Herbert Lebitsch, Bauernbund-Spitzenkandidat für den Bezirk Hartberg-Fürstenfeld, über seine Tätigkeit als Bezirkskammerobmann.
NEUES LAND: Hartberg-Fürstenfeld ist ein großer Agrarbezirk. Was zeichnet den Bezirk aus?
Herbert Lebitsch: Unser Bezirk bietet so ziemlich jede Kultur – vom Weinbau und Gemüse bis hin zu den Almen im Wechselland. Wir haben rund 5000 Betriebe, von denen zwei Drittel eine Betriebsgesamtfläche von weniger als 20 Hektar haben.
NL: In welchen Sparten hat der Agrarbezirk Hartberg-Fürstenfeld landesweit eine besonders große Bedeutung?
Lebitsch: Hartberg-Fürstenfeld ist der Bezirk mit den meisten Rindern, nämlich mit über 44.000 Stück auf etwa 1150 Betrieben. Dementsprechend bedeutend ist die Milchwirtschaft. Unsere etwa 520 Milchbetriebe liefern durchschnittlich über 160.000 Kilo Milch an die Molkereien. Das sind bei uns die Berglandmilch, NÖM und Kärntnermilch. In der Geflügelhaltung sind wir in Österreich mit knapp 1,3 Millionen Tiere führend. Davon sind rund 1,03 Millionen Legehennen. Eine sehr große Bedeutung nimmt bei uns auch die Schweinehaltung mit über 103.000 Tieren auf rund 730 Betrieben ein. Auf die Zuchtsauen entfallen aktuell etwa 7200 Tiere.
Ein Jahr im Amt
NL: Wie geht es Ihnen bei Ihrer Tätigkeit als Kammerobmann?
Lebitsch: Ich übe dieses Amt seit einem Jahr aus. Mir kommt zugute, dass ich durch meine Funktion als Maschinenringobmann weiß, wo es hapert und wo Hilfe benötigt wird. Da ich aktiver Jäger bin, kenne ich die Thematik zwischen Grundeigentümern und Jägerschaft. Hier bemühe ich mich um ein gutes Miteinander auf Augenhöhe. Weiters freut es mich, ein gutes Netzwerk zu den Bürgermeistern zu haben. Besonders stolz bin ich auf unser Team in der Bezirkskammer. Unsere Mitarbeiter machen alle einen Super-Job und sind sehr kompetent und engagiert. Eine Herausforderung war auch die Neubesetzung des Kammersekretärs. Wir freuten uns, dass sich Manfred Oberer bereiterklärt hat, diese große Verantwortung auf sich zu nehmen. Und in der Kammervollversammlung sind wir auch gut aufgestellt und alle Sparten und Regionen gut vertreten. Für die Bäuerinnen und Bauern ist es wichtig, dass sie auf all ihre Fragen richtige Antworten bekommen und von uns gut unterstützt werden.
NL: Wie haben Sie bisher die Corona-Krise erlebt?
Lebitsch: Das Vertrauen der Konsumenten in die Landwirtschaft ist in jedem Fall gewachsen, die Wertschätzung gestiegen. Wichtig ist, dass sich das für die Landwirte auch in der Wertschöpfung niederschlägt. Was meine Tätigkeit als Kammerobmann betrifft, hat Corona mir insofern einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil ich viele bäuerliche Sitzungen und Veranstaltungen besuchen wollte. Dabei wollte ich mich auch den Bäuerinnen und Bauern persönlich vorstellen. Leider hat Vieles nicht stattfinden können.
NL: In Agrarfragen geben Naturschutz- und Tierschutzorganisationen sowie die Handelsketten oft Themen vor. Wie sehen Sie das?
Lebitsch: Wir dürfen nicht müde werden, der Bevölkerung zu erklären, wie die Produktion bei uns auf den Höfen passiert. Wir Bauern wollen nicht immer nur vorgeschrieben bekommen, wie wir es zu machen. Wir wollen das ja auch von uns aus tun, zum Beispiel Tierwohl, aber es muss sich rechnen. Vom Draufzahlen hat noch keiner überlebt. Und noch etwas liegt mir am Herzen – wir müssen die Herkunftskennzeichnung überall einfordern.
Humusaufbau
NL: Durch die Ökoregion Kaindorf ist im Bezirk auch viel Kompetenz rund um den Humusaufbau und die CO²-Bindung vorhanden. Wie stehen Sie dazu?
Lebitsch: Dem Humusaufbau gehört die Zukunft! Je breiter das kommuniziert wird, desto besser ist es. Der Ökoregion Kaindorf können wir es verdanken, dass wir schon auf eine langjährige Erfahrung zurückblicken können. Humusreiche Böden haben nicht nur den Vorteil, CO² langfristig zu binden, sondern sie sind auch wasseraufnahmefähiger, daher trockenheitsresistenter. Ebenso wird die Tragfähigkeit wesentlich verbessert, was gerade bei Bedingungen, wie wir sie heuer haben, beim Mähdrusch und bei der Wiederbestellung entscheidende Vorteile mit sich bringt.
Zur Person
Herbert Lebitsch wohnt mit seiner Familie in Altenmarkt bei Fürstenfeld. Hier führen sie einen Weinbau- und Buschenschankbetrieb. Lebitsch ist seit 14 Jahren Obmann des Maschinenrings Oststeiermark und seit 24 Jahren Obmann der Biowärmeliefergemeinschaft Söchau. Er ist Obmann des Genussladens Altenmarkt und seit 2019 Kammerobmann von Hartberg-Fürstenfeld.
Beitragsfoto: Brodschneider