Die immer mehr werdenden Reiher, Kormorane und Otter verderben den steirischen Teichwirten die Freude über eine sehr gute Ernte.
Die Fischernte in der Steiermark lässt die Herzen der Teichwirte höherschlagen. „Die Karpfen sind wie die Schwammerl gewachsen“, freut sich Teichwirteverband-Geschäftsführer Helfried Reimoser. Als Gründe dafür nennt er die ausreichenden Niederschläge und das den Fischen reichlich zur Verfügung stehende Naturfutter. Damit unterscheidet sich die Situation bei uns deutlich von jener in Ober- und Niederösterreich. Dort mussten die Teichwirte aufgrund der lang anhaltenden Hitze und geringen Niederschläge massive Fischverluste hinnehmen.
Eigentlich müsste sich bei den Steirern angesichts der guten Ernte eine Jubelstimmung breit machen. Das ist aber nicht der Fall. Sie haben nämlich immer mehr Probleme mit Frischräubern wie Reiher, Kormorane oder Otter. „In vielen Teichen werden bis zu 50 Prozent der Fische weggefressen. Wir ernten durchschnittlich 700 Kilo Fische pro Jahr, möglich wären aber 1500 Kilo“, gibt sich Reimoser besorgt. Daher fordern die steirischen Fischbauern schon seit Jahren ein eigenes „Fischfressermanagement“, das auch eine Bejagung erlaubt. In vier Bundesländern – Oberösterreich, Niederösterreich, Salzburg, Kärnten – gibt es das bereits.
Schutzvorrichtung
Vorerst bleibt den steirischen Fischbauern nichts anderes übrig, als ihre Gewässer mit einem Hagelnetz zu überziehen und mit einem Otter-dichten Schutzzaun zu versehen. Das kostet allerdings sehr viel Geld und funktioniert nur bei kleinen Teichanlagen.
Jetzt stehen die Teichwirte mitten in der Ernte. Die Hauptfischart in der Steiermark ist der Karpfen mit einem Marktanteil von rund 40 Prozent. Dahinter folgen Forelle, Saibling, Lachsforelle, Amur, Zander, Wels, Hecht und Schleie. Etwa zwei Drittel der heimischen Fische – rund 500 Tonnen – gelangen über die Direktvermarktung zum Konsumenten. „In Graz gibt es kaum noch einen Bauernmarkt, auf dem man nicht auch Fische erwerben kann“, berichtet Reimoser. „Vor 20 Jahren war der Fisch-Stand die Ausnahme.“
Warum der steirische Fisch immer öfters den heimischen Speisezettel bereichert, hat mehrere Gründe. Zum einen gelten fangfrische Fische als sehr gesund, weil sie viele ungesättigte Fettsäuren und keine Histamine haben. Das Karpfenfleisch zum Beispiel bietet hochwertigstes Eiweiß mit einem geringen Bindegewerbsanteil und ist dadurch leicht verdaulich. Zum anderen ist die kundenfreundliche Zubereitung stark gestiegen. Das Karpfenfilet wird geschröpft und kann daher praktisch grätenfrei angeboten werden. „Damit hat sich für uns ein Marktsegment geöffnet, das früher nicht da war“, betont Reimoser.
Steirerfisch
- Die Fischteichfläche in der Steiermark beträgt rund 1000 Hektar.
- In der Steiermark gibt es rund 400 Teichwirte.
- 70 Fischbauern bieten ihre Produkte ab Hof und auf Bauernmärkten zum Verkauf an.
- Heimische Fische kommen unter der Bezeichnung „Steirerfisch“ auf den Markt und erfüllen strenge Richtlinien.
Beitragsbild: MT Holler