Im Interview: Andrea Schönfelder

von Karlheinz Lind

Landjugend-Landesleiterin Andrea Schönfelder über die Corona-Krise, Alternativen zu abgesagten Veranstaltungen und viel Motivation.

NEUES LAND: Die Landjugend ist die größte Jugendorganisation in der Steiermark. Wie haben Sie als Landesleiterin den Ausbruch der Corona-Krise erlebt?

Andrea Schönfelder: Wir haben gleich zu Beginn alle Bezirks- und Ortsgruppen darüber informiert, dass alle öffentlichen Termine bis Ende August abgesagt werden. Darunter fielen alle Generalversammlungen, Brauchtumsveranstaltungen und vieles mehr. Wir als junge Generation wollten nicht zur Verbreitung des Corona-Virus beitragen.

 

NL: Aber genau für diese vielen Veranstaltungen ist die Landjugend bekannt. Wie sind Sie mit dieser Situation umgegangen?

Schönfelder: Wir haben versucht, Alternativen zu finden. Anfangs haben wir Einkäufe für ältere Personen durchgeführt. In nahezu jeder zweiten Gemeinde haben unsere Ortsgruppen ihre Hilfe angeboten, die auch angenommen wurde. Weiters haben wir online-Kurse organisiert. Besonders beliebt waren dabei die Sportkurse.

 

NL: Wie kann man sich einen online-Sportkurs vorstellen?

Schönfelder: Eine Fitnesstrainerin hat in ihrem Wohnzimmer die Übungen vorgezeigt und wir haben zu Hause nachgemacht. Im Schnitt haben 100 Landjugendmitglieder an diesen Kursen teilgenommen.

 

NL: Wie geht es nun weiter?

Schönfelder: Die Landjugend-Sommerspiele hätten nächste Woche stattgefunden, auch die haben wir abgesagt. Aber es gibt ein Alternativprogramm. Unsere Mitglieder setzen sich zu Hause aufs Rad oder gehen Laufen. Die Strecken werden mittels App aufgezeichnet und in unserem Büro ausgewertet. Eine spannende Sache. An der Planung der Landjugend-Wallfahrt sind wir aber noch dran, die wollen wir durchführen. Probleme gibt es jedoch bei den Fußwallfahrern. Bei den Übernächtigungen auf den Almhütten können die gesetzlich notwendigen Abstände nicht immer eingehalten werden.

 

NL: Gerade bei Jugendlichen haben Gemeinschaft und das Zusammenkommen einen hohen Stellenwert. Wie ging die Jugend insgesamt mit den Einschränkungen in der Corona-Krise um?

Schönfelder: Für mich persönlich war es eine ganz schwierige Situation. Ich war ja nahezu jedes Wochenende bei Landjugend-Veranstaltungen unterwegs. Plötzlich hatte ich unendlich viel Freizeit und kam mir fast nutzlos vor. Ich glaube, dass es auch ganz vielen anderen so ergangen ist. Deshalb freuen wir uns umso mehr, dass Vorstandssitzungen wieder im persönlichen Kontakt durchgeführt werden.

 

NL: Besteht die Gefahr, dass Ortsgruppen nach der Corona-Krise nicht mehr so richtig in die Landjugend-Spur finden?

Schönfelder: Das kann man nicht pauschal beantworten. Viele Mitglieder starten jetzt voll durch und manche werden sich auch von der Landjugend verabschieden. Sie werden die Freizeit in Zukunft anders nutzen.

 

NL: Stichwort zweite Welle. Wie sehen Sie die Zukunft in der Landjugend?

Schönfelder: Es ist absolut schwierig, die Situation einzuschätzen. Für uns war das erste Mal bereits eine enorme Herausforderung. Im Gegensatz zur älteren Generation hatten wir noch nie geschlossene Grenzen oder andere Einschränkungen in dieser Art und Weise erlebt. Auch die Unsicherheit bei der Planung von Aktivitäten wie etwa Theatervorstellungen oder Festen ist da. Wir wissen ja nicht, ob es diese im nächsten Jahr geben wird. Ich bin davon überzeugt, dass wir gestärkt aus der Krise gehen werden.

 

 

Zur Person

  • Seit 2017 steht die in Oberaich lebende Andrea Schönfelder der Landjugend Steiermark als Landesleiterin vor.
  • Die Absolventin der HTL in Leoben arbeitet als Produktionsplanerin bei der Voest Alpine Edelstahl in Kapfenberg.
  • Zu den Hobbys der 26-Jährigen zählen neben Tennis, Radfahren und Schifahren die Landjugendarbeit und der Musikverein.

 

Beitragsfoto: Landjugend Steiermark

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