Franz Matzer, einer der längst amtierenden steirischen Bürgermeister, über seinen Abschied aus der Kommunalpolitik und seine Erfahrungen.
NEUES LAND: Seit genau 30 Jahren sind Sie Bürgermeister. In der kommenden Woche legen Sie dieses Amt zurück. Eine schwere Entscheidung?
Franz Matzer: Wenn man fast 40 Jahre lang aktiv dabei ist – ich kam ja schon 1980 in den Gemeinderat und wurde ein Jahr später Vizebürgermeister – , dann schadet es nicht, wenn man sich etwas zurücknimmt. Ich werde jetzt nicht mehr so viel auf die Uhr schauen und auf den Terminkalender blicken müssen. Man soll übergeben, wenn alles im Lot ist. Das ist bei uns der Fall.
NL: Wie schafft man es überhaupt, so lange und auch so erfolgreich in der Kommunalpolitik tätig zu sein?
Matzer: Mir ging es nicht um das Verdienen, sondern um das Dienen. Ich habe es immer gerne gemacht. Und da tut es schon gut, wenn man bei Wahlen auch den Lohn dafür bekommt. Aktuell hat die ÖVP in unserer Gemeinde zwölf von 15 Mandaten. Das heißt, dass man schon auch den Zuspruch von Menschen erhält, die sonst nicht die ÖVP wählen. Wichtig ist, dass man seine eigene Linie verfolgt und den Leuten sagt, was Sache ist. Dafür sind sie dankbar. Es stimmt sicher nicht, dass es in der Politik keinen Dank gibt. Wichtig war für mich aber auch, dass meine Frau immer großes Verständnis für meine Arbeit im öffentlichen Leben gehabt hat. Dafür bin ich sehr dankbar. Es war für sie nicht immer leicht, denn sie musste für mich viele Arbeiten verrichten, weil ich oft nicht daheim war.
NL: Wenn man die Zeit vor 30 Jahren mit jener von heute vergleicht – stellen Sie da Unterschiede fest?
Matzer: Es hat sich nicht viel verändert. Wenn man früh genug mit den Menschen über ein anstehendes Problem spricht, dann verstehen sie es. Wir müssen zum Beispiel heuer im Herbst die Volksschule in Frannach zusperren. Dafür wird die Volksschule in Edelstauden zu einer vierklassigen Schule ausgebaut. Die Leute tragen das mit. Auch im Gemeinderat ist diese Entscheidung einstimmig erfolgt.
NL: Was zählen Sie zu den größten Erfolgen in Ihrer Amtszeit?
Matzer: Rückblickend geht es eigentlich weniger um die baulichen Dinge, obwohl ich schon stolz darauf bin, dass wir unser Gemeindeamt und den Kindergarten in Eigenregie errichtet haben. Der Umgang mit den Leuten ist am wichtigsten.
NL: Vor vier Jahren kam es auch zu einer Gemeindefusion von Pirching am Traubenberg mit Edelstauden und Frannach. Wie ist es Ihnen dabei gegangen?
Matzer: Die drei Gemeinden haben sich sehr rasch gefunden und ihren Willen mittels Gemeinderatsbeschluss schon sehr früh kundgetan. Das war eine Entscheidung, die gepasst hat. Im Zuge der Fusion erklärten wir uns als Wohngemeinde und wir legen großen Wert darauf, dass uns die Landwirtschaft, Nahversorger und Direktvermarkter sehr wichtig sind.
NL: Was sind Dauer-Themen in der Gemeinde Pirching am Traubenberg?
Matzer: Dazu zählen sicher die Erhaltung von insgesamt 160 Kilometer Gemeindestraßen und die Raumordnung. Es ist für uns nicht verständlich, wenn die Gemeinde zersiedelt, aber voll aufgeschlossen ist und man keine Bauland-Auffüllung mehr machen darf.
NL: Welchen Tipp geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf dem Weg?
Matzer: Auf die Leute hören und auf sie zugehen! Das ist immer wichtig. Und man muss zu den getroffenen Entscheidungen stehen. Die Menschen verstehen das.
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