„Aus 20 Kilo werden 2 Tonnen“

von NEUES LAND

Die Gefahr durch Wildunfälle wird oft unterschätzt. In der Steiermark ereignet sich alle 38 Minuten ein Verkehrsunfall mit einem Wildtier.

Rund 13.900 Wildunfälle werden jährlich in der Steiermark verzeichnet. In Österreich sind es 76.000. Das bedeutet, dass in der Steiermark alle 38 Minuten und in Österreich alle sieben Minuten ein Unfall mit einem Wildtier ereignet. Dabei kommen sehr oft nicht nur die Wildtiere zu Schaden, auch die Fahrzeuginsassen können schwer verletzt und das Unfallauto stark beschädigt werden. Die Gefahr die daraus entsteht wird oft unterschätzt, denn durch den Aufprall wirken sehr starke Kräfte.

Klaus Schachenhofer, Generalsekretär des Dachverband „Jagd Österreich“. „Die Wucht, mit der ein Rothirsch bei Tempo 60 auf ein Auto aufprallt, entspricht etwa dem Gewicht eines ausgewachsenen Elefanten. Bei Rehen werden aus 20 Kilo zwei Tonnen. Besondere Aufmerksamkeit ist auf Straßen entlang von Waldrändern und vegetationsreichen Feldern geboten. Die meisten Wildunfälle ereignen sich in den frühen Morgen- und späten Abendstunden. Gerade jetzt, wenn wieder die Zeitumstellung erfolgt, fällt die Hauptverkehrszeit genau in die Dämmerung oder Dunkelheit, wo viele Tiere besonders aktiv sind“.

Viele Verletzte

66 Personen verletzten sich im Jahr 2017 in der Steiermark bei solchen Verkehrsunfällen mit Wildtieren. In Österreich waren es 310. „Auffallend ist, dass die Zahl der Wildunfälle mit Personenschaden in den letzten Jahren auf hohem Niveau stagniert. Österreichweit ist die Zahl der Wildunfälle von 261 Unfällen im Jahr 2016 auf 276 Unfällen im Jahr 2017 sogar angestiegen“, so der österreichische Versicherungsverband VVO.

Hohe Geschwindigkeit

Die statistischen Detailauswertungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) zeigen, dass sich mehr als 92 Prozent der Wildunfälle mit Personenschaden im Freiland ereignen. Knapp 77 Prozent aller Wildunfälle mit Personenschaden passieren auf Landesstraßen, 21 Prozent auf Gemeindestraßen. Im Durchschnitt der letzten Jahre sind 66 Prozent der verunglückten Personen männlich, ein relativ großer Anteil der verunglückten Personen waren Personen im Alter zwischen 15 bis 24 Jahren (45 Prozent). Das ist ein bemerkenswert großer Anteil und lässt sich auf geringere Fahrerfahrung sowie geringere Schutzfunktion, beispielsweise durch ein Moped, zurückführen. „Es ist besonders wichtig, die Gefahrenzeichen ‚Achtung Wildwechsel‘ ernst zu nehmen“, erklärt Othmar Thann, Direktor des KFV. „Neben erhöhter Wachsamkeit ist es wichtig, die Fahrgeschwindigkeit entsprechend anzupassen. KFV-Messungen zeigten, dass Lenker die Fahrgeschwindigkeit nicht oder nur gering um ein bis vier Kilometer pro Stunde reduzieren, selbst wenn Wildtiere schon in einem Feld neben der Straße stehen.“

Richtiges Verhalten

Wenn ein Zusammenstoß mit einem Wildtier unvermeidlich ist, sollte stark gebremst und das Lenkrad gut festgehalten werden. Wenn der Fahrer richtig reagiert, ist die Verletzungsgefahr für die Autoinsassen geringer. Ein Ausweichmanöver ist nicht zu empfehlen, denn ein solches ist weitaus riskanter, als ein Zusammenstoß mit dem Tier. Nach dem Unfall muss die Gefahrenstelle unverzüglich abgesichert und die Exekutive verständigt werden. Die Nichtmeldung eines Sachschadens ist strafbar, bei einem Wildschaden besteht nach §4 Abs. 5 der Straßenverkehrsordnung unverzügliche Verständigungspflicht. Getötetes Wild darf niemals mitgenommen werden – auch nicht zum Tierarzt. Vielmehr ist eine rasche und korrekte Meldung des Unfalls hilfreich, da so der zuständige Jagdaufseher hinzugezogen werden kann.

Beitragsbild: Ingo Bartussek – stock.adobe.com

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