Flüchtlingszahlen steigen wieder

von Karl Brodschneider

Die Kriegsberichterstattung aus der Ukraine verlagerte sich in den letzten Tagen auf die Städte Enerhodar, Tschornomorsk und Odessa. Das hat seine guten Gründe. In Enerhodar steht ein Atomkraftwerk, das in den letzten Tagen mehrfach beschossen worden ist. Von wem diese Angriffe ausgegangen sind, lässt sich nicht verifizieren. Tatsache ist aber, dass ein massiver Schaden in diesem Atomkraftwerk gewaltige Auswirkungen auf die beiden kriegsführenden Länder sowie ganz Europa haben kann. Der Gau von Tschernobyl im Jahr 1986 ist uns allen noch in guter Erinnerung. Ähnliches darf sich nicht mehr wiederholen.

Von den Häfen in Tschornomorsk und Odessa sind endlich die ersten mit Weizen, Mais und Sonnenblumenschrot beladenen Schiffe ausgelaufen. Ein Abkommen zwischen den beiden Kriegsparteien macht solche Schifftransporte wieder möglich. Allerdings erfolgt das alles in sehr kleinem Umfang. Dabei gehören die Ukraine und Russland zu den größten Getreideexporteuren weltweit. Zu ihren Hauptabnehmern zählen auch die nordafrikanischen Staaten. Wenn diese kein Getreide in ausreichender Menge und zu einigermaßen vernünftigen Preisen bekommen, tut sich ein weiteres Riesenproblem auf. Dann ist der soziale Frieden im jeweiligen Land und in den großen Flüchtlingslagern gefährdet. Das würde dazu führen, dass es zu den nächsten Flüchtlingsströmen Richtung Europa kommen würde. Schon jetzt nehmen auch bei uns die Flüchtlingszahlen dramatisch zu, auch wenn wir das noch wenig wahrnehmen, denn derzeit gilt die mediale Aufmerksamkeit noch dem Krieg in der Ukraine.

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