Der Bischof mit dem Beil

von NEUES LAND

Der heilige Wolfgang wird nicht nur bei Viehkrankheiten angerufen, sondern auch wenn Wölfe die Rinder, Pferde und Schafe bedrohen.

 

„Gleichwohl diplomierte Tierärzte immer zahlreicher in die Provinz drängen und das Viehpulver von Kwizda bei jedem Greißler zu kaufen ist, haben die guten alten Viehpatrone nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt und wissen die Wolfgangipilger immer noch zu singen: „Heiliger Wolfgang, heil‘ Mensch und Tier, auf ewig sei dir Dank dafür.“ So schrieb der Volksschriftsteller Karl Reiterer im Jahr 1914. Er nahm an, dass der heilige Wolfgang dem heiligen Leonhard in der Verehrung durch das Landvolk ebenbürtig war.

 

Über die geschichtlichen Lebensdaten des Heiligen wissen wir relativ gut Bescheid. Wolfgang, geboren 924, war ein Bischof von Regensburg. Nach seiner Priesterweihe reiste er für eine Missionstätigkeit nach Ungarn. Seine Reise dürfte auf der Donau erfolgt sein. Mehrmals kam er in das heutige Österreich. Er starb 994 während eines Aufenthaltes in Oberösterreich. Als Reformer des Klosterlebens erwarb er sich größte Verdienste.

 

Wölfe vertrieben

Hl. wolfgang

Der heilige Wolfgang in einer Kapelle beim Bauern vulgo Holl in Hollenegg an einem alten Wallfahrerweg zur Wolfgangikirche.

Seine Verehrung als Viehheiliger begann, so erzählt die Legende, mit einem langen Aufenthalt in der Waldeinsamkeit einer Schlucht nahe Salzburg. Eines Tages hörte er Wolfsgeheul und sah gleich darauf ein verwundetes Reh auf ihn zulaufen, einige Wölfe hinten nach. Mit einem Segensspruch bannte er die Wölfe, sodass sie nicht mehr weiterkamen und sich winselnd zurückzogen. Das Reh heilte er von seinen Bisswunden. Eigentlich ist er der Schutzheilige aller Tiere, doch gilt er in der Steiermark eher als Beschützer der Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen. Die meisten Bilder und Statuen zeigen ihn mit Bischofmütze und einem Beil, das er angeblich stets bei sich trug.

 

Tausende Wallfahrer

Votivgaben

Votivgaben in der Wolfgangikirche: Rinder, Schweine, Schafe, Widder etc.

Das bedeutendste steirische Wolfgangi-Heiligtum ist die Wolfgangikirche von Hollenegg. Vor dem Ende des Ersten Weltkrieges war es die Wolfgangikirche am Bachern in der damaligen Untersteiermark. Die Wolfgangi-Prozession nach Hollenegg am jeweiligen 31. Oktober war einst ein Pflichttermin für die südweststeirische Bauernschaft. Vor dem Zweiten Weltkrieg sollen noch etwa 3000 bis 4000 Wallfahrer gekommen sein. Die Reihe der Krämerstandln reichte vom Gasthaus „Gregerhansl“ bis zum Fuß des Kirchenhügels.

 

Isabella Wippel, die Eibiswalder Sagenforscherin, erfuhr von einem betagten Wolfgangi-Wallfahrer aus Groß St. Florian: „Wir Florianer waren wohl die treuesten Florianipilger. Jahr für Jahr, bei jedem Wetter, wanderten wir auf den Wolfgangiberg hinauf. Ich war über 50 Mal einer der vier ‚Himmelträger‘. Es heißt ja, wer den schweren ‚Himmel‘ trägt, unter dem der Pfarrer geht, erwirbt sich besondere Gnaden.“ Vor dem Altar des hl. Wolfgang stellte man einst eiserne Votivtiere auf. Die schönsten soll der Schwanberger Schmied Jandl gemacht haben. Angerufen wurde der Heilige bei Viehkrankheiten und gegen Wölfe.

 

Eine Wallfahrtskirche zum hl. Wolfgang steht auch auf einem hohen Bergkamm in der Gemeinde Kienberg bei Obdach. Dorthin sollen vor Jahrzehnten noch besonders würdige Wallfahrten der Murtaler Bauern stattgefunden haben.

 

 

 

Beitrag verfasst von Herbert Blatnik, Fotos von Josef Fürbass

 

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