In diesen Tagen wurden die letzten Weidetiere von den Almen ins Tal gebracht. Grund genug, auf den Almsommer zurückzublicken.
Eine durchwegs positive Jahresbilanz zieht in diesen Tagen Anton Hafellner als Obmann des Steirischen Almwirtschaftsvereins. „Aufgrund der außergewöhnlich hohen Temperaturen im September und Oktober konnte in vielen Regionen die Almsaison verlängert werden. Teilweise wurden erst am vergangenen Wochenende die letzten Tiere auf die Weideflächen der Heimbetriebe gebracht“, so der oberste Vertreter der steirischen Almbauern. Trotz der niedrigen Temperaturen zum Start in die diesjährige Almsaison konnten die Tiere zeitgerecht aufgetrieben werden. Ausreichende Niederschläge sorgten für ein ausreichendes Graswachstum und gute Wasserversorgung.
Klimawandel
Doch dieses Anwachsen des ersten Aufwuchses auf den Almen wird auch zunehmend zur Herausforderung für die rund 5400 steirischen Almbauern und Almauftreiber. Anton Hafellner weiter: „Der Klimawandel macht uns richtig Sorgen, denn es gibt zwischen den Jahreszeiten keine Übergangsphasen mehr. Nach einem Winter steigen die Temperaturen sehr rasch und das Wachstum auf den Almen explodiert. Es steigt zwar der Futterertrag, die Schattenseite ist jedoch, dass mehr Tiere auf den Almen gebraucht werden, um das größere Futterangebot auch zu fressen.“ Denn wird der erste Aufwuchs nicht sauber geweidet, leidet der zweite Aufwuchs massiv darunter. Somit sinken auch die täglichen Zunahmen der Almtiere.
Insbesondere der Klimawandel mit den wärmeren Temperaturen wirkt sich aber auch auf unerwünschten Bewuchs stark aus. Hafellner dazu: „Die Waldgrenze steigt jährlich an und einzelne Pioniere wie Lärchen oder Latschen sind bereits auf Seehöhen über 2000 Meter anzutreffen. Damit kann je nach Region die Verwaldung und Verbuschung zwischen zwei bis fünf Prozent der Almflächen pro Jahr voranschreiten. Bei einer fehlenden Pflege beanspruchen Zwergsträucher, wie die Schwarz- oder Heidelbeere, der Almrausch oder der Wacholder sowie die Latschen und Erlen, die wertvollen Almflächen für sich.“ Somit steigt auch der Aufwand für das sogenannte Schwenden enorm. Unter großem körperlichen Aufwand müssen diese Pflanzen mittels Motorsense, Motorsäge oder per Hand entfernt werden.
Gefahr durch den Wolf
Ausgesprochen besorgt sind die Almbauern aber wegen der Rückkehr des Raubtieres Wolf, der die gesamte Almwirtschaft in Gefahr bringt. Hafellner: „Die Wolfsproblematik darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Bei einem Angriff geht es ja nicht nur um verletzte oder getötete Tiere, sondern um die Verängstigung der gesamten Herde. Da bin ich nun sehr froh, dass durch die geplante Wolfsverordnung endlich Bewegung in die Thematik kommt.“ Es ist wichtig, dass man bei Problemen rasch und unbürokratisch reagieren kann. Grundsätzlich geht es Hafellner um den Respekt gegenüber der Almwirtschaft und den aufgetriebenen Tieren. Es kann nicht sein, dass angegriffene Tiere oft tagelang leiden müssen, bevor die qualvoll verenden.
Auf den steirischen Almen werden jedes Jahr rund 50.000 Tiere – vom Rind über das Schaf bis zum Pferd – aufgetrieben.
Beitragsfoto: agrarfoto.com