„Verbundenheit zur Scholle erleben“

von Karl Brodschneider

Erstmals hält Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl bei der Bauernbund-Wallfahrt die Hl. Messe. Seine Vorfreude ist groß.

 

NEUES LAND: Sie werden bei der Bauernbund-Wallfahrt am 4. September die Hl. Messe feiern. Freuen Sie sich schon darauf?

Wilhelm Krautwaschl: Natürlich! Erstens war ich noch nie dabei und zweitens bin ich schon darauf neugierig, wie viele Leute dabei sein werden.

 

NL: Glauben Sie, dass Bauern und Bäuerinnen im Glauben mehr Halt finden als Menschen in anderen Berufsgruppen?

Krautwaschl: Wenn man in die Bibel schaut, so sieht man, dass Jesus dauernd in Natur-Gleichnissen spricht – vom Wasser, vom Wein, vom Sämann, vom Korn, das in die Erde fällt, vom Ernten – und kann damit die Beziehung von Gott-Mensch sowie von Mensch-Mensch besser veranschaulichen. Durch das Arbeiten mit und in der Natur haben die Bauern einen ganz anderen Zugang zur Schöpfung. Die Bauern wissen, dass sie sich sehr anstrengen müssen, und trotzdem sind sie angewiesen auf jemand anderen und auf Umweltgegebenheiten. Sie haben dadurch sicher eine größere Sensibilität für die Fragen des Angewiesen-Seins.

 

NL: Heuer vergeht kaum eine Woche, wo nicht schwere Unwetter große Schäden vor allem in der Landwirtschaft verursachen. Leidet man da als Bischof mit bäuerlichen Wurzeln besonders mit?

Krautwaschl: Ja sicher, aber das ist normal. Mich bewegt in diesem Zusammenhang die Frage, was da überhaupt los ist in der Welt. Wie weit schreitet die Klimaveränderung voran und was trage ich dazu bei?

 

NL: Sie kommen aus dem Bezirk Weiz. Was würden Sie zu einem Bauern sagen, dem der Frost seine ganze Apfelernte zerstört hat oder dem der Hagel den ganzen Kürbisacker zerschlagen hat?

Krautwaschl: Ich höre solchen Bauern zu allererst einmal zu. Das Interessante dabei ist, dass sie dann trotz aller Betroffenheit das Ganze in eine größere Perspektive hineinstellen können. Ich glaube, dass die Bauern diese Verbundenheit zur Scholle im Positiven wie im Negativen erleben, durch Freude und in Leid. Das ist trotzdem schrecklich für den Einzelnen.

 

NL: Bald beginnen wieder die Erntedankfeste. Können wir mit diesem Fest überhaupt noch was anfangen?

Krautwaschl: Da gibt es zwei Dinge. Ich habe zur Kenntnis zu nehmen, dass immer weniger Leute ihr Einkommen aus der Landwirtschaft finden. Aber wir sollen uns stärker vor Augen führen, dass wir dankbar sein dürfen, dass wir überhaupt hier in Österreich leben, dass ich täglich was zum Essen habe. Über was wir uns eigentlich alles aufregen können! Lernen wir zuerst einmal „danke“ sagen für das, was da ist.

 

Zur Person

Der 1963 geborene Gleisdorfer Wilhelm Krautwaschl wuchs in kleinbäuerlichen Verhältnissen auf und wurde 1990 zum Priester geweiht. Im Jahr 2015 erfolgte die Ernennung zum Bischof von Graz-Seckau. Sein Wahlspruch als Bischof lautet: „Gott ist die Liebe!“

Karl Brodschneider

 

Bild oben: Mit seiner Fröhlichkeit und seiner Gabe, mit Jung und Alt rasch ins Gespräch zu kommen, sorgt Bischof Wilhelm Krautwaschl für viel Zustimmung. Foto: Sonntagsblatt/Neuhold

 

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