Der heimische Bio-Apfel ist ein wahrer Exportschlager und wurde nach schwierigen Anfangsjahren zu einer richtigen Erfolgsgeschichte. Doch wie sieht seine Zukunft aus?
Was mit einer Handvoll Bauern begann, entwickelte sich zu einem neuen Produktionsstandard im steirischen Apfelland – der biologische Obstbau. Knapp 20 Prozent der Apfel-Anbauflächen werden derzeit nach biologischen Richtlinien bewirtschaftet. Die größte Erzeugerorganisation des Landes, die Obst Partner Steiermark (OPST), zählt bereits etwa 50 Prozent Bio-Bauern. Fritz Prem ist deren Obmann, Präsident des europäischen Bio-Obst-Forums – einer Plattform für Bio-Erzeugergemeinschaften in Europa – und Bio-Obstbauer in Kaindorf bei Hartberg.
Unterschiede
Er gilt als exzellenter Branchenkenner und erklärt den Unterschied zwischen konventioneller und biologischer Produktion sehr plakativ: „Der klassische Obstbauer stellt sich bei Problemen im Obstgarten die Frage, was er dagegen spritzen kann. Der Biobauer fragt zuerst, warum die Probleme aufgetaucht sind und ob er etwas falsch gemacht hat.“ So sei, beginnend in den späten 1980er Jahren bis heute, ein richtiger Quantensprung in der Produktion erreicht worden. Prem weiter: „Anfangs gab es durch fehlendes Wissen und mangelnde Technik größere Ausfälle durch Schaderreger. Ein sehr guter Preis im Verkauf ermöglichte aber diese so positive Entwicklung. Mittlerweile steht die Produktionsart schon sehr gut da.“ Die Absatzzahlen von steirischem Bio-Obst steigen weiterhin und viele Probleme, mit denen die konventionellen Kollegen derzeit kämpfen, scheinen für die Bio-Branche nicht zu existieren. Woran liegt das eigentlich?
Der Bio-Experte dazu: „Das hat zahlreiche Gründe. Viele Konsumenten wollen keine Pflanzenschutzmittelrückstände auf ihrem Obst. Ob alle Grenzwerte unterschritten werden ist ihnen egal, sie wollen gar keine, sobald es ein alternatives Angebot gibt. Außerdem sind wir in der Vermarktung besser aufgestellt. Stehen den vier größten Handelsketten, die zusammen mehr als 90 Prozent der Lebensmittel in Österreich verkaufen, derzeit mehr als 20 konventionelle Anbieter gegenüber, sind es im Bio-Bereich nur drei.“ Damit werden trotz einer nationalen Überproduktion – jeder zweite Bio-Apfel wird exportiert – stabile Preise erzielt. Außerdem wächst, laut dem Branchenkenner, der europäische Bio-Markt jährlich um etwa sieben Prozent. Zusätzlich gehe vom Großproduzenten Polen derzeit keine Gefahr aus, weil dort keine nennenswerten Bio-Mengen hergestellt werden.
Erfolgskonzept
Die Zukunft des Bio-Apfels sieht Prem sehr positiv, wenn im Verkauf weiterhin hochprofessionell gearbeitet wird und in der Produktion ein paar Grundsätze beachtet werden. „Das Wichtigste derzeit ist, dass Umstellungsbetriebe sich in eine der drei österreichischen Verkaufsstrukturen eingliedern. Alleingänge und damit eine Zerteilung des Angebots am Markt wirken sich erfahrungsgemäß sehr negativ aus.“ Auch die bisherigen Erfolgskonzepte müssen weiterhin konsequent umgesetzt und auch verbessert werden: „Geschmacklich ansprechende Sorten sind in Zukunft ein Muss. Außerdem kann eine zu hohe Produktionsmenge pro Hektar nachteilig für den Geschmack sein. Auch hier sollte das Optimum zwischen Menge und Qualität streng eingehalten werden.“
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