Paul Lang, Obmann vom Waldverband Steiermark, über frisch installierte Nasslager und einen zusammengebrochenen Holzmarkt.
NEUES LAND: Seit rund zwei Wochen werden die Nasslager des Waldverbandes befüllt. Wie geht der Abtransport aus den steirischen Wäldern voran?
Paul Lang: Nach umfangreichen Vorbereitungsarbeiten für diesen gewaltigen logistischen und auch finanziellen Aufwand läuft es jetzt hervorragend und beispielhaft. Zu verdanken ist dies der hervorragenden Zusammenarbeit von Waldverband-Mitarbeitern, Frächtern und der Behörde. Wir haben bereits ein Trockenlager und zwei Nasslager errichtet und errichten derzeit gerade ein weiteres Nasslager, sodass wir alle Regionen der Steiermark bedienen können.
NL: Warum war es so dringend notwendig, diese Nasslager zu installieren?
Lang: Drei Gründe machten diesen Schritt erforderlich, nämlich das Zusammenbrechen des Schnittholzabsatzes in Richtung Italien und Spanien durch COVID 19, die markante Reduktion des Einschnittes bei den Sägewerken sowie hohe Schadholzmengen aus den angrenzenden Bundesländern und aus Tschechien. Diese Tatsachen ließen die Abfuhr unseres steirischen Holzes, welches wir für unsere Säger bereitgestellt haben, einbrechen. Aufgrund dieser Situation gab es keine andere Möglichkeit, unser Holz schnellstmöglich aus den Wäldern zu bringen. Wir wollen mit allen Kräften verhindern, dass es entwertet und vor allem eine Brutstätte für eine gewaltige Käferkalamität wird.
Hilfe durch das Land
NL: Welche Vorteile haben die Mitglieder des Waldverbandes durch diese Maßnahme?
Lang: Durch diese Maßnahme kann der Wert des Holzes unserer Mitglieder weitgehend erhalten bleiben und wir verringern die Gefahr eines Käferbefalles unserer Wälder. Dies hat vor allem unser Landesrat Hans Seitinger erkannt und durch beispiellosen Einsatz den Waldbesitzern für den gewaltigen logistischen Aufwand rasche und unbürokratische Hilfe des Landes zugesichert.
NL: Wie lange wird das Holz auf diesen sogenannten Nasslagern gelagert? Kann es trotzdem zu Qualitätsverlusten kommen?
Lang: Gelagert kann es bis zu zwei Jahre werden. Wenn die Beregnung lückenlos ist, sind die Qualitätsverluste verschmerzbar. Da diese Form der Lagerung aber sehr kostenintensiv ist, versuchen wir natürlich, die Lager ehestmöglich wieder aufzulösen. Da muss aber das Marktumfeld passen. Es gibt bereits konstruktive Vereinbarungen mit der steirischen Säge-, Papier- und Zellstoffindustrie.
NL: Wie erfolgen Abmass, Verrechnung und Bezahlung des Holzes, das zu den Nasslagern transportiert wird?
Lang: Die Übernahme erfolgt im Raummaß (RMM) inklusive einer Fotodokumentation. Die Abrechnung erfolgt in zwei Etappen – Akontierung und Endabrechnung bei Auflösung der Nasslagerstandorte.
NL: Ist in absehbarer Zeit eine Entspannung am Rundholzmarkt zu erwarten?
Lang: Leider nein. Wir hoffen, dass bis zum Herbst die Nachfrage nach frischem Holz aber wieder steigt und die Bauwirtschaft anspringt. Grundsätzlich ist der moderne Holzbau aber für die nächsten Jahre sicher weiter eine Erfolgsgeschichte.
NL: Welchen Rat können Sie den betroffenen Waldbesitzern geben?
Lang: Ich möchte mich in erster Linie für das Vertrauen der steirischen Holzbauern bedanken und bitte aber um eines: Durchhalten. In den nächsten Monaten sollen wirklich nur mehr Windwurf- und Käferholz aufgearbeitet, vielleicht schwächere Durchforstungen gemacht werden. Wenn ich mir vor Augen führe, wozu unser Holz in den nächsten Jahren überall gebraucht werden wird, bin ich aber überzeugt, dass wir Waldbesitzer auch wieder eine bessere Zeit erleben werden.
Zur Person
- Seit 2007 ist Paul Lang Obmann des Waldverbandes Steiermark und Landeskammerrat.
- Er ist verheiratet, hat drei Kinder und bewirtschaftet einen Bergbauernbetrieb im Almenland auf einer Seehöhe von 1200 Meter mit Schwerpunkt Biomilchproduktion und Forstwirtschaft.
- Ausgleich findet Lang beim Theaterspielen im Brandluckner Huab`n Theater.
Beitragsfoto: Waldverband Steiermark