Erwin Gruber, Bürgermeister von Gasen, über die großartige Hilfe des Bundesheeres bei der Aufarbeitung der Unwetterschäden und mehr.
NEUES LAND: Sechs Wochen lang leistete das Österreichische Bundesheer in der Gemeinde Gasen einen intensiven Assistenzeinsatz, um die ärgsten Unwetterschäden aus dem Juni zu beseitigen. Was ist Ihr Resümee?
Erwin Gruber: Die Arbeit des Bundesheers wurde in Gasen sehr positiv und dankbar angenommen. Insgesamt leisteten die Soldaten rund 10.000 Einsatzstunden. Alles war sehr professionell organisiert und auch auf Sicherheit wurde großer Wert gelegt.
NL: Was hat das Bundesheer alles gemacht?
Gruber: Nach dem schweren Unwetter am 12. Juni, als der Sturm binnen zehn Minuten 15.000 bis 20.000 Festmeter Holz zerstört hatte, räumten Soldaten des Militärkommandos Steiermark zwei Wochen lang die Zufahrtswege und Gräben. Danach waren bis Ende Juli Spezialisten vom Pionierbataillon Villach im Einsatz. Gemeinsam mit der Wildbach- und Lawinenverbauung, sicherten sie im Finkenpetergraben einen extrem steilen Hang. Dort drohten 400 Kubikmeter Gesteins- und Murenmaterial auf die Landesstraße abzugehen.
NL: Das Bundesheer ist jetzt abgezogen. Was ist in Gasen jetzt noch alles zu tun?
Gruber: Wir warten alle auf die Öffnung der Landesstraße nach Birkfeld. Hier wird gerade ein riesiges Schutznetz gebaut. Die L 304 ist seit Mitte Juni gesperrt und für unsere Gemeinde eine extrem wichtige Lebensader. Für unsere Tourismusbetriebe war diese Straßensperre im bisherigen Sommer ein Riesenproblem. Am 14. August soll die Straße aber endlich wieder offen sein. Wir haben fast 80 Kilometer Gemeindestraßen und Hofzufahrtswege. Die Bankette sind zu sanieren. Straßenausbesserungen müssen vorgenommen werden. Beim Stoani-Wanderweg ist viel zu richten. All das beschäftigt uns bis zum Winter und dann geht es mit der Schneeräumung und dem Winterdienst weiter.
NL: Was bedeuten die immer wiederkehrenden Naturkatastrophen für Ihre Gemeinde?
Gruber: Wir haben keine Ruhe- und Erholungsphase mehr. Von Sommerpause ist sowieso keine Rede. Der Druck ist für uns alle enorm. Solche Unwetter verlangen von uns in der Gemeinde und der Bevölkerung alles ab – sowohl körperlich als auch geistig. Und nun schon das dritte Jahr hintereinander, denn auch in den Jahren 2016 und 2017 gab es bei uns schwere Unwetter mit großen Schäden. Dazu kommt, dass solche Ereignisse unsere frei verfügbaren finanziellen Gemeindemittel binden.
NL: Was ist Ihr größter Wunsch?
Gruber: Unsere Hoffnung ist, dass wir einige Jahre keine außerordentlichen Unwetter mehr haben. Dann können wir wieder zum normalen Tagesablauf kommen und auch andere Projekte in Angriff nehmen. Dazu zählt der Hochwasserschutz Gasenbach, damit unserer Dorf sicherer wird.
NL: Welche Erfahrungen, die Sie aus den Unwettern in den letzten Jahren gewonnen haben, geben Sie an die Landes- und Bundespolitik weiter?
Gruber: Es müssen in Zukunft die Lebensadern Straße und Hofzufahrtswege unterstützt werden. Das können die Gemeinden nicht mehr allein schaffen. Wichtig ist auch, dass die Stromleitungen verkabelt werden. Wir haben es nämlich jetzt wieder erlebt, dass die Bäume die Stromfreileitungen beschädigt haben. Zur Aufrechterhaltung der Stromversorgung mussten bei uns vier große Stromaggregate eingesetzt werden.
Beitragsbild: Brodschneider
Zur Person
- Erwin Gruber (54) führt mit seiner Familie einen Bauernhof in Amassegg.
- Er ist seit 1998 Bürgermeister der 930 Einwohner zählenden Gemeinde Gasen.
- Von 2002 bis 2015 war er Landtagsabgeordneter und Bezirksparteiobmann der ÖVP Weiz. Von 2001 bis 2003 war er Kammerobmann.
- Seit 2015 ist Erwin Gruber Almenland-Obmann.