Wie das Brautkleid heller und „trachtiger“ wurde

von NEUES LAND

Heiraten in farbenprächtigem Trachtenkleid ist modern. Das war nicht immer so. Früher trug die Braut sogar schwarz.

Wir verbinden Tracht immer mit der „guten alten Zeit“. Also müssten die Menschen in vergangenen Jahrhunderten ja auch in prächtigem Trachtenkleid und -anzug geheiratet haben. Ein großer Irrtum: „Das bedingungslose Tragen von Trachten ist nicht über alle Zeiträume gleichermaßen festgestellbar. Am Ende des 19. Jahrhunderts nahm das Trachtenbewusstsein sogar ab“, weiß Martina Edler von der Volkskunde im Universalmuseum Joanneum. „Vor allem in der ländlichen Bevölkerung war es bis etwa in die 1930er-Jahre üblich, in Schwarz zu heiraten. Die Frauen trugen das sogenannte Schwarzseidene, angelehnt an die Mode des Bürgertums.“

Ein typisches Beispiel für das dunkle Brautkleid mit den weißen Accessoires (Brautkranz, Strauß), leider undatiert. Foto: kk

Das änderte sich ganz langsam, buchstäblich Stück für Stück. Edler: „Das erste Weiß zeigte sich in einem Accessoire, dem Schleier, später wurde die Kleidung immer heller.“ In der Nachkriegszeit war das Kostüm die erste Kleiderwahl der Braut. „Danach setze sich allmählich das weiße Brautkleid durch“, erzählt Martina Edler. „In Tracht heiraten zu wollen, wurde ab den 1970er-Jahren immer beliebter, was mit Sicherheit auf den Einfluss der Trachtenpflege und –erneuerung zurückzuführen ist.“ Wurde anfangs noch großer Wert auf Authentizität und möglichst originalgetreues Aussehen bei der Auswahl der Hochzeitstracht gelegt, ist heute immer mehr Kreativität gefragt.

Zeitgemäße Pracht in Tracht

Neue Schnitte und Designs, angelehnt an traditionelle Muster bestimmen das immer prächtiger werdende Erscheinungsbild der Braut in der Hochzeitstracht. Besondere Bedeutung kommt dabei dem Stoff zu. „Während Alltagsdirndl zumeist aus Baumwolle, Leinen oder Baumwoll-Leinengemisch für leichteres Reinigen gemacht werden, bestehen Festtrachten aus Seide“, erklärt Martina Edler. „Auch in der Farbgebung hebt sich die Festtracht und speziell das Hochzeitsdirndl ab. Sie sind von roten, blauen, violetten, grünen kräftigen Farbtönen geprägt. Brautdirndl tendieren zu hellen Farbgebungen und werden bevorzugt mit transparenten und mitunter bestickten Mousseline- oder Tüllschürzen kombiniert.“ Gerade Brautdirndl sind mit Rüschen, Borten, Spitzen, Stickereien, Perlen oder Smokarbeiten, also Schmuckfalten, reich verziert. Und meist bodenlang. Auch das unterscheidet sie von Alltagsdirndln.

Weniger modemäßig getan hat sich übrigens beim Bräutigam. Hier ist immer noch der klassiche „Altsteirer“, der „Steirische Festanzug“ oder der „Leobner“ erste Wahl. Kombiniert mit Seidenweste und -krawatte, Hut, Trachtenschmuck wie Manschettenknöpfe, Tuchring oder sogar einer Taschenuhr mit Uhrenkette, macht er das Gesamtbild eines feschen Bräutigams perfekt.

Tipp: Schätze des Alltags

Übers „Gwand“ und viel mehr über unsere steirische Kultur gibt es in der Ausstellung „Schätze des Alltags“ im Volkskundemuseum, Paulustorgasse 11-13a, 8010 Graz.
www.volkskundemuseum-graz.at

 

Beitragsbild: Bernd Hörbinger

 

 

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