Im Stall die besten Ideen

von NEUES LAND

Eine Bergbäuerin ist neue Bürgermeisterin der oststeirischen Gemeinde Fischbach geworden. Sie arbeitet auch im Bauernbund mit.

NEUES LAND: Ende Jänner wurden Sie zur neuen Bürgermeisterin von Fischbach gewählt. Wie kam es dazu?

Silvia Karelly: Der Bürgermeisterwechsel kam eher überraschend. Mein Vorgänger Franz Doppelhofer legte sein Amt nach fast 20-jähriger Dienstzeit mit Jahresende zurück. Der Vizebürgermeister war der logische Nachfolger, wollte aber nicht in die Rolle des Bürgermeisters schlüpfen. Ich bin zwar schon seit langem in der ÖVP engagiert, war aber nicht auf der Liste. Daher übe ich diese Funktion jetzt als Volksbürgermeisterin aus. Daneben bin ich aber weiterhin hauptberuflich in der Gemeindeverwaltung tätig.

NL: Ihre Wahl erfolgte nicht auf Anhieb. Warum musste die Sitzung zweimal ausgeschrieben werden?

Karelly: Die SPÖ und FPÖ zogen bei der ersten Gemeinderatssitzung aus der Gemeindestube aus und haben damit die Wahl verhindert. Da war meine Enttäuschung schon sehr groß und in der Bevölkerung sorgte dieses Verhalten für eine Riesenwelle der Empörung. Beim zweiten Wahltermin war dann der Sitzungssaal zum Bersten voll.

NL: Sie sind jetzt die erste Bürgermeisterin in der Geschichte von Fischbach. Was sind Ihre Ziele?

Karelly: Wünsche gibt es natürlich viele und nicht alle werden sich gleichzeitig realisieren lassen. Eine ständige Herausforderung für uns und jede Landgemeinde ist die Erhaltung und Sanierung unserer Gemeindestraßen, die mit über 80 Kilometer Wegstrecke die Lebensadern unserer Ortsteile sind.

NL: Fischbach liegt weit abseits der pulsierenden Wirtschaftszentren. Trotzdem nimmt die Einwohnerzahl nicht ab, sondern zu. Wie geht das?

Karelly: Im Jahr 2015 hatten wir in unserer Gemeinde 1505 Einwohner, aktuell sind es 1531. Im Vorjahr hatten wir mit 26 Geburten sogar einen richtigen ,Babyboom‘. Fischbach ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen, viele neue Einfamilienwohnhäuser wurden errichtet. Wir haben uns bemüht, neues Bauland zu erschließen, um attraktive Bauplätze anbieten zu können. Bedingt durch unser lebendiges Dorf- und Vereinsleben gelingt es uns Gott sei Dank, die jungen Leute in Fischbach zu halten.

NL: In der Steiermark sind Sie derzeit eine von 19 Frauen, die eine Gemeinde führen. Haben es Frauen schwerer, dieses Amt zu bekleiden oder wollen sie das gar nicht?

Karelly: Familie, Haushalt, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen, ist für sich allein schon eine große Herausforderung. Sich darüber hinaus noch politisch zu engagieren, ist sicherlich nicht jedem gegeben. Das Image der Politik ist nicht das beste und vielleicht scheuen Frauen manchmal auch die Konfrontation. Man muss schon einiges aushalten. Ich bin mir aber sicher, dass es mehr Frauen gibt, die ein Bürgermeisteramt bekleiden könnten – sie müssten es sich nur zutrauen!

NL: Sie müssen nicht nur in der Gemeinde Ihre Frau stellen, sondern auch daheim am Bergbauernhof und Sie sind Mutter von drei Töchtern. Bleibt da noch Zeit für irgendein Hobby? Karelly: Meine Familie schätzt es sehr, wenn ich mit Liebe und Leidenschaft für sie koche und backe. Nebenbei bleibt hin und wieder Zeit, die Gedanken zu ordnen und das in Reimform niederzuschreiben. Seit mehr als 20 Jahren schreibe ich Gedichte in oststeirischer Mundart – so wie mir der Schnabel gewachsen ist. Bei der Arbeit im Stall oder auf der ,Leitn‘ kommen mir da oft die besten Ideen.

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