Derzeit gibt es drei Photovoltaik-Pappeln in der Steiermark und in Kärnten. Schon bald soll diese Erfindung am Markt zu kaufen sein.
In die Diskussion bezüglich des Photovoltaik-Ausbaus auf Freiflächen schaltet sich nun auch eine Gruppe rund um Ökonomierat Karl Totter aus Mureck und den früheren Kammerdirektor Heinz Kopetz ein. Sie bringt die sogenannte PV-Pappel als Alternative in die Diskussion ein und unterlegt ihren Vorschlag mit vielen Zahlen und Fakten. Drei Prototypen wurden in Mureck, im Raum Völkermarkt und beim Mountain Resort „Feuerberg“ auf der Gerlitzen aufgestellt.
Viel mehr Strom im Winter
Die Ergebnisse sind beeindruckend und auch eine Antwort auf die Winterstromlücke. Bei einer Jahresstromproduktion von 17,5 MWh liefert die PV-Pappel im Winter (November bis Februar) 3,2 MWh mehr Strom als die Freiland-PV-Anlage mit gleicher Jahresproduktion, im Sommer hingegen um 2,8 MWh weniger. Karl Totter sagt: „Die PV-Pappel trägt daher dazu bei, künftige Stromüberschüsse im Sommer zu reduzieren und Stromlücken im Winter zu schließen.“ Noch auffallender sind die Messergebnisse auf der Gerlitzen, wo der „Strom-Baum“ auf einer Höhe von über 1700 Meter Seehöhe steht. In den ersten Wochen des Jahres 2023 konnte er je Flächeneinheit mehr als zehnmal so viel Strom erzeugen als eine vergleichbare PV-Freiflächenanlage in Mureck.
Ein mächtiger Kasten
Bei einer PV-Pappel handelt es sich um einen kastenförmigen, elf Meter hohen Paneel-Träger, der auf vier Holzsäulen steht. Die Pilotanlage trägt 36 Paneele. Für die Herstellung zeichnete eine Gruppe von regionalen Handwerkern aus Mureck und Umgebung verantwortlich. Die wissenschaftliche Idee des patentierten Projekts kam von Hermann Kopetz, dem Gründer der Hightech-Firma TTTec. Der Koordinator war Heinz Kopetz, der Umsetzer Karl Totter.
Für den Südsteirer hat die PV-Pappel aus mehreren Gründen Zukunft. Durch ihre Schräglage kann sie die Sonnenstrahlen vor allem im Winter besser auffangen, der Schnee rutscht sofort ab. Steht eine solche Anlage im Gebirge, gibt es keine Probleme mit dem Nebel. Außerdem kommt der Albedo-Effekt – Rückstrahlvermögen durch den Schnee –voll zu tragen. „Gegenüber den derzeitigen Aufstellungsformen und Stromleistungen von PV-Anlagen hat die PV-Pappel den geringsten Flächenverbrauch mit maximal einem Quadratmeter Bodenversiegelung“, betont Totter.
Erster Marktauftritt
Er möchte zusammen mit einigen Partnern schon bald mit einer neugegründeten Firma in die Serienproduktion der schlanken Sonnenstromerzeuger gehen. „Dabei wollen wir immer auch mit regionalen Handwerkern zusammenarbeiten“, erklärt Totter. Angeboten werden sollen drei verschiedene Typen, wobei es auch eine Variante für Hausbesitzer geben soll. Der Standardtyp mit 15,4 kWp ist 11,3 Meter hoch und 3,5 Meter breit. Die Durchgangshöhe beträgt 2,6 Meter. Sie hält Windböen bis zu 150 km/h aus und bietet sich besonders für Höhenlagen zur Optimierung der Winterstromproduktion an. Gedacht ist, dass solche Anlagen vor allem in Skigebieten und Windparks stehen sollen. „Ende April sind wir schon bei der Österreichischen Seilbahnmesse in Innsbruck vertreten“, kündigt er an. Die Investitionskosten gibt er mit zwei Euro je erzeugter Kilowattstunde an. „Wir werden mit dieser innovativen Erfindung, unseren Erfahrungen und unserem Knowhow eine neue Ära in der PV-Stromerzeugung einleiten“, gibt sich Totter optimistisch. Von der Politik und Raumplanung verlangt er allerdings ein Entgegenkommen, dass die Aufstellung solcher PV-Pappeln auch im Gebirge möglich ist.
Beitragsfotos: NL, Florian Propenter