Beispiel. An ihm hochzukraxeln erfreut sich ebenfalls vielerorts großer Beliebtheit. Und wenn Sie im Ennstal permanent zwei Figuren daran „kleben“ sehen, dann täuscht sie das nicht: „Hansl“ und „Gretl“ gehören dort zur Dekoration dazu.
Muskelkraft & Bandltanz
Beim Aufstellen selbst ist heute wieder verstärkt der Einsatz von Muskelkraft vieler strammer Männer beliebt geworden. Als Hebel muss dazu wie in der Vergangenheit die „Schw(o)abeln“, „Gabeln“ oder „Spoteln“ verwendet werden. Diese verbindet man geschickt mit dem Baum damit sie helfen, dessen Gewicht zu tragen. Schritt für Schritt wird der Baum höher geschoben und die „Schwabeln“ nachgerückt. Im Freilichtmuseum in Stübing beispielsweise wird ein solches Aufstellen ohne Maschinenunterstützung gepflegt. Rundherum gibt es an vielen Orten ein fröhliches Fest zu dem auch der Bandltanz der Jugend gehört.
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