Hermann Glettler, der neue Bischof von Tirol, ist auf einem Bergbauernhof in Übelbach aufgewachsen. NEUES LAND besuchte seine Eltern.
Vom Ortszentrum in Übelbach führt die Gemeindestraße durch Wälder steil bergauf zum Silberberg. Nach drei Kilometern tut sich plötzlich ein wunderbarer Blick auf das Übelbachtal auf. Auf dieser Anhöhe liegt der Bauernhof der Familie Glettler vulgo Gunegg. Zwölf Hektar Wiesen und Weiden umgeben den schmucken Hof. Hier ist Hermann Glettler, der künftige Bischof der Diözese Innsbruck, zusammen mit seinen vier Geschwistern Andreas, Maria, Christine und Stefan aufgewachsen. Am vergangenen Samstag saßen alle fünf Kinder zusammen mit ihren Eltern Hermann und Maria am großen Küchentisch beisammen. Dabei gab es nur ein Thema, über das gesprochen wurde, die Bischofsernennung von Hermann.
Der 52-jährige Bauernsohn war schon als Nachfolger von Egon Kapellari als Bischof von Graz-Seckau gehandelt worden. Trotzdem kam der Ruf, nach Tirol zu gehen, für alle sehr überraschend, besonders für seine Eltern. „Es kam wie aus heiterem Himmel, damit hat niemand gerechnet“, gesteht seine Mutter. An jenem Tag als seine Nominierung zum neuen Bischof von Innsbruck in der Öffentlichkeit bekannt wurde, rief Hermann Glettler daheim an und wollte sowohl mit seiner Mutter als auch seinem Vater sprechen. „Ist etwas passiert?“, schoss es den beiden durch den Kopf. Mit der Mitteilung, dass sein künftiges Aufgabengebiet in Tirol liege, hatten sie nicht im Geringsten gerechnet.
„Wir haben ihn nie dazu gedrängt, dass er Priester wird“, sagt Hermann Glettler sen. „Aber als er es geworden ist, hatten wir schon eine große Freude“, fügt seine Gattin hinzu. Beide sind – so wie auch ihr Sohn – Mitglied der Gemeinschaft Emanuel. Beide waren im Pfarrgemeinderat tätig. Während Maria Glettler immer Bäuerin war, verdiente sich ihr Mann als Lokführer ein zusätzliches Einkommen. Zudem war er Bauernbundobmann. Daheim am Hof, der seit 1995 als Mutterkuhhaltungs- und Biobetrieb geführt wird, hat der designierte Bischof immer gerne mitgeholfen. Von daher kommt wohl auch sein Eingeständnis, dass ihm seine Eltern einen „sehr geerdeten Glauben“ mitgegeben hätten. Künftig werden seine Heimatbesuche wohl seltener werden. Das wissen auch Maria und Hermann Glettler. „Da ist zuerst schon ein Schmerz“, sagt seine Mutter, „aber man beginnt sich schnell damit abzufinden.“
Auch seine Schwester Christine, die nunmehrige Betriebsführerin, gesteht: „Zuerst war ich schon traurig, weil er weggeht. Aber als ich im Fernsehen gesehen habe, wie lieb Hermann bei seinem Antrittsbesuch in Tirol begrüßt wurde, begann ich mich zu freuen.“ Einer, der sich mitfreut, ist der Übelbacher Bürgermeister Markus Windisch: „Wir sind überzeugt, dass die Tiroler einen tollen Bischof bekommen werden.“ Fest steht schon jetzt, dass die Marktgemeinde Übelbach mindestens mit einem Bus zur Bischof-Weihe am 2. Dezember nach Innsbruck fahren wird.
Foto: Sonntagsblatt/Neuhold