Immer häufiger erkranken Kinder an Typ 1 Diabetes. An Fortschritten in der Behandlung wird auch an der Med Uni Graz gearbeitet.
650.000 Österreicher sind aktuell an Diabetes erkrankt. Davon leiden rund 26.000 Menschen an Diabetes Typ 1, bei der ein Insulinmangel herrscht. Hauptsächlich von dieser Erkrankungsform betroffen sind auch etwa 1.500 Kinder unter 14 Jahren. „Die Anzahl der Neuerkrankungen an Typ 1 Diabetes hat in den letzten Jahrzehnten im Kindes- und Jugendalter stark zugenommen“, berichten Elke Fröhlich-Reiterer und Julia Mader von der Med Uni Graz.
Künstliche Bauchspeicheldrüse
Sie leiten eine Studie im Rahmen des EU-Projekts „KidsAP“, bei der Kinder bis zum Volksschulalter eine künstliche Bauchspeicheldrüse testen. Das sogenannte „Closed-Loop System“ kombiniert die jeweils am Körper getragene Insulinpumpe mit einem Glukosesensor. „Auf Grund der kontinuierlichen Glukosemessung wird automatisch die aktuell benötigte Menge an Insulin berechnet und von der Pumpe automatisiert abgegeben“, beschreiben die beiden Expertinnen die Funktion einer künstlichen Bauchspeicheldrüse. Für Kinder ab sieben Jahren, Jugendliche und Erwachsene ist ein solches System bereits zugelassen, für jüngere Kinder allerdings noch nicht.
Das Herzstück des „Closed-Loop System“, das im „KidsAP“-Projekt verwendet wird, ist eine auf dem Smartphone installierte App, die von der University of Cambridge entwickelt wurde. Frühere Studien wurden an Erwachsenen, Jugendlichen, Schulkindern, Schwangeren und und Patienten mit Typ 2 Diabetes durchgeführt. Doch gerade Klein- und Vorschulkinder könnten am meisten von der künstlichen Bauchspeicheldrüse profitieren, da sie ausgeprägte Blutzuckerschwankungen und einen sehr geringen Insulinbedarf haben. „Außerdem steht ihnen eine lange Krankheitsdauer bevor, bei der zukünftige Komplikationen durch gute Blutzuckereinstellungen vermieden werden können“, ergänzt Fröhlich-Reiterer.
Der erste Teil der Studie wurde bereits erfolgreich beendet. „Die Eltern berichteten zusätzlich zu den Vorteilen einer guten Blutzuckerkontrolle über positive Effekte in Alltag, vor allem über stabilere und somit erholsamere Nächte, sowohl für die kleinen Kinder als auch für die Erwachsenen selbst, da sie nachts nicht mehr regelmäßig aufstehen mussten, um den Blutzucker ihres Kindes zu überwachen“, so die Wissenschafterinnen.
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