Der Ruf der „Mooskirchner Altsteirer“ reichte weit über die heutigen Landesgrenzen hinaus. Legendär ist auch heute noch ihr traditionelles Schlusslied „Steirer san ma“. Text von Herbert Blatnik.
Sie waren die berühmteste Musikkapelle der Steiermark. Um 1880 hatte ein Mooskirchner Färbermeister, der Bassgeigenspieler, fünf Musikanten aus dem Bauernstand um sich geschart und eine Steirerkapelle gegründet. Sie waren noch völlig unbekannt, probten und spielten aber mit einer unbändigen Begeisterung. Ihre Besetzung bestand aus Primgeige, steirischer Harmonika, Sekundgeige, Viola, Bassgeige und Hackbrett. Schon bei ihren ersten Auftritten trugen sie Altsteirertracht, erst später traten sie auch in anderer Kleidung auf. Um 1900 waren sie schon in der ganzen Steiermark bekannt. Alljährlich wurden sie nach Graz gebeten, um auf Hochzeiten und Bällen zu musizieren. Bei den traditionellen Volkstrachtenfesten der Grazer Herbstmesse waren sie der Hauptprogrammpunkt.
Altsteirerlied
Im Jahr 1908, zum 60-Jahr-Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph, wurden sie nach Wien eingeladen. Der Wiener Hof war sehr angetan von ihrer Kunst. Der Kaiser lobte sie überschwänglich. Ihr Altsteirerlied, das sie stets zum Abschluss jeder Veranstaltung spielten und sangen, wurde von vielen anderen Musikanten übernommen: „Steirer san ma, Steirer bleib ma, so lang das Herz tuat schlogn und so leb ma und so bleib ma, bis uns außi trogn.“
Die Mooskirchner hatten viele Anhänger. Einer, der sie als junger Harmonikaspieler noch erleben durfte, war der Schulleiter Josef Krois aus Osterwitz. In seinem Nachlass fand man einige Notenblätter mit Vierzeilern und Anekdoten über die Mooskirchner.[1] Zu einem ihrer Auftritte im Gasthof Wolfbauer in Stainz war auch ein Neffe des Gastwirtes aus Deutschland geladen. Während einer Pause sprach er mit ihnen, weil er etwas vermisste: nämlich die Notenblätter. Sie erklärten ihm, sie hätten keine. Er glaubte ihnen aber nicht.
Ohne Noten
Herr Wolfbauer erklärte ihm, das sei eine Bauernkapelle, sie brauchten keine Noten, sie könnten aber trotzdem alles spielen. Um sie auf die Probe zu stellen, bat sie nun der Deutsche, das alte Volkslied „Muss i denn zum Städtele hinaus“ zu spielen. Nach kurzer Beratung spielten sie das Lied, noch dazu so professionell, dass alle zutiefst berührt waren. Der Deutsche gab sich aber noch nicht geschlagen. Er hatte erfahren, dass sie auch komponierten. Also forderte er von ihnen noch einen Beweis ihrer Kunst. Sie sollten den traditionellen „Wolfbauer-Spruch“ vertonen und spielen. Wieder kurze Besprechung, dann stimmten alle sechs an: „Der Wolf, der ist des Bauern Feind, der Bauer ist dem Wolf kein Freund. Doch zieht man sie gemeinsam auf, etwas Gutes, Edles, wird daraus.“
Die Krois-Sammlung enthält auch einige lustige G´stanzln, die einst von den Mooskirchnern gesungen wurden. „Die Hausfrau sagt zu Mitzi, die grad die Fenstern putzt, da unten geht, ich bitt sie, ein junger Herr und stutzt. Der schaut ja nur, ob er – ihr Hoserl sehen kann. Sie sagt, der wird sich aber giften, ich hab ja gar keins an.“
Silvesterball in Köflach
Etliche Anekdoten ranken sich um diese Musikkapelle. Bei einem Silvesterball im Köflacher Brauhaus Tunner spielten sie wieder auf. Einer der Gäste war der berühmte Dichterarzt Dr. Hans Kloepfer. Er war begeistert, vor allem vom Hackbrettspieler Kogler. Nachdem er spätabends heimgekommen war, setzte er sich zu seinem Schreibtisch und widmete Herrn Kogler ein mehrstrophiges Gedicht. Zwei Strophen daraus lauten: „Schau i no so gleim zuwi, i speach des net o, wia die Schlegerl so tonznt, bold durt und bold do, ma gfulgt goar net zuaschaun, so springs umanond, und a helledis Wunda is Olls mitanond. So hon i mas denkt und so hon i´ s müaßn sogn, die Kirchnuhr will scha bold Mitternocht schlogn. Die Feda is truckn, s‘ Papier wird scha goar, und so wünsch i enk holt a glückseligs neugs Joahr!“
Die Mooskirchner Altsteirer gibt es übrigens heute noch. Einer ihrer Mitglieder ist der allen Steirern wohlbekannte Steiner Franz, der über viele Jahre volkskundliche Sendungen des ORF leitete und moderierte.
[1] Josef Krois, handschriftliches Manuskript „Altsteirische Vierzeiler“, Privatbesitz.