Steirische Stiermäster stehen aufgrund der niedrigen Erzeugerpreise massiv unter Druck. Ein betroffener Landwirt schildert seine Lage.
Gerhard Kollar ist mit Leib und Seele Stiermäster und Bauer. Er bewirtschaftet im Nebenerwerb gemeinsam mit seinem Bruder Erich und Lebensgefährtin Sandra einen Stiermastbetrieb in der Gemeinde Söding-St. Johann. Doch seit geraumer Zeit herrscht am Betrieb getrübte Stimmung. Der Grund dafür sind die absolut unzufriedenen Erzeugerpreise im Jungstiersegment. Gerhard Kollar dazu: „Nach unserem Stallneubau im vergangenen Jahr haben wir derzeit 80 Stiere am Hof stehen. Bei den aktuellen Preisen verlieren wir rund 250 Euro pro Stier im Vergleich zum Jahr davor.“ Somit gingen am Hof der Familie Kollar rund 20.000 Euro Umsatz verloren, bei gleichbleibenden Kosten.
Betriebsbesuch
Um sich ein Bild von dieser dramatischen Situation er Stiermäster zu machen, besuchten kürzlich Rinderzucht Steiermark-Obmann Matthias Bischof als Vorsitzender des Tierzuchtausschusses der LK und Werner Preßler, Obmann der Bezirksbauernkammer Voitsberg den Betrieb. Bischof erörterte die Problematik im Schlachtstierbereich: „Im AMA-Fleischsegment haben wir derzeit akute Absatzprobleme. Eine große Handelskette konnte die vereinbarten Mengen bei weitem nicht vermarkten. Somit ergab sich ein enormer Rückstau an schlachtreifen AMA-Stieren.“ Die Fleischbranche musste Geld in die Hand nehmen, um neue Absatzmärkte zu erreichen. Damit wurde ein notwendiges Ventil geschaffen, um die Angebots- und Nachfragesituation wieder ins Lot zu bringen.
Rindfleischimport
Angesprochen auf den in Zukunft zu erwartendem, erhöhtem Import von Rindfleisch in die Europäische Union und somit auch nach Österreich erklärt Bischof: „Das Abkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten lehnen wir kategorisch ab. Bei uns steigen die Produktionsstandards ständig und gleichzeitig sollen wir mit Rindfleisch aus Südamerika am gleichen Markt bestehen können. Als Fraktionssprecher der ÖVP in der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer fordere ich deshalb eine verpflichtende Kennzeichnung von Lebensmittel, besonders in der Gastronomie.“ Bischof weiter: „Die Produktionssparte der Stiermast darf in der Steiermark nicht verloren gehen. Damit einhergehend muss auch die Mutterkuhhaltung gesichert werden. Sie liefet qualitativ hochwertige Einsteller für die Mast“.
Expansion
Grundsätzlich will man am Betrieb Kollar weiterwachsen. Betriebsführer Gerhard Kollar dazu: „Im Jahre 1990 haben mein Bruder Erich und ich die Landwirtschaft von unseren Eltern gemeinsam übernommen. Nun bewirtschaften wir 30 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, 20 Hektar davon sind im Eigenbesitz.“ Da die beiden Söhne von Gerhard Kollar und Lebensgefährtin Sandra, Jonas und Matteo, großes Interesse an der Landwirtschaft zeigen, wurde der Stallneubau im vergangenen Jahr realisiert. Kollar weiter: „Es wäre sehr traurig, wenn unsere Kinder keine Zukunftsperspektiven mehr haben.“
Investitionen
Insgesamt wurden am Hof 350.000 Euro investiert. Aufgrund hoher Auflagen seitens der Gemeinde und Anrainereinsprüchen mussten vor dem Bau Gutachten im Gesamtwert von über 20.000 Euro vorgelegt werden. Trotz aller Probleme konnte das Projekt umgesetzt werden, denn Gerhard Kollars Motto lautet: „Aufgegeben wird nur ein Brief“.
Anfang nächsten Jahres ist auch der Bau von zwei Fahrsilos mit rund 1000 Kubikmeter Fassungsvermögen geplant. Kollar abschließend: „Aufgrund unseres Platzangebotes könnten wir nochmals einen Maststall für 80 Stiere bauen, der alte Stall wird dann zum Quarantäne-Gebäude. Doch unter den jetzigen Voraussetzungen wird daraus wohl nichts werden.“
Beitragsfoto: Lind