Energietag der Bezirkskammer Obersteiermark. Die Energieeffizienz gewinnt eine immens große Bedeutung. Photovoltaikanlagen boomen.
In Abstimmung mit dem Referat Energie, Klima und Bioressourcen in der Landwirtschaftskammer fand der Energietag der Bezirkskammer Obersteiermark heuer schon zum sechsten Mal statt. So wie im Vorjahr wurde er auch diesmal online abgehalten. Einleitend schilderte Kammerobmann Andreas Steinegger die Ausgangssituation. Österreich hat es sich zum Ziel gesetzt, den Stromverbrauch bis 2030 aus 100 Prozent im Inland erzeugter erneuerbarer Energie zu decken. Das heißt, dass bis zum Ende dieses Jahrzehntes in Österreich zusätzlich 27 TWh aus erneuerbarer Energie hergestellt werden müssen. Davon sollen 11 TWh aus Photovoltaik kommen.
Klaus Engelmann von der Landwirtschaftskammer schilderte die Voraussetzungen, die sich durch das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) ergeben und stellte die verschiedenen Formen der Erneuerbaren Energiegemeinschaften vor. „Theoretisch sind alle Rechtsformen möglich, aber am sinnvollsten sind jene einer Genossenschaft oder eines Vereines.“
Internationales Projekt
Praxisbeispiele aus dem Naturpark Almenland stellte KEM-Manager Martin Auer vor. Zusammen mit der Energie Steiermark wurden die Projekte „Smart Energy Community“ und „smartCommunity P2P Plattform“ initiiert. Dazu kommt das internationale Forschungsprojekt „CLUE“, wo der Naturpark Almenland eine von zwei Demoregionen ist. Auch wenn noch wichtige Rahmenbedingungen fehlen, konnte Auer schon ein erstes Resümee ziehen: „Strom stärker dezentral erzeugen und bei konstanten Kosten verbrauchen.“
Über eine riesige Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen berichtete Thomas Loibnegger von der Landeskammer. „Viele Firmen sind für das heurige Jahr völlig ausgebucht. Die Kosten für PV-Anlagen sind zwar um bis zu 30 Prozent gestiegen, gleichzeitig erhöhten sich aber auch die Einspeisetarife“, sagte Loibnegger. Ausführlich setzte er sich mit dem Begriff des energieautarken Bauernhofes auseinander. Auf dem Weg dorthin spielen Stromspeicher eine entscheidende Rolle. „Batterien erhöhen zwar die Autarkie, verdoppeln aber die Gestehungskosten. Daher muss man auf die vier Bereiche Energieeffizienz, Energieerzeugung, Energiespeicherung und Energiemanagement großes Augenmerk legen“, betonte der Fachmann. Die Basis bei der Energieeffizienz für die Dimension eines Speichers ist das Stromlastprofil. „Damit muss man beginnen“, riet Loibnegger. Sein Zugang zur Energieautarkie lautet: „Die Realität ist eine prozentuelle Energieunabhängigkeit.“ Dabei sind Eigenversorgungsgrade von 60 bis 70 Prozent machbar. Bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung spielen mehrere Faktoren eine wichtige Rolle. Loibnegger nannte die Investitionskosten, die Förderungen, den Stromtarif, die Speicherkapazität und die Vollladezyklen.
Zwei Praxisbeispiele von aktiven Landwirten rundeten das Vortragsprogramm ab. Robert Schrenk aus Passail hat auf seinem Betrieb mit Freilandlegehennenhaltung und Nudelproduktion in den letzten zehn Jahren schon drei Photovoltaik-Anlagen installiert. Heuer kam auch schon ein Energiespeicher mit sechs Speichermodulen zu je 5 KW dazu. Eine weitere Dachanlage und das Projekt einer Überdachung des Hühnerauslaufs mit PV-Paneelen sind geplant. „Es gibt Tage, an denen wir den benötigten Strom fast zu 100 Prozent selbst erzeugen“, freute er sich und merkte an: „Photovoltaik ist aber nichts für ungeduldige Menschen.“
Florian Leitner aus Weißkirchen schwörte auf das genaue Studieren des Stromlastprofils. „So kriegt man erst das richtige Gefühl dafür, was auf dem Betrieb los ist. Wir sind zum Beispiel draufgekommen, dass die elektrische Fußbodenheizung im Melkstand sehr viel Strom benötigt hat. Da gab es ein großes Einsparungspotential.“ Und er ließ wissen, dass man die Versorgung mit eigenem Strom am Betrieb schon von 35 auf 55 Prozent steigern konnte.
Alles über Energiespeicher
Abschließend wurde auf zwei weitere Online-Veranstaltungen zu diesem Thema aufmerksam gemacht. Am 28. April am Abend stehen Energiespeicher am Prüfstand. Dabei gibt es auch ausführliche Informationen, wie Wasserstoffspeicher in der Praxis funktionieren. Und am 3. Mai dreht sich alles um den energieautarken Land- und Forstbetrieb. Anmeldungen per Email an energie@lk-stmk.at
Beitragsfotos: adobestock, Brodschneider