Milchbauern im Preistief

von NEUES LAND

Bauern bekommen im Schnitt nur mehr 30,73 Cent für einen Liter bester Milch. Lebensmittelhandel in Österreich soll sich Handelsketten in anderen EU-Ländern anschließen und Solidaritätsaktion für heimische Milchbäuerinnen und Milchbauern starten.

 

Heimische Milchbäuerinnen und Milchbauern massiv unter Druck. Auf ein sehr schwieriges Jahr blicken die steirischen Milchbäuerinnen und Milchbauern zurück. Der Erzeugermilchpreis, den sie für ein Kilogramm gentechnikfrei hergestellter Milch der besten Qualitätsklasse erhalten, liegt im Steiermark-Schnitt nur mehr bei 30,73 Cent. Das ist ein Minus von rund zehn Cent gegenüber Jänner 2014 oder von rund minus 25 Prozent. Dazu Präsident Franz Titschenbacher: „Die Milcherzeugung ist nicht mehr  kostendeckend, die Milchbäuerinnen und Milchbauern arbeiten ohne Lohn, viele Betriebe sind in Existenzgefahr.“ Titschenbacher verlangt daher – wie in anderen europäischen Ländern auch – eine Solidaritätsaktion für heimische Milchbäuerinnen und Milchbauern durch den Lebensmittelhandel und den Konsumenten.

 

Franz Titschenbacher hat die Hofgeschichte bis ins 14. Jahrhundert erforscht.

Franz Titschenbacher

 

Für gentechnikfreie Milch erhalten Bäuerinnen und Bauern immer weniger vom Konsumentenpreis. Einzelne Handelsketten in Deutschland und Dänemark zahlen mehr. Österreich ist EU-weit das einzige Land, das gentechnikfreie Milch herstellt. Trotzdem sinkt jener Anteil, den die Milchbäuerinnen und Milchbauern vom Konsumentenpreis erhalten. Von einem Liter Milch kommen bei den Milchbäuerinnen und Milchbauern nur mehr 28,6 Prozent an. Einzelne Handelsketten in anderen EU-Ländern wie beispielsweise Aldi und Netto in Deutschland oder auch COOP beziehungsweise REMA 1000 in Dänemark heben für Trinkmilch seit Herbst einen sogenannten Solidaritätsbeitrag ein. Dieser kommt über die Molkereien in Form höherer Milcherzeugerpreise direkt den Milchbäuerinnen und Milchbauern zugute. Titschenbacher: „Mit dieser Solidaritätsaktion unterstützen dort der Lebensmittelhandel und die Konsumenten ihre jeweiligen Milchbäuerinnen und Milchbauern in der aktuell so schwierigen Markt- und Einkommenssituation“.

 

Titschenbacher fordert Lebensmittelhandel auf, diesem Beispiel zu folgen. Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher fordert den in Österreich tätigen Lebensmittelhandel auf diesem Vorbild zu folgen. „Konkret sollten beim Verkauf von einem Liter Trinkmilch, einem viertel Kilogramm Butter sowie von zehn Dekagramm Käse ein Regionalbonus von zehn Cent zugunsten der heimischen Milchbäuerinnen und Milchbauern eingehoben werden“, verlangt Titschenbacher. Pro Konsument und Jahr würde sich dies mit 30 Euro zu Buche schlagen. Das entspricht 0,16 Prozent eines durchschnittlichen Jahresnettoeinkommens. Die Ausgaben für Lebensmittel sind im Laufe der Zeit stark gesunken. Aktuell betragen die Ausgaben für Essen und Trinken rund zwölf Prozent, 1970 wurde noch rund ein Drittel der Haushaltsausgaben, konkret 32,3 Prozent, für Lebensmittel ausgegeben.

 

Titschenbacher: Regionalbonus entscheidend für Erhaltung des Bergbauerngebietes und zur Sicherung der Arbeitsplätze. „Mit dem vorgeschlagenen Regionalbonus soll ein wesentlicher Beitrag zur Aufrechterhaltung der überwiegend im Berggebiet stattfindenden Milcherzeugung geleistet werden und gleichzeitig auch die gentechnikfreie heimische Milchproduktion angemessen honoriert werden“, unterstreicht Präsident Franz Titschenbacher. Gleichzeitig sichern die 6.570 steirischen Milchbäuerinnen und Milchbauern direkt und indirekt rund 16.500 Arbeitsplätze in der Grünen Mark. Titschenbacher: „Ich bin überzeugt, dass ein Großteil der heimischen Konsumenten hinter den heimischen Milchbäuerinnen und Milchbauern stehen und zu einer angemessenen Abgeltung ihrer Leistungen in Form eines Regionalbonus zu Trinkmilch, Butter und Käse bereit sind“.

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