Nach 36 Jahren als Schulleiterin geht die Direktorin der Fachschule Schloss Burgstall, Maria Strametz, Ende August in Pension und zieht Bilanz.
NEUES LAND: In den nächsten Wochen werden drei langjährige Direktorinnen von Fachschulen für Land- und Ernährungswirtschaft in Pension gehen. Das sind Elisabeth Giselbrecht von der Fachschule Gröbming, Reingard Neubauer von der Fachschule Graz-St. Martin und Sie als Direktorin der Fachschule Burgstall in Wies. Sie üben schon seit 36 Jahren das Amt der Direktorin aus. Freuen Sie sich schon auf Ihren neuen Lebensabschnitt?
Maria Strametz: Ich freue mich schon darauf, aber ich kann es eigentlich noch gar nicht realisieren, denn es ist eine sehr herausfordernde Tätigkeit, die mich von Montag bis Sonntag ausgefüllt hat. Gedanklich bin ich auch noch zu sehr mit den Schulschlussarbeiten beschäftigt.
NL: Haben Sie auch noch selbst unterrichtet?
Strametz: Ich unterrichtete in jeder Klasse den Gegenstand Persönlichkeitsbildung. Das war mir immer ein großes Anliegen, denn dadurch hatte ich immer Kontakt zu allen Schülerinnen und Schülern.
NL: Wie viele Klassen werden in der Fachschule Burgstall geführt?
Strametz: Unsere vier Klassen teilen sich auf zwei erste Klassen, eine zweite und eine dritte Klasse auf. Wir haben durchschnittlich rund 100 Schülerinnen und Schüler. Der Großteil sind Mädchen. Im letzten Schuljahr hatten wir insgesamt fünf Burschen.
Besondere Highlights
NL: Wenn Sie auf Ihre Zeit an der Fachschule Burgstall zurückblicken – worauf sind Sie besonders stolz?
Strametz: Erstens als wir uns von einer zweijährigen Hauswirtschaftsschule zu einer dreijährigen Fachschule entwickelt und uns für die Ausbildungsschwerpunkte Gesundheit und Soziales sowie Betriebsdienstleistung entschieden haben. Wir bieten die Heimhelfer- und Kinderbetreuerausbildung sowie die Ausbildung zur Betriebsdienstleisterin an. Zweitens der Zu- und Umbau in den Jahren von 2013 bis 2015. Eine solche Bautätigkeit in einem Schloss war für uns alle eine enorme Herausforderung. Und drittens möchte ich nicht vergessen, als wir im Schuljahr 2010/11 erstmals mit zwei ersten Klassen starten durften, weil wir so viele Anmeldungen hatten. Das haben wir bis heute Gott sei Dank halten können.
Der Vergleich
NL: Wie haben sich die Lehrinhalte und die Schüler in Ihrer Dienstzeit als Leiterin verändert?
Strametz: Natürlich gibt es Unterschiede. Aber man wächst mit den Veränderungen mit und spürt sie daher nicht so stark. Aufmerksam gemacht wird man darauf vor allem durch die Eltern der Schüler, die bei uns schon zur Schule gegangen sind. Heute haben wir Unterrichtsinhalte, die es damals noch nicht gab, wie zum Beispiel Informatik oder Unternehmensführung. Auf der anderen Seite sind Handarbeitstechniken, die wir seinerzeit intensiv gelehrt haben, heute nicht mehr gefragt und zeitlich auch nicht mehr möglich. Einige Traditionen haben wir uns aber schon erhalten können, wie zum Beispiel das Dirndlnähen. Das haben wir nie aufgegeben und wie wir heute sehen, liegt die Tracht wieder absolut im Trend. Die Schülerinnen und Schüler vor 30 Jahren mit der Jugend von heute zu vergleichen ist schwierig. Die Jugendlichen sind Spiegelbild der Gesellschaft und fordern uns heute auf eine andere Art und Weise wie damals. Sie haben heute halt andere Interessen. Das muss man akzeptieren. Was sich gewaltig verändert hat, ist die Unterrichtsmethodik selbst, vor allem durch den Einzug der Digitalisierung. Das hierarchische Leiterbild wurde abgelöst von einem täglichen Miteinander auf allen Ebenen.
Eine Reifezeit
NL: Unter den verschiedenen Schultypen hat längst der Kampf um die Schüler eingesetzt. Was spricht für den Besuch einer Fachschule für Land- und Ernährungswirtschaft?
Strametz: Das ist ganz sicher der umfangreiche praktische Unterricht. Der Erwerb von vielseitigen Kompetenzen hilft den jungen Menschen bei ihrer Berufswahl. Sie können in diesen drei Jahren reifen und treffen dann Entscheidungen, die zu ihnen passen. Außerdem haben sie die Möglichkeit, nicht nur den Fachschulabschluss mit dem Facharbeiterbrief zu erwerben, sondern auch den einen oder anderen Berufsabschluss.
NL: Und die Haushaltsführung?
Strametz: Das ist vor allem den Eltern ein großes Anliegen. Für die Schüler ist das mit 14 Jahren noch fremd. Für sie ist die Frage wichtig: was bin ich nach drei Jahren und was habe ich von dieser Ausbildung?
NL: Wie viele Schüler haben heuer ihre Ausbildung in der Fachschule Burgstall beendet und was machen die jungen Menschen weiter?
Strametz: 23 Schülerinnen und drei Schüler haben die Schule beendet. Von ihnen haben neun die Heimhelferausbildung abgeschlossen, zwei davon beginnen bereits als Heimhelfer zu arbeiten. Sechs beginnen im Herbst mit der Ausbildung zur Pflegeassistenz beziehungsweise –fachassistenz. Zwei Schülerinnen werden im vierten Ausbildungsjahr ein Praktikum im Kindergarten anschließen. Drei Schülerinnen haben die Berufsreifeprüfung als Ziel und andere steigen in verschiedene Lehrberufe ein. Einige wenige sind noch in der Bewerbungsphase.
NL: Ist da gar keine darunter, die jetzt schon weiß, dass sie in der Landwirtschaft bleibt?
Strametz: In der jetzigen dritten Klasse war keine, die in der Landwirtschaft bleiben wird. Aber in der zweiten Klasse haben wir schon einige, die daran denken, daheim in der Landwirtschaft zu bleiben.
Zur Person
Die gebürtige Lödersdorferin Maria Strametz trat 1979 in den Schuldienst ein. Seit 1985 ist sie Direktorin, zuerst in der Fachschule St. Johann im Saggautal, dann in der Fachschule Wagna und seit 1999 in der FS für Land- und Ernährungswirtschaft Burgstall – St. Martin. Sie ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und wohnt in St. Oswald ob Eibiswald.
Fotos: Brodschneider