Weinbaudirektor Werner Luttenberger über den Weinjahrgang 2019, optimale Witterungsverhältnisse und einen Boom bei Schilchersturm.
NEUES LAND: Die steirischen Winzerinnen und Winzer haben derzeit alle Hände voll zu tun, sie sind bei der Weinlese. Worauf dürfen sich Weinfreunde beim Weinjahrgang 2019 besonders freuen?
Werner Luttenberger: Aufgrund des guten Vegetationsverlaufs können die steirischen Weinbauern von einem „normalen“ Weinjahrgang 2019 sprechen. Somit sind wir von der Reifeentwicklung ungefähr im Durchschnitt der letzten zehn Jahre angesiedelt – also keine extrem frühe Lese! Aktuell hat die Hauptlese bereits mit guten Zuckerkonzentrationen bei einem ausreichenden Maß an Säure begonnen. Durch den etwas verzögerten Blütebeginn und der Verschiebung der Reife in einen etwas kühleren Zeitraum können sich die Konsumenten auf sehr harmonische und ausgewogene Weine freuen, die besonders fruchtig ausfallen werden.
NL: Im Gegensatz zum niederschlagsreichen Vorjahr waren die Wetterbedingungen im heurigen Jahr für die Weinbauern wesentlich besser. Wie wirkt sich diese Tatsache auf Menge und Qualität aus?
Luttenberger: Wie schon erwähnt sind Frost und in den meisten Fällen auch der Hagel ausgeblieben. Im Gegensatz zu den anderen weinbautreibenden Bundesländern waren die steirischen Weinbauern in den Sommermonaten mit ausreichenden Niederschlägen gesegnet. Damit hatten die Reben durchgängig Wasser für das Wachstum zur Verfügung. Mengenmäßig erwarten wir heuer eine um eine Spur höhere Weinernte als im letzten Jahr. Während der Lese kann ich über die Qualität des zu erwartenden Weines leider noch keine Aussagen zu machen. Aber die Aromatik der Trauben ist heuer besonders fruchtig. Ich hoffe, dass die Weine heuer neben guter Reife und vollem Körper auch Finesse und Frische haben werden. Zur Fruchttiefe könnte auch ein gutes Säurerückgrat dazu kommen. Lassen wir uns überraschen.
Weinjahrgang 2019 erfolgreich vermarkten
NL: Viele steirische Winzer setzen in der Vermarktung auf den Ab-Hof-Verkauf durch Hofladen oder Buschenschank. Hat sich die Zahl der Betriebe in den letzten Jahren wesentlich verändert?
Luttenberger: Von den aktuell etwas über 2000 Weinbaubetrieben in der Steiermark vermarkten ungefähr die Hälfte ihre Trauben an benachbarte Weingüter, Weinhandelshäuser oder an die steirische Winzergenossenschaft. Die andere Hälfte vermarktet die selbstproduzierten Weine Ab-Hof. Dabei stellt der steirische Buschenschank einen besonderen Marktplatz dar. Hier kann in ungezwungener Atmosphäre Wein in Kombination mit einer steirischen Jause und in den meisten Fällen mit einem herrlichen Ausblick über die Weinberge genossen werden.
NL: Besonders der Sturm erfreut sich steigender Beliebtheit. Warum freuen sich so viele Konsumenten auf dieses erfrischende Herbstgetränk?
Luttenberger: Eine Besonderheit, die nur um die Weinernte angeboten werden, kann ist der Sturm. Er ist eine nach dem Weingesetz geschützte traditionelle Bezeichnung für einen in Gärung befindlichen österreichischen Traubenmost. Eine Besonderheit stellt der Schilchersturm dar. Er ist der fruchtigste, kommt erst ab Mitte September zum Konsumenten und ist immer aus steirischen Trauben. Idealerweise wird er daher auch im unmittelbaren Umfeld seiner Erzeugung getrunken.
NL: Wann werden die ersten Weine des heurigen Jahrganges zu verkosten sein?
Luttenberger: Die erste Verkostungsmöglichkeit des heurigen Weins ist traditionell die Junkerpräsentation. Heuer am 6. November in der Stadthalle in Graz und in Wien im Palais Ferstel. Info: www.steirischerwein.at
Beitragsfoto: fotokuchl
Zur Person
- Werner Luttenberger absolvierte die HBLA für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg.
- Nach seiner pädagogischen Ausbildung in Ober St. Veit (Wein) trat der den Dienst als Weinbauberater in der Bezirksbauernkammer Leibnitz an.
- Seit 2000 ist Luttenberger, selbst Weinbauer, Leiter der Weinbauabteilung der LK.
- Tochter Beatrix ist amtierende Weinprinzessin.