Der Landesobmann der Landjugend Steiermark, David Reinhard Knapp, zieht eine Bilanz über die Jugendarbeit in der Pandemiezeit und kündigt große LJ-Veranstaltungen an.
NEUES LAND: An diesem Samstag, 23. April, gibt es endlich wieder einen LJ-Landesentscheid. Im Naturparkzentrum Grottenhof findet der Forstwirtschaftswettbewerb statt. Wie groß ist Deine Freude darauf?
David Knapp: Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude! Wir freuen uns schon wahnsinnig darauf, endlich wieder einen Landesentscheid in Präsenz und mit annehmbaren Corona-Maßnahmen durchführen zu können. In den letzten zwei Jahren war es wahnsinnig zermürbend für uns, jedes Mal einen Landesentscheid zu planen, um ihn dann doch wieder abzusagen. Diese Planungsunsicherheit war ein wahrer Motivationskiller für unser Tun! Jetzt können wir aber wieder zuversichtlich in die kommende Zeit blicken und freuen uns auf viele weitere Live-Veranstaltungen in der ganzen Steiermark.
NL: Coronabedingt wurden in den letzten zwei Jahren die meisten LJ-Bezirks- und Landesentscheide abgesagt oder mussten in einer anderen Form durchgeführt werden. Wie ging die Landjugend damit um?
Knapp: Wir, die Landjugend, waren eine der ersten Jugendorganisationen im Land, die mit einem umfangreichen Online-Programm auf die Lockdowns und die Corona-Maßnahmen reagiert haben. Nach einer kurzen Zeit der Frustration und der Orientierung haben wir unserer Kreativität freien Lauf gelassen und in kürzester Zeit ein ansprechendes Online-Bildungsprogramm auf die Beine gestellt. Wir haben aber auch zahlreiche Online-Agrarkreissitzungen und Online-Spotlights organisiert. Es ist uns auch gelungen, für jeden Landesentscheid eine Online-Alternative zu finden. So gab es zum Beispiel „Sommerspiele bei dir daheim“ oder einen „Landesentscheid Sensenmähen bei dir daheim“. Zurückblickend dürfen wir uns über eine stolze Bilanz freuen: 113 Online-Bildungskurse mit 4.200 TeilnehmerInnen, sechs Online-Spotlights mit 602 TeilnehmerInnen, sieben Online-Wettbewerbe mit 804 TeilnehmerInnen und zwölf Online-Agrarkreissitzungen mit rund 1.000 TeilnehmerInnen im Vereinsjahr 20/21 sprechen eine klare Sprache. Jetzt freuen wir uns aber wieder auf Live-Veranstaltungen, bei denen wir uns treffen können und gemeinsam Erinnerungen schaffen können!
Tag der Landjugend
NL: Auch der Höhepunkt im LJ-Jahr, der Tag der Landjugend, konnte heuer nicht stattfinden. Gibt es dafür noch eine Ersatzveranstaltung?
Knapp: Leider konnte unser Tag der Landjugend Anfang Februar aus bekannten Gründen nicht stattfinden. Wir haben uns aber entschlossen, diesen am Samstag, den 7. Mai 2022, in der Stadtwerke-Hartberg-Halle nachzuholen. Der Tag der Landjugend startet um 18 Uhr mit einem Wortgottesdienst, ehe es um 19 Uhr mit dem großen Festakt los geht. Es werden auch heuer wieder die goldenen Leistungsabzeichen verliehen und das beste Ortsgruppenprojekt wird mit dem Goldenen Panther ausgezeichnet. Nach dem Auftanz durch die Landjugend Bezirke Graz-Umgebung und Deutschlandsberg dürfen wir dann endlich gemeinsam unsere große Landjugend-Familie, unsere Freundschaften und alles was wir im letzten Jahr geschafft haben feiern. Wir freuen uns schon wahnsinnig auf dieses Großevent!
NL: Europaweit wird 2022 das „Jahr der Jugend“ begangen. In Österreich steht die „Woche der Landwirtschaft“ ganz unter diesem Motto. Beteiligt sich die Landjugend Steiermark in irgendeiner Form daran?
Knapp: Am 4. Mai wird es eine Veranstaltung mit dem klingenden Titel „Future Farm Rockers – Jugend im Rampenlicht“ am Steiermarkhof geben. Nach einem Input von Professor Kirner, der Ergebnisse der Jugendstudie präsentieren wird, gibt es unterschiedliche Statements von innovativen Köpfen aus verschiedenen Bereichen der Landwirtschaft. Den Abschluss dieser Veranstaltung wird eine Diskussionsrunde bilden, bei der auch das Präsidium der Landwirtschaftskammer Steiermark den Jugendlichen Rede und Antwort stehen wird. Wir dürfen uns also auf viele neue und bemerkenswerte Einblicke in die Land- und Forstwirtschaft freuen
Viele Neumitglieder
NL: Die Landjugend bezeichnet sich immer als die größte Jugendorganisation im Land. Wie begründet man diesen Anspruch und gab es in der Pandemiezeit spürbare Mitgliederverluste?
Knapp: Mit über 15.200 Mitgliedern in unseren über 200 steirischen Ortsgruppen sind wir die größte Jugendorganisation im ländlichen Raum – und darauf sind wir wirklich sehr stolz! In der Pandemiezeit konnten wir unsere Mitgliederzahlen relativ stabil halten. Seit Anfang des Jahres dürfen wir eine deutliche Zunahme der Neumitgliederzahlen verbuchen. Ich glaube, das ist ein Zeichen dafür, dass sich die Jugendlichen nach echten Freundschaften und unvergesslichen Erlebnissen in einer starken Gemeinschaft sehnen.
NL: Die Coronapandemie brachte es mit sich, dass viele Weiterbildungsveranstaltungen online abgehalten wurden. Man hört, dass das sehr erfolgreich war. Wie wird man die digitalen Angebote weiterführen?
Knapp: Nachdem die Online-Kurse so gut von unseren Mitgliedern angenommen wurden, werden wir diese auch in Zukunft weiterführen. Wir haben uns für die kommende Bildungssaison wieder einen bunten Mix aus Online-Bildungskursen, Online-Agrarkreissitzungen und Online-Spotlights überlegt. Diese werden in Zukunft unser Angebot abrunden bzw. erweitern.
NL: Die Landjugend ist von ihrer Geschichte her tief mit der Landwirtschaft und dem Bauernstand verbunden. Wie stark spiegelt sich heute die bäuerliche Herkunft in der Mitgliederstruktur wider? Welche Rolle spielte heute noch die Land- und Forstwirtschaft im Arbeitsprogramm der Landjugend?
Knapp: Die Land- und Forstwirtschaft spielt nach wie vor eine zentrale Rolle in unserer Organisation. Etwa die Hälfte unserer Mitglieder stammt von einem Bauernhof. Unser Arbeitsprogramm beinhaltet Veranstaltungen wie das Agrarpolitische Seminar, Agrarkreissitzungen, Agrarreisen, landwirtschaftliche Seminare und Wettbewerbe wie den Landesentscheid Forst, den Landesentscheid Sensenmähen, den Landesentscheid Pflügen oder die Agrar- und Genussolympiade. Wir führen auch jedes Jahr eine Lebensmittelaktion statt. Die diesjährige Aktion unter dem Titel „Verleih deinem Leben Würze“ stellt heimische Kräuter in den Mittelpunkt. Unsere Ortsgruppen werden heuer selbst Kräuter anbauen, pflegen, ernten und anschließend zu Kräuter- und Gewürzprodukten verarbeiten. Diese Produkte werden dann bei den einzelnen Erntedankfesten in den Pfarren an die Bevölkerung ausgeteilt. Ziel unserer Lebensmittelaktionen ist es stets, die Lebensmittel und Leistungen unserer heimischen Bäuerinnen und Bauern in den Fokus der Bevölkerung zu rücken.
Wir haben uns auch dazu entschlossen, heuer den größten Chor, den die Landjugend je gesehen hat, zu bilden und zwei Erntedankkonzerte zu veranstalten. Diese werden am 23. September in der Stiftskirche Admont und am 24. September in der Pfarrkirche Hartberg stattfinden. Diese Konzerte darf man auf gar keinen Fall verpassen! Wir haben die letzten zwei Jahre aber auch gut genutzt und den „Landesentscheid Jagd“ entwickelt. Dieser Wettbewerb, der zum ersten Mal am 15. Oktober in der Kettner-Schießarena im Zangtal stattfinden wird, besteht aus den drei Teilbereichen theoretisches Wissen, praktisches Können und Schießen.
Bundespflügen
NL: Heuer findet auch das LJ-Bundespflügen in der Steiermark statt. Das soll ein Mega-Event werden. Wie bedeutend sind Großveranstaltungen für die Jugend?
Knapp: Der Bundesentscheid Pflügen wird heuer von 18. bis 21. August in Dobl-Zwaring im Bezirk Graz-Umgebung stattfinden. Bei diesem Bundesentscheid werden sich wieder die besten PflügerInnen aus ganz Österreich messen und ihr Können unter Beweis stellen. Am Samstagabend wird es dann wieder die Siegerehrung mit anschließender Siegerparty geben. Als Landjugend sind wir weithin für unsere großartigen Veranstaltungen bekannt. Egal welche Größe eine Veranstaltung hat – das Organisieren einer Veranstaltung festigt den Zusammenhalt in der Ortsgruppe. Außerdem kann man dabei sehr viel lernen, die Liste der erworbenen Softskills ist lang.
NL: Wie wichtig ist die Unterstützung der Landwirtschaftskammer Steiermark für die LJ-Arbeit?
Knapp: Ohne die Unterstützung der Landwirtschaftskammer Steiermark wäre der Betrieb der Landjugend nur schwer möglich, unterstützt sie uns doch durch die Finanzierung der Personal- und Infrastrukturkosten. Außerdem können wir bei vielen unserer Bewerbe auf deren MitarbeiterInnen als ReferentInnen und JurorInnen zurückgreifen. Des Weiteren pflegen wir einen guten Austausch mit der Landwirtschaftskammer – sei es bei Kammervollversammlungen oder bei Präsidiumsgesprächen. Wir sind sehr dankbar für die großzügige Unterstützung!
Zur Person
David Reinhard Knapp (29) ist seit dem Jahr 2007 Mitglied der LJ-Ortsgruppe St. blasen. Er war acht Jahre lang Mitglied im Ortsgruppenvorstand und fünf Jahre Bezirksobmann in Murau. Seit sechs Jahren ist er im LJ-Landesvorstand, seit drei Jahren Landesobmann. Nach der Matura an der HTBLA Zeltweg, Abteilung Hochbau und Holzbau, leistete er im Benediktinerstift St. Lambrecht den Zivildienst ab. Anschließend studierte er an der TU Graz die Bauingenieurwissenschaften und legte die Diplomprüfung ab. Jetzt ist David Knapp als Bauingenieur beim Bau- und Zimmermeisterbetrieb DI Ferdinand Holweg GmbH in Murau tätig.
Foto: Landjugend